
Schulden, Wohnungslosigkeit, niedrige Renten oder Schwierigkeiten, das Essen zu bezahlen. Armut kann sich ganz unterschiedlich zeigen. Häufig entsteht aus einem Problem das nächste – wenn nicht gleich mehrere Probleme zusammenkommen. Menschen, die sich um solche Fälle kümmern, können darüber viel berichten. Schuldnerberatung, Sozialverband VdK, Bahnhofsmission oder Tafel: Hier schildern vier beruflich und ehrenamtlich Tätige aus Unterfranken, was sie mit Armut verbinden – und was für sie Reichtum heißt.
1. Robert Morfeld, Schuldnerberater bei der Christophorus Gesellschaft in Würzburg: Armut bedeutet immer rechnen zu müssen

"Armut bedeutet für mich, dass die Leute mit geringem Einkommen immer rechnen müssen. Reicht mir mein Einkommen, um für den Monat auszukommen? Habe ich genug Geld, um den täglichen Bedarf zu decken oder für kleinere Anschaffungen? Kann ich mir eine Winterjacke leisten? Ist ein Besuch im Café, Kino oder Theater möglich? Kann ich mir die Mitgliedschaft meines Kindes im Sportverein und die notwendige Sportausrüstung leisten?
Reichtum heißt dann also: Ich muss mir im Alltag keine oder wenige Gedanken um Ausgaben machen. Ich muss nicht immer rechnen. Ich kann mir spontan einfach Teilhabe an Kultur, Sport und mehr leisten. Ein Spontankauf ist ein Stück weit Reichtum, weil ich dann nicht überlegen muss, ob das Konto gedeckt ist oder ich dann an anderer Stelle sparen muss."
2. Sophie Lange, Werkstudentin bei der Bahnhofsmission in Würzburg: Armut heißt, damit allein zu sein

"Armut hat für mich eine materielle und eine soziale Seite. Damit meine ich, dass man nicht einmal Wohnung und tägliches Essen bezahlen kann, sondern dafür zu Einrichtungen gehen muss. Aber auch, dass man damit allein ist und keine Unterstützung durch Familie oder Freundinnen und Freunde hat.
Bei meiner Arbeit in der Bahnhofsmission habe ich gemerkt, dass ich einfach nur froh bin, ein Dach über dem Kopf zu haben. Für mich persönlich ist das schon eine Form von Reichtum. Ich finde es schwer zu sagen, ab welchem jährlichen Einkommen Reichtum beginnt. Ich verbinde das deswegen eher mit Statussymbolen, mit denen man sich abgrenzen will. Ich denke dann an Leute in Anzügen, die im Porsche vorfahren und in meiner Lebensrealität gar nicht vorkommen."
3. Hildegard Mauersberger, Teamleiterin bei der Tafel in Würzburg: Armut ist, wenn ich mich im Alltag einschränken muss

"Armut ist für mich: nicht einkaufen zu können, was ich möchte. Armut ist, wenn ich mich im alltäglichen Leben einschränken muss. Durch meine Arbeit bei der Tafel kann ich vor allem über die Situation bei den Lebensmitteln reden. Wir merken, wie dankbar die Leute sind, wenn sie bei der Tafel auch mal etwas Besonderes bekommen wie Kaffee oder für die Kinder besondere Süßigkeiten oder einen Adventskalender.
Auf der anderen Seite ist in meinen Augen jemand reich, der sich auch mal unvorhergesehene Dinge leisten kann. Wer sich also keine finanziellen Sorgen machen muss, wenn mal etwas passiert. Wenn man in so Situationen etwas in der Hinterhand hat und nicht auf den Staat angewiesen ist – das ist für mich Reichtum."
4. Steve Metz, Kreisgeschäftsführer beim VdK Schweinfurt: Armut ist, wenn die Rente nicht reicht

"Mit Armut verbinde ich die Tatsache, dass die normalen, regelmäßigen Einkünfte bei vielen Menschen hier nicht mehr ausreichen, um einen guten Lebensstandard zu etablieren. Das sehen wir ganz besonders bei der Rente. Oft fragt man sich: Wie will man davon vernünftig leben, wenn man nicht zusätzlich privat vorgesorgt hat oder eine Immobilie besitzt? Wir rechnen hier für viele Menschen die Rente hoch, die am Ende auf dem Kontoauszug stehen wird. Da fallen viele ein Stück weit vom Glauben ab.
Statistisch betrachtet, gehört man mit einem Nettoeinkommen von 3700 Euro zu den oberen zehn Prozent. Ob das schon Reichtum ist, sei mal dahingestellt. Manche, die weniger haben, würden sagen: Klar, da ist man reich; die Superreichen können wahrscheinlich über ein solches Einkommen nur lächeln."
Es gibt reiche arme und arme reiche. das größte Geschenk und der größte Reichtum ist doch wohl immer noch die Gesundheit. Wenn man krank ist nützen auch die vielen Millionen nichts,
die man evtl. hat oder nicht hat. Ich möchte nicht mit D. Trump tauschen der ein Milliarden Vermögen auf dem Kasten hat und mit niemanden auskommt wegen seines Egos!
Interessanter ist doch die Frage wieviel frei verfügbares Einkommen (Nettoeinkommen - Kosten für Wohnen, Lebensunterhalt, Aufwendunge für Arbeit , private Versicherungen.) im Mittellwert jeder hat. Nur damit können Aussagen über den Wohlstand getroffen werden.