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Iphofen
Rückendeckung für Knauf: Jetzt kämpft die Stadt Iphofen um die Rohstoffversorgung mit Gips in der Region
Im Regionalplan könnten mögliche Gipsabbaugebiete in Unterfranken deutlich reduziert werden. Das will Iphofen aus gutem Grund verhindern. Wie groß ist die Sorge?
Im Bergwerk Hüttenheim baut Knauf unter Tage Gips und Anhydrit ab, der dann in benachbarten Werken verarbeitet wird.
Foto: Thomas Obermeier | Im Bergwerk Hüttenheim baut Knauf unter Tage Gips und Anhydrit ab, der dann in benachbarten Werken verarbeitet wird.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 23.02.2025 02:28 Uhr

In Iphofen wächst die Sorge um die Rohstoffversorgung seines mit Abstand größten Gewerbesteuerzahlers Knauf. Offenbar gibt es Bestrebungen, die Zahl der möglichen Gipsabbaugebiete in Unterfranken zu reduzieren oder zu verkleinern.

So lässt sich zumindest ein Schreiben interpretieren, das Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer am Montagabend dem Bauausschuss vorgelegt hat. Die Stadt spricht sich im Kern dagegen aus, die Gebietskulisse im geplanten Umfang zu verändern.

In der Mail vom 10. Februar informiert der Regionale Planungsverband die Stadt über die geplante Fortschreibung des Regionalplans Würzburg im Bereich der Bodenschätze. Laut Lenzer geht daraus hervor, dass die Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für den Gipsabbau in der Region stark beschnitten werden sollen.

Das Landesamt für Umwelt (LfU) dränge darauf, einen nicht unerheblichen Teil dieser Gebiete aus dem Regionalplan zu streichen. Gründe dafür, etwa mögliche Nutzungskonflikte, habe das LfU nicht mitgeteilt.

Wo Gipsabbaugebiete in Unterfranken gestrichen werden sollen     

Nach Angaben der Stadt geht es um Vorbehaltsgebiete bei Prichsenstadt, Großlangheim, Markt Einersheim, Castell (alle Kreis Kitzingen), Bergtheim, Waldbrunn (Kreis Würzburg) oder Karlstadt (Kreis Main-Spessart). Sowohl Vorrang- als auch Vorbehaltsgebieten kommt im Regionalplan besondere Bedeutung zu, weil sie rohstoffabhängigen Betrieben wie Knauf gewisse Planungssicherheit bieten. Ob dort tatsächlich wie vorgesehen Bodenschätze abgebaut werden können, müssen immer individuelle Prüfungen ergeben.

Wenn nun solche Flächen aus dem Regionalplan gestrichen werden, sendet das aus Sicht der Stadt Iphofen das falsche Signal. Lokale Rohstoffgewinnung, so heißt es in einer Stellungnahme an den Regionalen Planungsverband, sei ein "wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere Region" und sichere "regionale Wertschöpfung" sowie zahlreiche Arbeitsplätze. "Der Eingriff in die Ausweisung des Regionalplans sollte daher so gering wie möglich ausfallen."

Manchem im Bauausschuss ging diese Formulierung nicht weit genug. Andreas Müller plädierte dafür, "fordernder" aufzutreten und nach den Debatten etwa um das geplante Gipsbergwerk von Knauf im Westen Würzburgs eine klare Haltung einzunehmen. Die Zahl der Gebiete solle bleiben, solange dort keine "triftigen Gründe" gegen den Gipsabbau sprächen, so Müller. Auch Bürgermeister Lenzer sagte: "Wenn wir schon Rohstoffe haben, sollten wir sie auch nutzen, solange das vertretbar ist."

Wenn der Gips versiegt, könnte es für Iphofen eng werden

Die Stadt Iphofen wird in dem Verfahren wie andere betroffene Kommunen oder Behörden angehört. Sie hat ein ganz eigenes Interesse, dass der Rohstoff Gips in der Region nicht versiegt, denn der Knauf-Standort Iphofen hängt letztlich an der Verfügbarkeit des "weißen Goldes". Der Transport des Materials über längere Distanzen lohnt sich aus Kostengründen nicht. Deshalb betreibt Knauf seine Werke und Niederlassungen in der Regel dort, wo die Wege zum Gips kurz sind.

Weit über 1000 Arbeitsplätze und Millionen an Gewerbesteuern sichert das Weltunternehmen der Stadt. Muss man sich also um den Standort Iphofen sorgen? "Im Moment stellt sich diese Frage nicht", sagte Baldwin Knauf vergangenen Herbst gegenüber dieser Redaktion.

 
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  • Alfred Nowak
    Ob wir das wollen oder nicht die Träumerblase in Deutschland und der EU wird platzten. Dann bitte nicht jammern! Gottseidank wird sich nach der Wahl einiges ändern.
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  • Armin Genser
    Ja, dann wird alles besser.😅
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  • Armin Genser
    Herr Nowak, wir träumen davon, dass die Trinkwasserversorgung für 60000 Würzburger Bürgern, Waldbrunnern u. Altertheimern gesichert bleibt. Wir träumen davon, dass das Bergamt nicht vor einem Großkonzern einknick.

    Die Wasserversorgung steht vor Firmeninteressen. Trinkwasser ist unverzichtbar.

    Was ist das für eine Aussage: "dann haben wir zwar Wasser aber sonst nichts".

    Knauf ist weltweit in über 86 Ländern mit 220 Werken u. 75 Steinbetrieben aktivt: USA, Russland, China... (Wikipedia).
    "Regionale Rohstoffgewinnung ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere Region", "regionale Wertschöpfung sowie zahlreiche Arbeitsplätze."

    Ja, aber bitte nicht in einem Trinkwasserschutzgebiet. Befasst man sich mit dem Gutachten, dann kann man sich über die Risikoeinschätzung nur wundern.

    Ich träume davon, dass viele Menschen bis 6. März eine Einwendung an das Bergamt schicken.
    Infos über das Bergwerk und eine Vorlage für eine Einwendung gibt es unter:
    https://www.wasser-in-gefahr.de/
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  • Alfred Nowak
    Von was träumt Ihr! Nur weiter so mit dem vergraulen der regionalen und bodenständigen Unternehmen dann haben wir, auf diesen Fall bezogen, zwar Wasser aber sonst nichts. Unsere europäischen Nachbarn geschweige den Russland, USA, Indien, China, Brasilien, Südafrika, …. nehmen diese Investoren gerne auf! Wann wird uns endlich bewusst das Deutschland nicht mehr der „Nabel der Welt“ ist!
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  • Armin Genser
    Das wirkt. Den Gipsnotstand ausrufen und mit dem Verlust von Arbeitsplätzen drohen.

    Der Verband für Dämmsysteme, Putz u. Mörtel u. der Verband der Gipsindustrie spricht von einer Gipskrise u. fordert Bund und Länder zum Handeln auf...

    Da läßt sich erahnen, wie sich das anstehende Verfahren weiter gestaltet.

    Noch rauchen die Schote der Kohlekraftwerke (2038) und die Gipshalden sind reichlich gefüllt. Der "Notstand" wird erst mal nicht eintreten.

    Somit hat Knauf noch reichlich Zeit, sich mit Alternativprodukten einen Markt zu erschließen. Verfolgt man die erfolgreiche Firmengeschichte (Wikipedia), bleiben wenig Zweifel, dass das gelingen kann.

    Alternativen zur Trinkwasserversorgung von rund 60000 Bürgern, besonders angesichts des sich zuspitzenden Klimawandels, sehe ich dagegen nicht.

    Informationen zum Vorhaben und zu den für jeden Bürger möglichen Einwendungen auf :
    https://www.wasser-in-gefahr.de/
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  • Johannes Metzger
    diese Drohungen der Gipslobby sind bekannt. Knauf & Co. sollten verstärkt nach Alternativen suchen, statt sich mit dem Trinkwasser von hunderttausenden Menschen anzulegen
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  • Jo Schmitt
    "Kein triftigen Gründe". Soso.

    Da 'mal den Iphöfern das Wasser abdrehen. Mal sehen wie lange sie das lustig fänden.
    Es ist wie viel zu häufig "Heiliger Sankt Florian, verschon' meine Hütte, zünd' and're an!"

    Grüße aus Würzburg.
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  • Mario Götschel
    Aha "Knaufcity "meldet sich zu Wort.
    Wer nicht im Glashaus sitzt kann leicht mit Steinen werfen !
    Es ist ja nicht euer Trinkwasser!
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