Das Corona-Infektionsgeschehen steigt auch in Würzburger Schulen weiter an. Die Bundesländer Brandenburg und Sachsen-Anhalt haben bereits angekündigt, ihre Schulen wegen Corona früher in die Weihnachtsferien zu schicken. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich offen, die Ferien vorzuziehen, wenngleich er auf einen bundesweiten Konsens hofft. "Ich bin sehr dafür, die Schulen so lange wie nur möglich offen zu halten. Es gibt jetzt auch keinen Anlass, sie zu schließen in Bayern. Ob die Ferien etwas vorher stattfinden können, da wäre ich offen, wenn wir uns auf solche Regelungen verständigen", sagte er gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.
Diese würden auch Würzburger Schulleiterinnen und Schulleiter, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern betreffen. Auch in 2020 waren die Ferien bereits vorgezogen worden. Der große Unterschied: Damals gab es noch keinen verfügbaren Impfstoff und mittlerweile können sich auch Zwölf- bis 17-Jährige gegen Covid-19 impfen lassen.
Immer mehr Würzburger Schülerinnen und Schüler sind geimpft
Wie beispielsweise Schulleiter Alexander Röhrer von der Würzburger Jakob-Stoll-Realschule auf Nachfrage berichtet, seien nun sukzessive mehr Schüler und Schülerinnen an seiner Schule geimpft. Zudem kommen regelmäßige Tests, die Maskenpflicht und Hygieneregeln. "Rein aus schulischer Sicht halte ich es derzeit nicht für notwendig, die Schulen vorzeitig zu schließen", sagt er. Zumal gerade erst wieder "ein bisschen Normalität" im Schulleben eingekehrt sei. "Das würde ich nur ungern opfern." Allerdings, betont er, sei dies nur die schulische Sicht. Insgesamt spielten bei den hohen Inzidenzen viele Faktoren mit ein und es müsse abgewogen werden. Derzeit gibt es an seiner Schule bei 480 Schülern und Schülerinnen weniger als zehn Corona-bedingte Quarantäne-Fälle. "Das ist noch überschaubar."
Schulleiter Martin Weinert vom Matthias-Grünewald-Gymnasium sieht es ähnlich. "Wir schaffen das mit dem Unterricht auch bis kurz vor Weihnachten", zeigt er sich optimistisch. Schüler und Schülerinnen seien zum Teil geimpft, alle weiteren würden dreimal in der Woche getestet, zudem verfüge seine Schule über mobile Luftfilter. Infektionen würden schnell aufgedeckt und die betroffenen Kinder oder Jugendlichen isoliert, so die Erfahrungen aus den vergangenen Wochen. Da seine Schule auch Internatsschule ist, haben die Schüler und Schülerinnen sowieso schon einen Tag eher schulfrei, "damit sie die Reise nach Hause rechtzeitig vor dem Fest antreten können", erklärt Weinert. Sollte die Schule dennoch früher ihre Pforten schließen, "dann muss es meiner Meinung nach Distanzunterricht geben, keine Ferien".
Wie Würzburgs Schulbürgermeisterin Judith Jörg mitteilt, habe sie kein schlechtes Gefühl dabei, wenn die Schulen offen blieben. Die Kinder seien gut und regelmäßig getestet – in den Grundschulen sogar mit den Lolli-Pool-Tests, die im PCR-Verfahren ausgewertet werden. Das sei vermutlich sicherer, als eine Ferienwoche mehr, "in der sich wahrscheinlich viele Kinder nicht so regelmäßig testen und trotzdem Kontakte haben". Zudem gebe es zwar an vielen Schulen im Umkreis Corona-Fälle, diese aber nur vereinzelt und nicht in größerem Umfang in einer Klasse. "Bisher haben wir noch keine Schule wegen zu hoher Infektionszahlen schließen müssen, so Jörg. Das zeigt auch, dass die eingesetzten Maßnahmen funktionieren."
Klare Absage des Bayerischen Elternverbands an verlängerte Ferien
Der Bayerische Elternverband (BEV) gibt in einem Offenen Brief an Ministerpräsident Söder eine klare Absage an verlängerte Ferien: Diese stünden dem Bildungsauftrag und den elementaren Entwicklungsbedürfnissen der Schülerinnen und Schüler grob entgegen. "Zu lange schon wurden Letztere eingeschränkt, zu viele Schäden sind bereits entstanden, Kinder- und Jugendpsychiatrien haben lange Warteschlangen", heißt es in dem Brief. Zudem seien Kinder und Jugendliche die am besten kontrollierte Altersgruppe. Ob vorgezogene Ferien die Ausbreitung des Virus nennenswert bremsen können, sieht der BEV deshalb als fraglich.
Im Gespräch mit Rektor Thomas Schulz von der Eichendorfschule Gerbrunn erklärt dieser, er halte Distanzunterricht für die bessere Lösung. "Technisch wäre das sehr schnell für uns umsetzbar." Die Debatte um vorgezogene Weihnachtsferien könne er nicht ganz nachvollziehen. Im Endeffekt würde das einer verlängerten Schulschließung gleichkommen. "Warum nennt man das Kind nicht beim Namen und sagt Lockdown?", fragt Schulz.
Dennoch begrüße er die Bestrebungen seitens der Politik, auf die gestiegenen Corona-Zahlen einzugehen. "Wir haben hier mehrere Corona-Fälle gehabt und wenn das weiter zunimmt, ist es nicht zu verantworten, die Schulen weiterhin geöffnet zu lassen." Obwohl er den Distanzunterricht präferiert, sieht er auch die Schattenseiten. Das Problem liege dann auf Elternseite, die ihre Kinder zuhause beschulen müssten, so Schulz. "Der schwarze Peter wird von den Schulen an die Eltern weitergegeben."
Ministerialbeauftrage: Wichtig ist auf steigende Zahlen richtig zu reagieren
Ob die Weihnachtsferien vorgezogen werden, Distanzunterricht wiedereingeführt wird oder es ein alternatives Schulmodell gibt, darüber entscheidet die Politik, nicht die Schule, wie Monika Zeyer-Müller, Ministeriumsbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken, erklärt. "Wenn die Leopoldina und Experten aus der Politik empfehlen, dass Maßnahmen wie vorgezogene Weihnachtsferien das Infektionsgeschehen eindämmen, dann werden sie ihre Gründe haben." Derzeit seien die Gymnasien in der Stadt und im Landkreis Würzburg gut auf anstehende Situationen vorbereitet, erklärt sie. "Die Weihnachtsferien beginnen erst spät, am 23. Dezember. In den Tagen davor finden keine schriftlichen Leistungserhebungen mehr statt." Distanzunterricht oder vorgezogene Ferienzeit – beides wäre denkbar.