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Würzburg
Vorgezogene Weihnachtsferien? Das sagen Würzburger Schulleiter und Expertinnen
Droht auch in Bayern eine Komplett-Schließung der Schulen vor Weihnachten? Wie in Stadt und Landkreis Würzburg die Stimmung der Schulleiter zum Thema ist.
Wie im vergangenen Winter könnten auch dieses Jahr aufgrund hoher Inzidenzen in Würzburg die Schulferien vorgezogen werden.  
Foto: Archivfoto Daniel Karmann, dpa | Wie im vergangenen Winter könnten auch dieses Jahr aufgrund hoher Inzidenzen in Würzburg die Schulferien vorgezogen werden.  
Gina Thiel
 und  Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 11.02.2024 13:19 Uhr

Das Corona-Infektionsgeschehen steigt auch in Würzburger Schulen weiter an. Die Bundesländer Brandenburg und Sachsen-Anhalt haben bereits angekündigt, ihre Schulen wegen Corona früher in die Weihnachtsferien zu schicken. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich offen, die Ferien vorzuziehen, wenngleich er auf einen bundesweiten Konsens hofft. "Ich bin sehr dafür, die Schulen so lange wie nur möglich offen zu halten. Es gibt jetzt auch keinen Anlass, sie zu schließen in Bayern. Ob die Ferien etwas vorher stattfinden können, da wäre ich offen, wenn wir uns auf solche Regelungen verständigen", sagte er gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.

Diese würden auch Würzburger Schulleiterinnen und Schulleiter, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern betreffen. Auch in 2020 waren die Ferien bereits vorgezogen worden. Der große Unterschied: Damals gab es noch keinen verfügbaren Impfstoff und mittlerweile können sich auch Zwölf- bis 17-Jährige gegen Covid-19 impfen lassen.

Immer mehr Würzburger Schülerinnen und Schüler sind geimpft

Wie beispielsweise Schulleiter Alexander Röhrer von der Würzburger Jakob-Stoll-Realschule auf Nachfrage berichtet, seien nun sukzessive mehr Schüler und Schülerinnen an seiner Schule geimpft. Zudem kommen regelmäßige Tests, die Maskenpflicht und Hygieneregeln. "Rein aus schulischer Sicht halte ich es derzeit nicht für notwendig, die Schulen vorzeitig zu schließen", sagt er. Zumal gerade erst wieder "ein bisschen Normalität" im Schulleben eingekehrt sei. "Das würde ich nur ungern opfern." Allerdings, betont er, sei dies nur die schulische Sicht. Insgesamt spielten bei den hohen Inzidenzen viele Faktoren mit ein und es müsse abgewogen werden. Derzeit gibt es an seiner Schule bei 480 Schülern und Schülerinnen weniger als zehn Corona-bedingte Quarantäne-Fälle. "Das ist noch überschaubar."  

"Wir schaffen das mit dem Unterricht auch bis kurz vor Weihnachten."
Schulleiter Martin Weinert vom Würzburger Matthias-Grünewald-Gymnasium 

Schulleiter Martin Weinert vom Matthias-Grünewald-Gymnasium sieht es ähnlich. "Wir schaffen das mit dem Unterricht auch bis kurz vor Weihnachten", zeigt er sich optimistisch. Schüler und Schülerinnen seien zum Teil geimpft, alle weiteren würden dreimal in der Woche getestet, zudem verfüge seine Schule über mobile Luftfilter. Infektionen würden schnell aufgedeckt und die betroffenen Kinder oder Jugendlichen isoliert, so die Erfahrungen aus den vergangenen Wochen. Da seine Schule auch Internatsschule ist, haben die Schüler und Schülerinnen sowieso schon einen Tag eher schulfrei, "damit sie die Reise nach Hause rechtzeitig vor dem Fest antreten können", erklärt Weinert. Sollte die Schule dennoch früher ihre Pforten schließen, "dann muss es meiner Meinung nach Distanzunterricht geben, keine Ferien".          

Würzburgs Dritte Bürgermeisterin Judith Jörg hält von vorgezogenen Weihnachtsferien nichts. 
Foto: Silvia Gralla | Würzburgs Dritte Bürgermeisterin Judith Jörg hält von vorgezogenen Weihnachtsferien nichts. 

Wie Würzburgs Schulbürgermeisterin Judith Jörg mitteilt, habe sie kein schlechtes Gefühl dabei, wenn die Schulen offen blieben. Die Kinder seien gut und regelmäßig getestet – in den Grundschulen sogar mit den Lolli-Pool-Tests, die im PCR-Verfahren ausgewertet werden. Das sei vermutlich sicherer, als eine Ferienwoche mehr, "in der sich wahrscheinlich viele Kinder nicht so regelmäßig testen und trotzdem Kontakte haben". Zudem gebe es zwar an vielen Schulen im Umkreis Corona-Fälle, diese aber nur vereinzelt und nicht in größerem Umfang in einer Klasse. "Bisher haben wir noch keine Schule wegen zu hoher Infektionszahlen schließen müssen, so Jörg. Das zeigt auch, dass die eingesetzten Maßnahmen funktionieren."           

Klare Absage des Bayerischen Elternverbands an verlängerte Ferien 

Der Bayerische Elternverband (BEV) gibt in einem Offenen Brief an Ministerpräsident Söder eine klare Absage an verlängerte Ferien: Diese stünden dem Bildungsauftrag und den elementaren Entwicklungsbedürfnissen der Schülerinnen und Schüler grob entgegen. "Zu lange schon wurden Letztere eingeschränkt, zu viele Schäden sind bereits entstanden, Kinder- und Jugendpsychiatrien haben lange Warteschlangen", heißt es in dem Brief. Zudem seien Kinder und Jugendliche die am besten kontrollierte Altersgruppe. Ob vorgezogene Ferien die Ausbreitung des Virus nennenswert bremsen können, sieht der BEV deshalb als fraglich. 

Im Gespräch mit Rektor Thomas Schulz von der Eichendorfschule Gerbrunn erklärt dieser, er halte Distanzunterricht für die bessere Lösung. "Technisch wäre das sehr schnell für uns umsetzbar." Die Debatte um vorgezogene Weihnachtsferien könne er nicht ganz nachvollziehen. Im Endeffekt würde das einer verlängerten Schulschließung gleichkommen. "Warum nennt man das Kind nicht beim Namen und sagt Lockdown?", fragt Schulz. 

Dennoch begrüße er die Bestrebungen seitens der Politik, auf die gestiegenen Corona-Zahlen einzugehen. "Wir haben hier mehrere Corona-Fälle gehabt und wenn das weiter zunimmt, ist es nicht zu verantworten, die Schulen weiterhin geöffnet zu lassen." Obwohl er den Distanzunterricht präferiert, sieht er auch die Schattenseiten. Das Problem liege dann auf Elternseite, die ihre Kinder zuhause beschulen müssten, so Schulz. "Der schwarze Peter wird von den Schulen an die Eltern weitergegeben."

Ministerialbeauftragte Monika Zeyer-Müller sieht Schulen auf kommende Corona-Maßnahmen gut vorbereitet. 
Foto: Anand Anders | Ministerialbeauftragte Monika Zeyer-Müller sieht Schulen auf kommende Corona-Maßnahmen gut vorbereitet. 

Ministerialbeauftrage: Wichtig ist auf steigende Zahlen richtig zu reagieren

Ob die Weihnachtsferien vorgezogen werden, Distanzunterricht wiedereingeführt wird oder es ein alternatives Schulmodell gibt, darüber entscheidet die Politik, nicht die Schule, wie Monika Zeyer-Müller, Ministeriumsbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken, erklärt. "Wenn die Leopoldina und Experten aus der Politik empfehlen, dass Maßnahmen wie vorgezogene Weihnachtsferien das Infektionsgeschehen eindämmen, dann werden sie ihre Gründe haben." Derzeit seien die Gymnasien in der Stadt und im Landkreis Würzburg gut auf anstehende Situationen vorbereitet, erklärt sie. "Die Weihnachtsferien beginnen erst spät, am 23. Dezember. In den Tagen davor finden keine schriftlichen Leistungserhebungen mehr statt." Distanzunterricht oder vorgezogene Ferienzeit – beides wäre denkbar.

 
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Kommentare
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Wenn Frau Zeyer-Müller feststellt, dass die Politik anstatt der Schule(n) wissen muss, ob sie vorgezogene Weihnachtsferien für die Schulen verordnet, dann ist die Frage erlaubt, wofür man eine Ministeriumsbeauftragte für Gymnasien braucht. Aber vielleicht kann sie dann ja auch in frühere Ferien, wenn die Gymnasien schließen.....
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  • poetry2000@web.de
    Wenn man ein chronisch krankes Kind hat, was auf tägliche medizinische Hilfe angewiesen ist, macht man sich auch jeden Tag Gedanken ob der Schultag ein guter wird. Jeder Tag, wo ein Pooltest gemacht wird wird zur Dauerspannung bis zur erlösenden oder eben nicht erlösenden Nachricht am Abend. Man könnte die Präsenzpflicht aussetzen. Zumindest bis die Inzidenzen wieder im gelben Bereich sind. Und für eben vorbelastete Kids. Und das hat nix mit Querdenken zu tun. Im Gegenteil, wir warten sehnlichst auf die Impfung unserer 9jährigen Tochter, für die wir nun Mitte Dezember einen Termin ergattern konnten.
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  • klafie
    im prinzip wäre es für viele eltern wieder eine frage von zusätzlichen urlaubstagen, wenn die ferien wieder vorgezogen würden. wo bitte bringen diese ihre kinder denn unter, wenn keine oma oder opa in der nähe zu finden sind und die kids dann allein auf sich gestellt wären? es hat ja die ganze zeit mit dem presentunterricht geklappt, dann wird man die wochen bis vor hl. abend wohl noch durchziehen können. man muss halt wirklich alle paar tage die kids vor beginn des unterrichts testen, und die querdenker-eltern davon überzeugen, dass ihren kindeern schon nichts passiert, ansonsten sollten halt die querdenker ihre kinder zu hause lassen.
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  • Zugut
    Als Eltern sieht man, dass Schule den Kindern guttut. Das merken die Schüler sogar selbst. Jeder Tag, an dem die Kinder nicht infiziert nach Hause kommen, ist ein guter Tag. Ein extrem grosses Unbehagen schwingt aber mit. Statistisch gesehen ist bei vierstelligen Inzidenzen (aktuell 1400?) unter Schülern eine Infektion nämlich leider nur eine Frage der Zeit. Der Adventskalender zählt in diesem Jahr für besorgte Eltern die Tage bis zu den besonders herbeigesehnten Ferien. Lieber früher als zu spät.
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