Schon im vergangenen Dezember hatten die Stadt Würzburg und die Gemeinde Gerbrunn bezüglich ihrer Schulen einen Kooperationsvertrag geschlossen. Da in der Gerbrunner Eichendorffschule seit einiger Zeit Klassenräume leer stehen, in Würzburg - auch bedingt durch den neuen Stadtteil Hubland - immer wieder Platzmangel an Grundschulen im Einzugsbereich herrscht, könnte dies ein guter Deal sein.
Der Gerbrunner Schulleiter Thomas Schulz sieht in der Zusammenarbeit die Chance "unsere attraktive Schule wieder mehr zu beleben". Die Schule verfügt über einen neuen Sportplatz, ein Schwimmbad direkt am Schulgebäude, eine nagelneue Schulküche, modern ausgestattete Fachräume sowie einen Kunstraum, der zum Gestalten einlädt. Auch, was die Digitalisierung angeht, hat Gerbrunn die Nase vorne: "Wir haben ein gut ausgebautes Netz, wir verfügen über Laptops und Tablets und viele unserer Klassenräume sind mit digitalen Tafeln ausgestattet." Zudem biete man eine gut funktionierende Mittagsbetreuung im Offenen Ganztag an.
Sieben leerstehende Schulräume
All das könnte gerade für die Kinder, die im neuen Würzburger Stadtteil Hubland wohnen, eine nahe und gute Alternative zur Mönchberg- und Goethe-Kepler-Schule sein. Zumindest solange, bis sie in einigen Jahren eine eigene Schule im Stadtteil haben. Mit derzeit sieben leerstehenden Schulräumen habe man genügend Kapazitäten, um Grund- und auch Mittelschüler aufzunehmen, erklärt Schulz.
Der Platz sei da, weil der Mittlere-Reife-Zug an der Schule ausgelaufen ist. Nun sei es an der Zeit "das Denken aufzubrechen, dass die Stadtgrenze auch die Grenze für den Schulbereich ist".
Noch keine genauen Einschulungszahlen
Während für den Gerbrunner Schulleiter durch die Vereinbarung feststand, dass er im Schuljahr 2021/22 Erstklässler aus Würzburg aufnehmen würde, liegen bisher noch keine Zahlen vor. "Ich habe momentan keine Planungssicherheit, was da auf uns zukommt oder auch nicht", sagt er. Er wünscht sich so bald wie möglich valide Zahlen, "damit wir auch weitere Klassenzimmer so bald möglich digital ausstatten können".
Ob Schüler vom Hubland kommen oder nicht, hänge tatsächlich von mehreren Faktoren ab, erklärt Schulbürgermeisterin Judith Jörg auf Nachfrage. Denn: Momentan laufe die Schuleinschreibung noch und "wir haben noch keine genauen Zahlen, wie viele Kinder tatsächlich im kommenden Schuljahr in Würzburg eingeschult werden und, ob wir am Ende wirklich Platznot haben".
Diese Einschätzung teilt auch Schulamtsdirektorin Claudia Vollmar. Es hänge stark davon ab, wie viele Schüler zurückgestellt werden und, wie viele so genannte "Kann-Kinder" - die erst nach dem Stichtag sechs Jahre alt werden und somit zum Zeitpunkt der Einschulung noch nicht der Schulpflicht obliegen - eingeschult werden. In Zeiten von Corona sei das nochmal schwieriger, meint Bürgermeisterin Jörg. Denn: Wegen der Sorge um wechselnden Präsenz- und Online-Unterricht gebe es sicherlich Eltern, die gerade ihre "Kann-Kinder" lieber noch ein Jahr im Kindergarten ließen.
Änderung des Schulsprengels?
Zwar ist nach Aussage Vollmars über eine Änderung des Schulsprengels nachgedacht worden, so dass für Erstklässler, die eingeschult würden, die Grundschule Gerbrunn automatisch die Sprengelschule wäre. "Das hat nur einen Haken, es lässt sich aufgrund der rechtlichen Bestimmungen nicht so schnell umsetzen, zumindest nicht für das kommende Schuljahr", erklärt Schulrat Ingo Matschullis.
Allerdings gebe es noch die Möglichkeit eines Gastschulantrages, den Eltern stellen können, um ihre Kinder auf eine andere als die Sprengelschule zu schicken. Über diesen müssen Stadt und Schulamt entscheiden. Matschullis signalisiert: "Wir sehen die Gerbrunner Schule als gute Alternative für die Kinder aus dem neuen Stadtteil Hubland." Der Antrag, so heißt es, könne in den nächsten Wochen erfolgen, auch, wenn das Kind schon für die Sprengelschule eingeschrieben sei. Laut Judith Jörg kann es durchaus sein, dass "beispielsweise bei akuter Platznot in der Mönchbergschule" nochmal Werbung für den Gastschulantrag gemacht werde.
Sollte durch die Gastanträge eine Beförderung der Kinder zur Schule nötig sein, würde diese von der Stadt Würzburg organisiert und finanziert, heißt es von Jörg. Das Lehrpersonal für die Grundschule Gerbrunn wird indes durch den Freistaat Bayern gestellt, das staatliche Schulamt Würzburg ist für den Einsatz der Lehrer verantwortlich.
Kein Ausweichquartier
Zudem sei man aktuell in Gesprächen mit der Regierung von Unterfranken und dem Staatlichen Schulamt, wie die beschlossene Zusammenlegung der Goethe-Mittelschule mit der Pestalozzi-Mittelschule aussehen könne, so Jörg. Schon im neuen Schuljahr könnten eventuell die Fünftklässler der Goethe-Mittelschule auf die Pestalozzi- und die Gerbrunner Mittelschule verteilt werden. "So könnten wir den frei gewordenen Platz an der Goethe-Kepler-Schule für die Grundschüler nutzen", erklärt Jörg. Noch sei das Ganze aber nicht in trockenen Tüchern.
So wird sich der Gerbrunner Schulleiter noch eine Weile gedulden müssen, bis ihm genaue Zahlen vorliegen, ob und wie viele Grundschüler und wie viele Mittelschüler er im kommenden Schuljahr aufnehmen wird. "Klar ist", sagt auch Gerbrunns Bürgermeister Stefan Wolfshörndl, "dass wir uns nicht zu verstecken brauchen, wir sind kein Ausweichquartier, sondern bieten eine besonders attraktive Schule."
Stefan Wolfshörndl, Gerbrunn.