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Würzburg
Durchschnittsabi: Wie die Forderung in Unterfranken ankommt
Die Lehrergewerkschaft (GEW) fordert, Abiprüfungen ausfallen zu lassen und erntete damit bundesweit ordentlich Kritik. Was sagen Prüflinge dazu?
Geht es nach der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, finden bei steigenden Infektionszahlen in diesem Jahr keine Abiturprüfungen statt. 
Foto: dpa | Geht es nach der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, finden bei steigenden Infektionszahlen in diesem Jahr keine Abiturprüfungen statt. 
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:45 Uhr

Die Corona-Fallzahlen in Deutschland sind weiter auf hohem Niveau. Zweifel an einem normalen Abitur 2021 werden laut. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, wegen der Corona-Pandemie die Abiturprüfungen in diesem Jahr notfalls ausfallen zu lassen. "Sollte das Infektionsgeschehen so dramatisch ansteigen, wie die dritte Welle in anderen europäischen Nachbarstaaten befürchten lässt, müssen die Länder flexibel reagieren und von Prüfungen absehen", sagte GEW-Chefin Marlis Tepe gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Dann könnten zum Beispiel die Leistungen aus dem Unterricht zur Grundlage der Notengebung gemacht werden."

Das bayerische Kultusministerium hingegen sieht trotz der coronabedingten Einschränkungen des Unterrichts keine Notwendigkeit, die Abiturprüfungen ausfallen zu lassen. Die Forderung der GEW sorgt für Kritik, auch aus unterfränkischen Reihen.

Schnelltests an den Prüfungstagen

Peter Stegmann betitelt die Forderung der GEW als "schlechteste alles Lösungen". Er ist Vorsitzender des Bezirk Unterfranken beim bayerischen Philologenverband, dort sind die Lehrer aller Gymnasien und beruflichen Oberschulen vereint. Er ist gegen eine generelle Absage der Abiturprüfung: "Wie im letzten Jahr sprechen sich auch heuer um Ostern herum die ersten für einen Ausfall der Abiturprüfungen aus", sagt er auf Anfrage dieser Redaktion. Doch: "Auch im letzten Jahr konnten die Prüfungen dann relativ reibungslos stattfinden." Die Abschlussklassen hätten im Pandemiejahr den meisten Präsenzunterricht gehabt und auch der Distanzunterricht sei für diese Altersstufe überwiegend vollwertiger Unterricht. Ein Durchschnittsabitur mit bloßer Hochrechnung der bisher erzielten Noten hätte angesichts zahlreicher Günstiger-Regelungen und ausgefallenen Prüfungen "keine belastbare Aussagekraft", so Stegmann.

Man habe die Abiturprüfungen bereits um zwei Wochen verschoben und auch eine weitere Verschiebung sei denkbar. Außerdem können die Aufgabenpools erweitert werden, manche Lehrplanthemen seien bereits gestrichen worden. "Es wird also vieles getan, dass alles planbar und ohne Nachteile für den aktuellen Jahrgang abläuft." Stegmann ist der Meinung, dass mit diesen Diskussionen die Abiturienten nicht unnötig verunsichert werden sollten. "Sie wollen sich jetzt verlässlich vorbereiten können. Das sollten wir wertschätzen!" Sein Vorschlag: An den Prüfungstagen könnten Schnelltests stattfinden. Außerdem könnte auf kompletten Präsenzunterricht für andere Klassen, wenn nötig, verzichtet werden, um genügend Raum zu haben.

Auch Abiturienten sprechen sich gegen Durchschnittsabi aus

Ähnlicher Meinung ist auch Romeo Menna, den die Problematik unmittelbar betrifft. Der 17-Jährige besucht die 12. Klasse am Friedrich-Koenig Gymnasium und schreibt in diesem Jahr sein Abitur. Auch er ist gegen das Durchschnittabi, denn "das wäre für viele, die im letzten Jahr nicht mit den besten Noten durchgekommen sind, schlecht". Dies würde den Schnitt nach unten ziehen. Er möchte lieber nochmal die nächsten "drei, vier Wochen richtig hart lernen", um das möglichst beste Ergebnis rauszuholen. Menna wünscht sich Abiturprüfungen, die an den verpassten Stoff des letzten Jahres angepasst werden.

Ein Abitur, dass sich aus Durchschnittsnoten der vorigen Halbjahre errechnet, ist auch aus Sicht von Bezirksschülersprecherin Pauline Behnke, nicht sinnvoll. Auch sie schreibt in diesem Jahr ihr Abitur. Ihrer Meinung nach, sei es kontraproduktiv, solche Szenarien wenige Wochen vor der ersten Prüfung, in Betracht zu ziehen. "Es sorgt für immense Unsicherheit in der Schülerschaft, was einen zusätzlichen Druck bedeutet und allenfalls vermieden werden sollte", so Behnke auf Anfrage dieser Redaktion. Es sollte sich weiterhin darauf fokussiert werden, bestmöglich präventiv zu planen, so dass die Abiturprüfungen mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen gut über die Bühne gebracht werden können.

Konzepte an einzelnen Schulen

"Der Allgemeinen Hochschulreife darf auch 2021 nicht der Makel eines 'Notabiturs' anhaften", sagt auch Monika Zeyer-Müller, Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken. "Es ist unser Anliegen, verlässliche Bedingungen für die Prüflinge zu schaffen und Maßnahmen zu ergreifen, um dem Infektionsgeschehen und den damit in Zusammenhang stehenden Schutzmaßnahmen Rechnung zu tragen." Angesichts des fortgesetzt dynamischen Infektionsgeschehens bleibe die Situation der diesjährigen Q 12 ganz besonders im Blick aller Verantwortlichen und es werde fortlaufend geprüft, ob gegebenenfalls zusätzliche Anpassungen erforderlich werden. Unter diesen Voraussetzungen werden an den einzelnen Schulen Konzepte für die Durchführung der diesjährigen Abiturprüfungen erstellt, weiß Zeyer-Müller.

 
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Kommentare
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  • joerg.nellen@gmx.de
    Liebe Leser:innen,
    hier das Original, das viel konstruktiver ist, als die hier berichtete generelle Streichung:

    https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/gew-abitur-durchfuehren-unter-corona-konformen-bedingungen/

    Jörg Nellen, GEW-Berirksvorsitzender
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