Es gibt unterschiedliche Wege in den Journalismus. Der klassische Weg ist das Volontariat (Volo): die Ausbildung zur Redakteurin oder zum Redakteur. Julia Haug, Ausbildungsredakteurin der „Main-Post“, erklärt, wie das Volo aufgebaut ist, was die Mediengruppe Main-Post ihrem Nachwuchs bietet und welche Neuheiten es gibt.
Julia Haug: Das Volontariat ist keine staatlich geregelte Ausbildung. Jeder Verlag und jede Redaktion kann es nach eigenem Belieben gestalten. Entsprechend wichtig ist es für Bewerberinnen und Bewerber, genau zu fragen, was geboten ist.
Das klassische Volontariat in der „Main-Post“ dauert zwei Jahre. Gestartet wird jedes Jahr im April mit dem Einführungsmonat. Insgesamt haben wir acht Wochen überbetriebliche Ausbildung in Kooperation mit der „Augsburger Allgemeinen“. Teile davon finden in Augsburg an der Günter-Holland-Journalistenschule der „Augsburger Allgemeinen“, andere in Würzburg statt. Darüber hinaus lernen die Volontärinnen und Volontäre die Medienhäuser und ihre IT-Systeme kennen. Der praktische Journalistenalltag ist in verschiedene Stationen gegliedert, die ich als Ausbildungsredakteurin im Halbjahresrhythmus festlege. Dabei gibt es Pflichtstationen (zwei bis drei Lokalredaktionen an insgesamt 15 Standorten, Redaktion Regionales, Printdesk Lokales, Digital-Management) und Stationen, die optional und frei wählbar sind (Custom Content (Kundeninhalte), Artdirektion/Video, Sport, Korrespondentenbüro München oder Berlin).
Im weiteren Verlauf des Volontariats folgen Kurse wie Datenjournalismus, Grundlagen des Programmierens oder Podcasts in Kooperation mit Augsburg. Die Kurse für Fortgeschrittene nehmen jeweils zwei Wochen im Oktober und zwei Wochen im Mai ein, wobei die Präsenzanteile variieren. Die für die Präsenzzeit nötige Unterkunft übernimmt die „Main-Post“.
Haug: Ich bin die feste Ansprechpartnerin für die Volos. Von 2012 bis 2014 habe ich selbst bei der „Main-Post“ volontiert, nachdem ich auch schon Journalistik studiert hatte. Die Position als Ausbildungsredakteurin habe ich seit Ende 2019 inne, wofür ich die meiste Zeit verwende. Als Ausbildungsredakteurin bin ich für die Praktika, Volos und ihr Recruiting zuständig. Gleichzeitig bin ich auch Vertrauensperson und das Bindeglied zwischen Volos und Chefredaktion oder Redaktionsleitungen.
Haug: Ein neuer Bereich ist die Projektarbeit im zweiten Volo-Jahr. Für unsere Praxis ist es immer wichtiger, dass wir Dinge ausprobieren. Falls diese dann nicht erfolgreich sind, werden sie wieder eingestellt. Während der Projektarbeit müssen sich die Volos selber von A bis Z organisieren. 2022 ist der Familien-Newsletter als Projekt entstanden, der dann auch dauerhaft in die Redaktion übergangen ist. Eine zunehmende Herausforderung ist es auch, die richtigen Schwerpunkte in den Inhalten zu setzen. Wir werden zum Beispiel nicht mehr ausführlich zum Thema Glosse schulen, weil mit künstlicher Intelligenz (KI), Datenjournalismus oder auch Podcast neue Themen auf die Medienwelt zukommen, die wichtiger sind.
Haug: Die Chancen sind besser denn je. Auf eine Volo-Stelle bewerben sich circa fünf Leute. Früher bewarben sich deutlich mehr Menschen pro Volo-Stelle. Wir erwarten aber immer noch Vorerfahrung in Form von Praktika, freier Mitarbeit oder einem persönlichen Blog. Zudem setzen wir Lust auf das Digitale voraus, denn die „Main-Post“ produziert nicht mehr ausschließlich das Printprodukt Zeitung.
Haug: Was mich umtreibt, ist das Thema Mobilität, denn Volontärinnen und Volontäre müssen viel durch die ganze Region pendeln. Gleichzeitig sind große Teile des Main-Post-Gebietes ländlich geprägt, da kommt man ohne Führerschein und eigenes Auto nicht weit. Die Generation Z stellt das zunehmend in Frage.