Den Namen Aladin kennen die meisten von uns aus dem orientalischen Märchen „Aladin und die Wunderlampe“. Die Geschichte aus 1001 Nacht sollte für die Main-Post 2017 aber noch eine ganz andere Bedeutung bekommen. Aladin war der Taufname eines Großprojekts, das die Arbeitsweise der Redaktion der Main-Post komplett verändern sollte. Dahinter verbarg sich ein dreijähriges Maßnahmenpaket, das maßgeblich von den beiden gelernten Redakteurinnen Julia Haug und Nike Bodenbach mitgetrieben wurde.
Für die digitale Zukunft der Zeitung beruflich umgesattelt
Für Aladin und weitere redaktionelle Projekte sattelten die beiden Reporterinnen um – zu Projektredakteuren. „Aladin war die vergangenen drei Jahre das große Projekt der Redaktion. Mit Workflowanpassungen, neuen Softwareprogrammen und dem Hinweis „Online first“: Die Kollegen schreiben mittlerweile in einen medienneutralen Artikel-Editor und nicht mehr ins Zeitungslayout“, sagt die Diplom-Journalistin Julia Haug.
Die Hüterinnen des Aladins mussten für den Erfolg des Transformationsprozesses viele Themen eigene Teilprojekte steuern, beispielsweise die Einführung des eben genannten Editors. Dazu Bodenbach: „In diesem Fall gab es den Wunsch: Die Redaktion soll einen medienneutralen Editor bekommen. Etwas, wo die Redakteure ihre Inhalte reinschreiben können. Dann kommen wir ins Spiel und fragen uns, wie muss das aussehen, helfen mit und sprechen mit allen Kollegen, welche Ansprüche und Arbeitsweisen es gibt. Wir versuchen herauszufinden, wie die Anforderungen sind und was wir ändern müssen, dass es für die Redaktion passt.“
Die Expertise: der Blick von oben
Die Arbeit der Beiden erfordert eine Menge Detailverliebtheit mit dem Blick auf das große Ganze: „Das Besondere an der Projektredaktion ist die ziemlich tiefe Kenntnis aller Abläufe in der Redaktion sowie der Schnittstellen zu anderen Abteilungen“, bewertet die studierte Online-Journalistin Nike Bodenbach ihren Alltag.
Die 34-Jährige mag an der Projektarbeit vor allem „das Frickelige“. Sie erarbeitet Lösungen mit verschiedenen Leuten und stückelt diese wie bei einem Puzzle zusammen, damit am Ende alles „schneller geht oder bunter wird“.
Um Projekte in der Redaktion voranzubringen, hilft Julia Haug ihr redaktioneller Hintergrund. Vor allem im Vermitteln der neuen Prozesse, die die 33-Jährige in Schulungen den Redaktionskollegen näherbringt: „Es hat schon etwas mit Erwachsenenbildung zu tun. Natürlich auf Augenhöhe mit Kollegen, die in einigen Bereichen schon länger Erfahrung haben als ich selbst.“ Bodenbach ergänzt: „Die Schulungen sind nur ein Teil der Aufgabe. Nach dem Aladin-Projekt waren die Schulungen im großen Umfang vorbei und viele Kollegen haben gefragt: Was macht ihr jetzt eigentlich? Ihr habt ja nichts mehr zu tun?“
Die beiden Projektredakteurinnen hängen bereits in Folgeprojekten, Julia Haug ist mittlerweile auch noch für das Thema Ausbildung in der Redaktion zuständig. Die gebürtige Allgäuerin setzt auf eine abgewandelte Fußballweisheit: „Nach dem Projekt ist vor dem Projekt.“
Im Medienhausvergleich ein einzigartiger Redaktions-Job
In der regionalen Medienlandschaft in Deutschland ist der Job des Projektredakteurs selten. Dahinter steckt viel weniger die Arbeit als Redakteur, sondern überwiegend das Projektmanagement bei der Main-Post. Heißt: Weder Haug noch Bodenbach schreiben selbst Inhalte für die Main-Post. Für Julia Haug spielt das aber auch kaum mehr eine Rolle: „Mir persönlich macht strukturiertes Arbeiten Spaß. Es sind jetzt andere Talente und Charaktereigenschaften, die ich anbringen kann, als als schreibende Reporterin. Und ich merke, dass ich mit dieser neuen Aufgabe für die Redaktion ebenso wertvoll bin.“
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