Die Tür zum Hintereingang ist offen, die Bühne sieht chaotisch aus, ein Bühnenbild fehlt ebenso wie die Delfine, die Feuerspucker und die Eisprinzessin, die sonst angeblich zur Las Vegas-reifen Bühnenshow des Comedy-Duos "Heißmann und Rassau" gehören.
"Selbst schuld, wenn Sie gekommen sind", witzelt Volker Heißmann und sinniert weiter: "Jetzt sehen Sie endlich mal, wie scheiße ihre Kulturhalle wirklich aussieht".
Und Martin Rassau fehlt auch noch. Heißmann improvisiert und sucht im "top-gestylten" Saal-Publikum einen Ersatz-Komiker.
Das gehört natürlich alles zum neuen Bühnenprogramm "Wenn der Vorhang zweimal fällt". Doch die beiden Fürther sind gut vorbereitet. Sie holen ihr glänzend aufgelegtes Publikum mit der richtigen Prise Lokalkolorit gleich von der ersten Programm-Sekunde an ab.
Die beiden Kabarettisten haben gerade zusammengerechnet die 100-Jahre-Marke geknackt. Sie sind zwar "nicht so alt, wie das Publikum denkt", aber schon seit über 25 Jahren gemeinsam auf der Bühne erfolgreich. So ist die Kulturhalle selbst zu "Familien- und Seniorennachmittagszeiten" um 16 Uhr restlos ausverkauft.
"Einmal Heißmann und Rassau sehen und das Leben ist versaut." Der Saal kichert und lacht, die Zuschauer lieben das "Geschmarri", auch wenn nicht jeder der vielen Witz gleich ein Volltreffer ist. Bei einigen muss man um die Ecke denken, und andere landen unterhalb der Gürtellinie. Doch das "macht nix". So ist den fränkischen Kabarettisten eine 75-Jährige, die sich vergnügt "in die Hose brunst", allemal lieber als eine öde 20-Jährige, die nicht lacht.
Martin Rassau gibt den bornierten Besserwisser im schrillen Gewand, Volker Heißmann den Deppen mit köstlicher Mimik. Zusammen sind die zwei Verwandlungskünstler unschlagbar, nicht nur als kultige Witwen "Waltraud und Mariechen".
Die Cola trinkenden "Ultras" in der ersten Reihe haben wenig, die anderen dafür umso mehr zu lachen. "Die Karten ganz vorne sind eh Geschenke", weiß Heißmann und rät verschmitzt: "Fragen Sie sich doch mal, warum."
Gemeinsam arbeiten Heißmann und Rassau die täglichen Absonderlichkeiten ab, ob nun im Reisebüro, auf dem Standesamt oder gar beim Weihnachtsmann-Casting. Das ist ein Sketch, bei dem man statt "klopf, klopf" das berühmte "Palimpalim" von Heißmanns großem Vorbild Dieter Hallervorden ausrufen möchte.
Großes Kino sind Heißmanns gesangliche Auftritte. Da wird aus dem verstrubbelten Blödel im topflappigen Outfit ganz schnell ein stimmgewaltiger Entertainer im Stil von Peter Alexander.
Gut zwei Stunden blasen die zwei grandiosen Komiker zum Angriff auf die Lachmuskeln, lassen Alltagssorgen und trübe Stimmung vergessen mit ihrem herrlichen "Gschmarri". Zum Ende hält es keinen im Publikum mehr auf dem Stuhl. Mit einer solchen "Euphorie" hat, wie Heißmann scherzt, selbst das fränkische Kult-Duo nicht gerechnet. Also selbst schuld, wenn es nur alle vier Jahre nach "Rafeld" kommt.