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VEITSHÖCHHEIM
„Waltraud und Mariechen“: Wie alles begann
Vor 20 Jahren wurden Martin Rassau und Volker Heißmann als „Waltraud und Mariechen“ in der TV-Prunksitzung „Fastnacht in Franken“ bekannt. Wie alles begann.
„Waltraud und Mariechen“: Wie alles begann       -  Allmächd na! Das Kabarettisten-Duo Volker Heißmann und Martin Rassau (links) als „Waltraud und Mariechen“ in ihrem „Wohnzimmer“, der Sendung „Fastnacht in Franken“ aus Veitshöchheim.
Foto: dpa | Allmächd na! Das Kabarettisten-Duo Volker Heißmann und Martin Rassau (links) als „Waltraud und Mariechen“ in ihrem „Wohnzimmer“, der Sendung „Fastnacht in Franken“ aus Veitshöchheim.
Das Gespräch führte Daniel Wirsching
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:47 Uhr
Herr Rassau, wie halten Sie das alles bloß aus?

Martin Rassau: Das ist mein Job.

Dieser ganze Faschings-Wahnsinn!

Rassau: Mein Bühnenpartner Volker Heißmann und ich treten gar nicht so oft an Fasching auf, wie viele immer meinen. Im Grunde sind es nur zwei Auftritte.

Ich bin kein großer Jeck. Allerdings verkleide ich mich das ganze Jahr über und bin lustig. Das gehört zu meinem Beruf. Wissen Sie was? Manche laufen das ganze Jahr maskiert herum und merken es gar nicht.

Was war das erste Faschingskostüm, das Sie als Kind trugen?

Rassau: Ich war Gärtner. Dabei wollte ich lieber als Prinz gehen. Aber als Kind hat man da nicht viel Entscheidungsfreiheit. Ich bekam also eine grüne Schürze umgehängt und eine Gießkanne in die Hand.

Sie werden es verkraftet haben.

Rassau: Mir ist kein Schaden geblieben. Ich freu mich heute noch über Blumen.

Wann kam die Verkleidung als lustige Witwe dazu?

Rassau: Die Witwen haben wir uns 1992 ausgedacht. Volker und ich saßen immer in einem Café neben unserem damaligen Theater in Nürnberg – und da saßen die Originale. Die trafen sich da jede Woche und erzählten immer das Gleiche. Da dachten wir uns: Wir könnten doch zwei alte Frauen spielen, die im Café sitzen und Kuchen essen

Sie wurden als die hochnäsige und lästernde „Waltraud“ von „Waltraud und Mariechen“ bundesweit bekannt.

Rassau: Ja, und Waltrauds Kleider sind Dienstkleider. Die kann ich beim Finanzamt abrechnen.

Schaut man Sie komisch an, wenn Sie sich im Geschäft Kleider kaufen? Zumal die ja auch nicht gerade der modisch letzte Schrei sind.

Rassau: Die sind topmodisch, das möchte ich hier einmal betonen. Ich war immer Trendsetter. Erst habe ich den Leoparden-Look populär gemacht, dann den Zebra-Look. Irgendwann kommt ein neues Tier dran.

Wie findet Ihre Großmutter die Waltraud?

Rassau: Leider hat sie die Waltraud nicht mehr erlebt. Sie hätte sich sicher weggeschmissen vor Lachen. Sie lebte in einem Seniorenheim in Fürth, und da wurde auch Fastnacht gefeiert. Da hat sie sich einmal eine einzelne Blume ins Haar gesteckt und gesagt: „Ich bin eine Jungfrau.“ Sie gewann so den ersten Preis für ihr originelles Kostüm. Das Verkleiden liegt wohl in der Familie.

Wenn man derart lange eine Bühnenfigur spielt – denkt man da nicht irgendwann wie diese?

Rassau: Nein. Ich spiele ja viele andere Figuren auch, die Waltraud ist davon nur die bekannteste. Wenn ich Bühnenfiguren so sehr verinnerlichen würde, dass ich wie sie denke - dann hätte ich wohl tatsächlich einen psychischen Schaden. Aber wenn ich frei hab, hab ich frei – dann hab ich mit der Waltraud nix am Hut.

1997 gelang Ihnen der Durchbruch mit „Waltraud und Mariechen“ bei der Prunksitzung „Fastnacht in Franken“, die das Bayerische Fernsehen jedes Jahr live aus Veitshöchheim überträgt. Erinnern Sie sich noch an den Auftritt?

Rassau: Der ist unvergessen. Ich kannte die Sendung überhaupt nicht, als der Anruf kam, dass wir dort auftreten sollten. Es war heiß im Saal, wir haben geschwitzt wie blöd. Und wir hatten keine Vorstellung davon, was dieser Auftritt auslösen könnte. Als ich am nächsten Tag über die Straße lief, wurde ich von jedem Zweiten erkannt. Das gibt es so, glaube ich, gar nicht mehr.

„Jetz hat mir der Doktor letztens scho a Klistier verschriebn. Hob I erst dacht, des wär a Nasenspray.“ Das war so einer von Waltrauds Witzen. Muss es an Fasching einfach deftig zugehen?

Rassau: Gar nicht. Mir ging es auch um etwas anderes: Ich bin ja gelernter Pharma-Kaufmann, und Klistier und Nasenspray ähneln sich wirklich sehr. Waltraud ist älter, und als älterer Mensch verwechselt man nun mal leichter etwas. Heute ist eines unserer Themen, wie man sich durchs Internet kämpft, früher haben wir die Krankheiten abgehandelt. Gehen Sie mal zu einer Feier: Spätestens nach dem Essen kommt der Darm auf den Tisch, sagt man bei uns in Franken. Jeder fängt an, von seinen Krankheiten zu erzählen.

Was würde auf keinen Fall bei „Fastnacht in Franken“ funktionieren?

Rassau: Wenn man die Leute nicht zum Lachen bringen kann. Es ist ja schon dem ein oder anderen Kollegen passiert, dass etwas auf der Bühne nicht zündet, was bei den Proben witzig war. Der Horror! Das Publikum lässt einen das jahrelang spüren. Da sind die Leute nachtragend.

Wird der Fasching in diesem Jahr politischer? Wie unsere Zeiten eben, die politischer zu werden scheinen.

Rassau: Der Fasching war schon immer politisch, es gibt aber gewiss mehr relevante politische Themen, welche die Menschen heute umtreiben.

Viele Comedians, darunter Michael Mittermeier oder Atze Schröder, äußern sich mittlerweile politischer.

Rassau: Volker und ich kommen nicht aus dem politischen Kabarett, gleichwohl greifen wir politische Themen auf. Wir meinen aber: Die Leute sollen sich lieber wegschmeißen vor Lachen, dann ertragen sie den ganzen Mist besser, den es auf der Welt gibt.

Wie ist es, in Veitshöchheim vor versammelter Polit-Prominenz aufzutreten?

Rassau: Wir haben schon so viele bayerische Ministerpräsidenten überlebt – das ist uns mittlerweile wurscht. Außerdem ist es immer schön, wenn man einen guten Spruch hat, dem man dem Betreffenden süffisant um die Ohren hauen kann.

„Fastnacht in Franken“ feiert in diesem Jahr 30-Jähriges, Sie und Volker Heißmann sind seit 20 Jahren dabei – nicht nur als „Waltraud und Mariechen“, auch als Polizeibeamte oder als „Prinz Charles und Queen Elizabeth“. Denken Sie manchmal ans Aufhören?

Rassau: Solange uns die Leute sehen wollen, machen wir weiter. Wir haben hoffentlich noch ein paar Jahre auf der Bühne.

Mit welcher Nummer treten Sie dieses Jahr bei „Fastnacht in Franken“ auf?

Rassau: Wird nicht verraten.

Sie könnten doch den Trump geben und Heißmann den Putin.

Rassau: Oh nein, das möchten wir auf keinen Fall! Zwei Päpste, das wär doch mal eine Idee. Das wird man schließlich nicht mehr so lange machen können.  

Zur Person:

Martin Rassau wurde 1967 in Fürth geboren. Mit seinem Schulfreund Volker Heißmann bildet der Kabarettist das Duo „Heißmann und Rassau“. Anfang der 90er Jahre gründeten die beiden die „Kleine Komödie Nürnberg“, 1998 eröffneten sie dann in ihrer Heimatstadt Fürth das Theater „Comödie Fürth“. Rassau ist Regisseur, Buchautor – und oft im Fernsehen zu sehen. Wegen ihres Erfolges zeigt das Bayerische Fernsehen die Show „Heißmann + Rassau - Tortenschlacht“ künftig monatlich. In ihr interviewen „Waltraud und Mariechen“ Promis. Das nächste Mal am Freitag, 24. Februar, um 22.15 Uhr. Heute sind die beiden live bei „Fastnacht in Franken“ aus Veitshöchheim. Die TV-Prunksitzung des Fastnacht-Verbandes Franken ist seit Jahren die erfolgreichste Sendung des Bayerischen Rundfunks.
 
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