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Würzburg
Zölibat: Würzburger Priesterehepaar lebt, was Ex-Papst Benedikt fürchtet
Die Befürchtung Josef Ratzingers, dass der Zölibat gelockert wird, kann der Würzburger Priester Endre Koncsik nicht nachvollziehen. Er ist seit 1968 verheiratet.
Sie haben 1968 geheiratet - vor der Weihe von Endre Koncsik zum griechisch-katholischen Priester. 'Es war Liebe auf den ersten Blick', sagt Ute Koncsik.
Foto: Theresa Müller | Sie haben 1968 geheiratet - vor der Weihe von Endre Koncsik zum griechisch-katholischen Priester. "Es war Liebe auf den ersten Blick", sagt Ute Koncsik.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:29 Uhr

Ute Koncsik aus Würzburg kann nur mit dem Kopf schütteln, wenn das Thema "Zölibat" wieder einmal hohe Wellen in der katholischen Welt schlägt. Die jüngsten Äußerungen dazu von Benedikt XVI., des 2013 von seinem Amt zurückgetretene Papstes, sind für sie nicht nachvollziehbar. Ute Koncsik ist über 50 Jahren verheiratet - mit dem griechisch-katholischen Priester Endre József Koncsik aus Ungarn. Dort dürfen angehende Geistliche vor ihrer Weihe vor den Traualtar treten.

Weil die katholische Kirche durch die kommunistische Regierung großen Repressalien ausgesetzt war, flüchtete das Priesterehepaar 1990 mit seinem Sohn nach Würzburg. Bis 2013 war Endre Koncsik als Vizeoffizial der Diözese tätig. Seine Berufung und seine Arbeit als Geistlicher habe nie unter seiner Ehe gelitten, sagt Koncsik.

"Auch verheiratete Priester leben in der Hingabe an Gott und versorgen ihre Gemeinden."
Endre Koncsik, griechisch-katholischer Priester

Genau dies befürchtet jedoch Joseph Ratzinger durch eine Lockerung des Zölibats, den er jetzt öffentlich verteidigte. Dass sich der emeritierte Papst zu dem heiklen Thema priesterliche Ehelosigkeit äußerte, wurde als Affront gegen Papst Franziskus gewertet. Am Dienstag indes distanzierte sich Benedikt XVI. jedoch von der  Co-Autorenschaft des bereits vor der Veröffentlichung vieldiskutierten Buches über Priestertum und Zölibat - nicht aber von seinem Beitrag darin. Herausgeber ist Kurienkardinal Robert Sarah. Laut Erzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär des emeritierten Papstes, sollen Namen und Bild von Benedikt auf dessen Wunsch vom Bucheinband entfernt werden. Ebenso Teile im Buch, die er nicht mitverfasst habe.

Das Archivfoto zeigt Papst Franziskus (links) und den emeritierten Papst Benedikt XVI. im Gespräch im Kloster Mater Ecclesiae in Rom.   
Foto: Archiv Vatican Media/dpa | Das Archivfoto zeigt Papst Franziskus (links) und den emeritierten Papst Benedikt XVI. im Gespräch im Kloster Mater Ecclesiae in Rom.   

"Da ich aus einer großen Priesterfamilie stamme, habe ich einen sehr guten Einblick", sagt Endre Koncsik. "Auch verheiratete Priester leben in der Hingabe an Gott und versorgen ihre Gemeinden. Unsere Pfarrhäuser in Ungarn sind durchgehend offen, so dass man uns auch in Problemfällen erreichen konnte." Auch in Würzburg habe die Familie ihm den Rücken freigehalten. "Durch meine eigenen Erfahrungen im Familienleben kann ich die Probleme der Menschen ganz anders verstehen und helfen",so Koncsik.

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"Wir haben stets alle Aufgaben gemeinsam gemeistert", sagt auch Ute Koncsik. Als Pfarrersfrau sei sie oft die erste Ansprechpartnerin gewesen und nicht immer der Priester als Respektsperson. "Mit der Frau - oft auch Beichtmutter - lässt es sich leichter reden. In Ungarn schätzt man die Pfarrersfrauen. Sie sind die Seele des Hauses."

"Ich sehe das, was Joseph Ratzinger tut, als letztes Aufbäumen, um die Abschaffung des Pflichtzölibats zu verhindern."
Wunibald Müller, Theologe aus Würzburg

Endre Koncsik sieht noch einen weiteren Vorteil in der Möglichkeit der Priesterehe: "In meiner ungarischen Diözese gibt es keinen Priestermangel, den gab es noch nicht einmal im Kommunismus!" Seit dem Ende dieser Ära gebe es sogar mehr Bewerber, als man im Priesterseminar aufnehmen könne, so Koncsik. "Demzufolge wählt der Bischof die besten Kandidaten aus, die dann oft auch in Rom studieren. So hat jede Gemeinde ihren eigenen Pfarrer, was ja für die Weitergabe des Glaubens und der kirchlichen Tradition von großer Bedeutung ist."

Der Theologe und Psychotherapeut Wunibald Müller hofft, dass sich Papst Franziskus durch die Äußerungen seines Vorgängers Benedikt XVI. zum Thema Pflichtzölibat nicht beeindrucken lässt.
Foto: Patty Varasano | Der Theologe und Psychotherapeut Wunibald Müller hofft, dass sich Papst Franziskus durch die Äußerungen seines Vorgängers Benedikt XVI. zum Thema Pflichtzölibat nicht beeindrucken lässt.

Der Würzburger Theologe Wunibald Müller hofft, dass sich Papst Franziskus von den Einlassungen seines Vorgängers Benedikt XVI. nicht beeindrucken lässt und bewährte verheiratete Männer zu Priestern geweiht werden können. "Damit wird das Ende des Pflichtzölibats eingeleitet", sagt er auf Nachfrage. "Ich sehe das, was Joseph Ratzinger tut, als ein letztes Aufbäumen, um die Abschaffung des Pflichtzölibats zu verhindern." Müller ist sich sicher: "Es wird ihm aber nicht gelingen. Und das ist gut so. Auch weil er ohnehin oft nicht mehr gelebt wird." Zudem sei der Pflichtzölibat die Ursache für großes Leid und stellt einen Risikofaktor für sexuellen Missbrauch dar, so Müller.

 
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  • r.kerber@web.de
    wenn der zölibat aufgehoben werden würde, gäbe es bestimmt wieder mehr leute, die ein priesteramt in der kath. kirche anziehen würde. viel von jenen die bisher gekommen sind, sind gekommen, weil sie sich vom zölibat versprochen haben, ein asexuelles leben zu führen, da ihre sexuelle neigung von familie und vielfach auch von der gesellschaft nicht akzeptiert wurden/werden. der zölibat ist vollkommen unnötig und absolut unzeitgemäß. weg damit!
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  • metzger@maxiklinik.de
    Herzliche Glückwünsche zu diesem über 50-jährigen gemeinsamen Lebensweg.

    Aufrichtiges Beileid den Pfarrern, die unter der Bunkermentalität der Männeramtskirche leiden
    und bei denen im Alter noch mehr unter der Einsamkeit leiden.
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  • wenn sich die kirche nicht in ihrer gesamten Struktur erneuert und in vielen dingen öffnet, dann ist es in 20 bis 30 jahren in Deutschland ziemlich düster mit der glaubensweitergabe. wenn das Zölibat in den nächsten jahren nicht aufgehoben, zumindest freigestellt wird, ob ein priesteranwärter dementsprechend leben möchte, dann wird es eine hirtenlose herde geben und die paar wenigen die in 20-30 jahren noch zur kirche stehen, egal ob jetzt katholische oder evangelisch, denn bei den evangelischen Christen ist es ja auch nicht besser, obwohl die pastoren verheiratet sind, haben diese auch nachwuchssorgen. das neuerschienene buch ist natürlich auch wieder ein Paukenschlag gegen alle Reformversuche von papst Franziskus. dr. koncsik kenne ich persönlich sehr gut, er hat für 20 jahre lang bei uns immer als urlausbaushilfe seinen dienst getan, und da hat sich schon in den 80er jahren niemand daran gestört, dass er einen Ehering trug und seine frau und sein sohn beim Gottesdienst dabei waren.
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  • al-holler@t-online.de
    In Deutschland ja, aber D ist für die Kirche sowieso verloren - bis zur nächsten großen Ktastrophe;
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  • Lapacho
    Wieder eine völlig einseitige Berichterstattung zu dem Thema. Erschreckend, aber leider typisch Mainpost.
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  • lisbeth128
    Das ist nicht einseitig. Es gibt schlichtweg keine vernünftigen nachvollziehbaren oder theologisch begründbaren Gründe für den Pflicht-Zölibat.
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  • Albatros
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
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  • FischersFritz
    Das Zölibat ist in einer Zeit und einer Gesellschaft entstanden, die sich von der unseren heute in vielerlei Hinsicht unterscheidet. Zudem ist es ein ziemlich willkürliches klerikales Diktat nur auf der Grundlage von Überlieferungen und Interpretationen.

    Über die Zeit hinweg hat sich die römisch-katholische Kirche immer irgendwie – beinahe unmerklich – an die jeweilige Zeit angepasst. Vielleicht wäre genau jetzt der richtige Zeitpunkt, wieder eine kleine Anpassung zuzulassen …

    Und es würde den Priestern die Arbeit und Ihr Leben ja auch erleichtern. Ein evangelischer Pfarrer kann aus eigener Erfahrung über das Thema Ehe zu seinen „Schäfchen“ sprechen – einem katholischer Priester fällt es ungleich schwerer, ernst genommen zu werden …

    Wer weiß – vielleicht würde eine gewissen „Normalisierung“ zu diesem Thema ja auch einen Beitrag dazu leisten, die Zahl der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche sinken zu lassen … und das alleine wäre ja schon ein sehr guter Grund, finde ich.
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  • Lebenhan1965
    Die Betonköpfe in Rom

    können das ja gleich gar nicht nachvollziehen, dass eine Ehefrau eine seelische Entlastung für einen Pfarrer bedeutet.
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  • al-holler@t-online.de
    Und mir ist das viel zu plakativ. ich würde zustimmen können, wenn da stünde "bedeuten kann" und ergänzen "aber auch Belastung sein kann" - ganz wie im richtigen Leben: Ich kenne z.B. mehrere zerstrittene evangelische Pfarrersleute
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  • LangLang
    beim "kann" wäre ich auch dabei - aber mal ehrlich: Wenn ich die sinkende Besucherzahl in der Kirche sehe - käme einer mehr wenn dort ein verheirateter Mann/Frau stünde? Auch ich würde begrüßen, wenn sich der Pfarrer selbst entscheiden könnte ob er heiraten möchte oder nicht. Es wäre aber sicher nicht die Lösung aller Probleme!
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  • al-holler@t-online.de
    Das alles haben die ev. Glaubensbrüder doch und auch ihnen laufen die Schäflein davon - und Missbrauch gabs da auch....
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  • FischersFritz
    Ja, Missbrauch gibt es bei den Protestanten leider auch – aber halt im Verhältnis 2 (katholisch) zu 1 (evangelisch). Zumindest nach aktuellen Schätzungen …
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  • FischersFritz
    Und ich kenne katholische Priester in eheähnlicher Gemeinschaft und ich kenne katholische Priester mit Kindern …

    Wie soll man sich der katholische Lehre verbunden fühlen, wenn sie ganz offensichtlich nicht mit der Realität in Einklang gebracht werden kann?

    Ja – es mag sein, dass sich evangelische Pfarrersleute auch mal streiten. So wie das so ziemlich alle Menschen gelegentlich machen, die ein gemeinsames Leben führen. Und trotzdem tun sie es … 😉

    Soll das ein Argument für ein Zölibat sein? „Damit man sich als Priester nicht mit seinem Ehepartner streiten muss …?“.

    Im Ernst jetzt?
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