
Smilja Sicaja will nicht mehr. Seit rund 30 Jahren wohnt die 62-Jährige in einem Wohnkomplex des Immobilien-Unternehmens Dawonia im Würzburger Stadtteil Grombühl. Seit Jahren kämpft sie dort erfolglos gegen Schmutz und Unordnung. Nun hat sie sich an die Öffentlichkeit gewandt.
"Der Zustand in unserem Wohngebäude ist unzumutbar", schreibt Sicaja an die Redaktion. "Müll und Sperrmüll behindern den freien Zugang zu den öffentlichen Containern. Hausmüll und verschmutzte Babywindeln lagern im Flur. (...) Erwähnenswert ist der brutale Gestank des Urins im Treppenhaus."
Bei einem Besuch durch die Redaktion bestätigen sich Sicajas Schilderungen: Im Treppenhaus liegen Müllsäcke verstreut, Abfall häuft sich in einem nach Urin riechenden Durchgang. Im Müllraum stapeln sich Müllsäcke, Fliegen schwirren herum, der Gestank ist kaum erträglich. Der Raum werde nur unregelmäßig entleert, klagt Smilja Sicaja. Sperrmüll blockiere regelmäßig wichtige Fluchtwege.
Für das Treppenhaus sind laut Verwaltung die Bewohner zuständig
Die Redaktion hat die Dawonia und die zuständige Hausverwaltung um Stellungnahme gebeten. In ihrer Antwort schreibt die Dawonia: "Die Situation (...) ist uns seit Längerem bekannt und stellt auch uns absolut nicht zufrieden." Man habe ein Reinigungsunternehmen "mit klaren Pflichten in ihrem Vertrag " beauftragt. Machtlos sei man jedoch gegen Verunreinigung durch Mieterinnen und Mieter.

Die Hausverwaltung legt ebenfalls den Fokus auf die Mieterinnen und Mieter und schreibt: "Für die Reinigung der Treppenhäuser sind die Bewohner (...) verantwortlich. (...) Es liegt eindeutig und alleine an den Bewohnern. Es muss fast wöchentlich Sperrmüll abgefahren werden." Die Durchgangspassage werde zudem zweimal wöchentlich durch ein Reinigungsunternehmen gereinigt.
Dem widerspricht Mieterin Smilja Sicaja. Eine Reinigungsfirma sei sowohl für den Durchgang als auch das Treppenhaus zuständig. Diese vernachlässige jedoch ihre Arbeit in der Durchgangspassage und nehme die Aufgabe im Treppenhaus gar nicht erst wahr. In einer E-Mail schreibt Sicaja: "Vermieter (Dawonia), Hausmeister und Hausverwaltung wurden jahrelang über diesen Zustand informiert."
26 Mieter des Würzburger Wohnkomplexes haben Beschwerde unterzeichnet
Zahlreiche Briefe, die der Redaktion vorliegen, belegen dies. Erstmals wird die Dawonia im Jahr 2016 darüber informiert, dass eine möglicherweise zuständige Reinigungsfirma ihre Aufgabe nicht wahrgenommen habe. Weil sich die Situation in ihren Augen nicht verbessert, verfassen im Jahr 2018 einige Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam eine drastische Beschwerde an die Dawonia.

Darin heißt es: "Niemand kümmert sich um die Wohnanlage und wir möchten das nicht auf Dauer ertragen. (...) Es sieht abstoßend aus. Dieser Zustand macht uns krank." 26 Personen haben das Schreiben unterzeichnet. In ihrer Antwort schreibt die Dawonia: "Wir haben Ihr Schreiben sowie die Fotos an den Verwalter (...) weitergeleitet, mit der Aufforderung dafür zu sorgen, dass künftig die Reinigungsarbeiten gemäß Vertrag durchgeführt werden."
Die Hausverwaltung wiederum sieht sich laut einem aktuellen Schreiben über die Reinigung des Durchgangs hinaus jedoch gar nicht zuständig. Sie schreibt: "Derzeit wird von Mehrheitseigentümerin Dawonia geprüft, ob es möglich ist die Treppenhausreinigung an ein professionelles Reinigungsunternehmen zu vergeben." Dem wiederum widerspricht die Dawonia auf telefonische Nachfrage. Zuständig für das Treppenhaus sei "ein Dienstleister, der von der zuständigen Hausverwaltung beauftragt wurde".
Stadt Würzburg: Behörden wollen den Grombühler Wohnkomplex inspizieren
Die chaotische Situation will Sicaja nicht akzeptieren. Sie hat sich an den Würzburger Mieterverein gewandt und hofft auf Unterstützung der Behörden. Schließlich, so Sicaja, stelle der Sperrmüll eine Gefahr im Brandfall dar und von den Müllbeuteln gehe möglicherweise Gesundheitsgefahr aus.

Die Redaktion hat der Stadt Würzburg die vorliegenden Fotos vorgelegt. Pressesprecher Christian Weiß sagt: "Der Flucht- und Rettungsweg ist immer freizuhalten." Zuständig für die Angelegenheit seien unter anderem Bauaufsicht und Feuerwehr. Diese würden den Wohnkomplex gerne inspizieren. Auch der gelagerte Müll und Unrat sei von Relevanz für die Behörden: "Der Verbraucherschutz würde sich das ebenfalls anschauen." Die Redaktion hat diese Information an Smilja Sicaja weitergegeben. Diese hat angekündigt, sich nun im Namen der Bewohnerinnen und Bewohner an die Stadt zu wenden.
Wenn man aber ohnehin schon grenzwertig viel vom Mieter verlangt, dafür aber wenig für die Dienstleister ausgibt, ja dann...dann sieht es wohl so aus, als ob Grombühl das neue EL Dorado für die Miethaie ist.
Irgendwann hat jede Hauserverwaltung und jede Reinigungsfirma die Schnauze voll.
...auch in einer Stadt?
Vom Land kenn ich das von früher auch: Da war man bei den meisten Häusern mit 2-3 Wohnungen eben alle 2-3 Wochen jeweils eine Woche neben Treppenhaus und Hof auch für die Straßenreinigung vor dem jeweiligen Grundstück zuständig.
Aber in der Stadt gab's doch schon sehr lange (seit wann?) die kommunale Straßenreinigung (Kosten dafür anteilmäßig in den Mietnebenkosten genauso wie Hausverwaltung oder Hausmeisterdienste).
Im eigenen Interesse des jeweiligen Mieters sollte es doch selbstverständlich sein, den Dreck und Abfall in den vorgeschriebenen Behältern zu entsorgen und nicht Gang und Treppenhaus zuzumüllen.
Wer sich nicht daran hält, dem muß im rechtlichen Rahmen gekündigt werden!
In der heutigen Zeit kennt leider (meist) niemand mehr die Nachbarn im selbst bewohnten Haus. Durch normalen Gesprächskontakt kann es eigentlich gar nicht soweit kommen - oder?
Ich jedenfalls könnte nicht in so einem Haus leben...
Natürlich gibt es wie überall schwarze Schafe und Abzocker. Aber in solchen verwahrlosten Häusern hat sich irgendwann der Besitzer gesagt, lasst die im eigenen Müll ersticken. Aber das Geschrei ist groß, wenn die Geduld zu Ende ist und gekündigt wird. Dann ruft der, der Müll und Schlamassel selbst verusacht hat, nach Stadt und Staat um Hilfe gegen den bösen Hausbesitzer. Der eigene Egoismus ist ja größer denn je.
Klar sind die Verursacher die Mieter. Aber es gehört ja wohl zu den Aufgaben der Hausverwaltung hier für Ordnung zu sorgen und diese Mißstände zu unterbinden. Das wurde eindeutig ebenso vernachlässigt wie die Reinigung des gebäudes.
Dabei engagiert sich doch angeblich bei der Dawonia ein Team aus über 300 Mitarbeitern täglich dafür, dass die Mieter und Käufer der Dawonia sind in ihren vier Wänden rundum Wohlfühlen (steht genau so auf der Dawonia-Webseite).
Wenn ich mir auf dem Bild den Dreck unter der Treppe so anschaue, kann ich mir nicht vorstellen, dass da wirklich 2x in der Woche gereinigt wird.