Der schlagzeilenträchtigste Immobilienbesitzer im Freistaat hat fast unbemerkt den Namen getauscht: Aus der Gemeinnützigen Bayerischen Wohnungsgesellschaft (GBW) mit 33 000 Wohnungen in Bayern wurde am 1. Januar die Dawonia. Oder wie es ein Mieter scherzhaft auf Bayerisch betonte: Da-wohn-I-a (Für Nichtbayern: Da wohne ich auch).
Neuer Namen - neues Image?
Befreit ein neuer Name von den Schatten der Vergangenheit? Die GBW stand einmal für öffentlich geförderten Wohnungsbau und Mieten, die sich auch sozial Schwache leisten konnten. Aber nach zehn Jahren voller negativer Schlagzeilen will die GBW endlich den Ruf loswerden, der wie Pech an ihr haftet: 2012 ein Bauernopfer zur Rettung der bayerischen Landesbank gewesen zu sein.
Die Wohnungen waren 2013 an ein privates Konsortium um die Augsburger Patrizia-Gruppe verkauft worden. Ministerpräsident Markus Söder steht wegen des GBW-Verkaufs in der Kritik, denn er war damals als Finanzminister verantwortlich für den Verkauf.
Name passt nicht mehr zur Unternehmensstrategie
"Der Name GBW passt nicht mehr zu unserer aktuellen Unternehmensstrategie", verkündet Geschäftsführer Claus Lehner per Pressemitteilung. "Wir sind längst auch außerhalb Bayerns aktiv und seit vielen Jahren nicht mehr gemeinnützig." Der Bestand werde erhalten, modernisiert und ausgebaut.
Was das in der Praxis heißt? Der unterfränkische Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib (SPD) fürchtet, nun werde auf Kosten der Mieter Kasse gemacht: durch Sanierung mit anschließender Mieterhöhung oder durch Reduzieren des Aufwandes zum Erhalt. Erste Signale gebe es bereits im Raum Aschaffenburg, aber auch in Würzburg und Kitzingen verfolge er aufmerksam die Entwicklung.
Zahlreiche Menschen gerade in den Ballungszentren könnten sich "Mieterhöhungen von bis zu 20 Prozent in fünf Jahren nicht leisten", sagte der Ochsenfurter in einer Rede im Landtag. "Sie müssen ihre übrigen Ausgaben stark einschränken und werden letztlich aus ihren angestammten Wohnungen verdrängt."
4000 Wohnungen in Unterfranken
In Unterfranken hatte die GBW Wohnungen in Würzburg (947) und Aschaffenburg (896), in den Landkreisen Miltenberg (1078), Kitzingen (615) und Rhön-Grabfeld (591, davon etwa 400 in Bad Neustadt). Auch hier ist die Unruhe unter den Mietern groß.
Die GBW in München betont, dass Häuser aus den 60ern energetisch saniert werden müssen. Außerdem könnten die Mieter ihre Wohnungen zu Vorzugskonditionen erwerben - was vielen aber finanziell nicht möglich ist. Etwa ein Drittel der rund 30 000 Wohnungen sollen sozial geförderte Einheiten bleiben, heißt es bei Dawonia.
Miete in München stieg auf fast das Dreifache
In Würzburg, Kitzingen und im Rhön-Grabfeld-Kreis fürchten Mieter nun, dass bald ähnliche Horror-Benachrichtigungen folgen wie bei Gabriele F. in Schwabing: Sie bewohnt nach Angaben Münchner Zeitungen seit über 40 Jahren eine kleine Wohnung mit 48 Quadratmetern, zwei kleine Zimmer, Wohnküche, Bad, knapp 48 Quadratmeter. Kurz nach Weihnachten kam die Benachrichtigung: Bisherige Miete: 386,59 Euro. Nach der Modernisierung soll sie 993,65 Euro zahlen.
Vielen Mietern erscheint der neue Name Dawonia deshalb wie Hohn. Einer unkt, man werde wohl bald nicht mehr von Da-wohn-I-a sprechen, sondern von Da-wohn-I-nimmer. Der Deutsche Mieterbund verzeichnet bereits seit Monaten zunehmend Beratungsanfragen von verunsicherten GBW-Mietern.
Auskunft? Fehlanzeige
Nachfragen, ob auch hier gravierende Mieterhöhungen geplant sind, bleiben offen. Die Suche nach der Antwort erweist sich als so schwierig, wie es Rat suchende Mieter beschrieben hatten: In Würzburg wird man nach Nürnberg durchgestellt. Dort erklärt man, darüber dürfe nur die Zentrale in München Auskunft geben. Nach etlichen Versuchen erfährt man dort: Der Geschäftsführer sei nicht zu sprechen. Es gebe eine Pressestelle, "aber da ist aber heute niemand." Telefonnummer oder Email-Adresse dürfe man leider nicht herausgeben.
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