Immer dann, wenn es im Würzburger Stadtrat in Sachen Straßenverkehr um eine Richtungsentscheidung geht, werden die Gräben zwischen den Verfechtern und den Gegnern einer ökologischen Verkehrswende besonders deutlich. Das war Anfang des Jahres bei der Diskussion über den möglichen Wegfall von Pkw-Stellplätzen am Paradeplatz so, und das war auch am Donnerstag beim geplanten Ausbau der Straßen rund um den Greinbergknoten so.
Nach einer emotionalen und von beiden Seiten teilweise ideologisch geführten Debatte hat der Stadtrat mit 26 zu 21 Stimmen beschlossen, die Planungen voranzutreiben und die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens zu beantragen. Für den Ausbau stimmten CSU, SPD, Freie Wähler, FDP, Bürgerforum, AfD und Jürgen Weber (WL), dagegen stimmten Grüne, Linke, ZfW, ÖDP, Willi Dürrnagel (WL) und Christiane Kerner (parteilos).
Die Sitzung begann mit dem erfolglosen Antrag von Sebastian Roth (Linke), die Entscheidung zu vertagen und zunächst die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für eine mögliche Straßenbahn in den Würzburger Nordosten abzuwarten. Rund drei Stunden dauerte später am Abend die Diskussion bis zur namentlichen Abstimmung. Während der Sitzung war es zu einer Aktion von vier Umweltaktivisten gekommen, die lautstark gegen die Planungen protestierten.
Zu Beginn fasste Baureferent Benjamin Schneider noch einmal zusammen, worum es ihm und seinen Planern geht: Durch eine Aufteilung des motorisierten Verkehrs am Europastern soll die Überlastung am Greinbergknoten und dadurch auch der tägliche Stau in der Grombühlstraße reduziert werden. Autofahrer Richtung B 19 Nord fahren künftig über eine zusätzliche Fahrspur in der Nürnberger Straße und eine neue Rampe auf Höhe Aumühlweg/Innere Aumühlstraße auf den Stadtring.
Dabei gehe es einzig und allein "um die Verkehrsbeziehungen zwischen West und Ost", betonte der Stadtbaurat. In den Planungen seien zwei mögliche Vorzugstrassen für die Straßenbahn berücksichtigt und freigehalten. Vorgesehen sind laut Schneider auch deutliche Verbesserungen für den Bus-, den Rad- und den Fußverkehr. Die Nord-Süd-Abkürzungsverkehre zwischen den Autobahnen A 3 und A 7 werden seiner Einschätzung nach durch die geplanten Veränderungen nicht zunehmen.
Das sehen die Gegner des Projekts gänzlich anders. Die Grünen nannten die Pläne absurd und unverantwortlich: "Wer es mit Klimaschutz ernst meint, kann nicht den siebenspurigen Ausbau einer Straße mitten durch die Stadt befürworten", sagte Konstantin Mack. Die bisher veranschlagten 21 Millionen Euro wären nach seinen Worten in eine dichtere Taktung der Straßenbahn oder neue Fuß- und Radwege deutlich besser investiert.
"Wenn Durchfahrten attraktiver werden, werden auch mehr Menschen diese Durchfahrten nutzen", prognostizierte Patrick Friedl, der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Sein Kollege Niklas Dehne warf dem Baureferat vor, die Planungen auf "alternative Fakten" zu stützen und wurde für diese Wortwahl von Oberbürgermeister Christian Schuchardt gerügt.
Eine teils ideologisch geführte Debatte
Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde es eine teilweise emotionale Debatte. Regelrecht wütend waren einige Ausbau-Befürworter wegen der Störung durch die jungen Klima-Aktivisten: "Das sind eure Wähler!", rief der erzürnte CSU-Mann Rainer Schott in Richtung von Grünen und Linken.
Durch eine kurze Unterbrechung der Sitzung konnten sich die Gemüter beruhigen. Weniger ideologisch wurde es danach nicht wirklich. Volker Omert (FW/FWG) bedauerte deshalb im Laufe des Abends, dass die Diskussion um den Greinbergknoten "zu einem Glaubenskrieg pro und contra Auto verkommen ist".
Grüne und Linke "kämpfen gegen jede Art von Individualverkehr, auch mit neuen Antriebsarten. Sie wollen uns diese Freiheit nehmen", sagte zum Beispiel Alt-Oberbürgermeister Jürgen Weber (Würzburger Liste). Die Mehrheit der Gesellschaft sei auf das Auto angewiesen, betonte CSU-Stadträtin Rena Schimmer: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass man eine Verbesserung für alle Verkehrsteilnehmer nur deshalb ablehnt, weil es auch eine Verbesserung für die Autofahrer ist."
Bei der namentlichen Abstimmung waren die vier SPD-Stadtratsmitglieder das Zünglein an der Waage. Ihre geschlossene Zustimmung zu dem Vorhaben veranlasste die Fraktion der Linken kurz nach der Sitzung zu einem Facebook-Post mit den Worten "Danke, SPD-Fraktion. Für gar nichts!"
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Kolbow hatte die Entscheidung seiner Fraktion unter anderem damit begründet, dass die erforderlichen Trassen für die Straßenbahn Richtung Versbach und Lengfeld freigehalten werden: "Die Planungen stellen ganz eindeutig eine Verbesserung für den ÖPNV dar […] Wir sind damit schon sehr viel weiter, als manche glauben", so Kolbow.
Spekulationen über ein mögliches Bürgerbegehren
Ein Änderungsantrag von Wolfgang Baumann (ZfW), der den Umbau des Greinbergknotens in eine moderne "Mobilitätsdrehscheibe"“ zum Inhalt hatte, wurde abgelehnt. Baumann befürchtet, dass der im Stadtrat ausgetragene Konflikt demnächst an anderer Stelle weitergeht: "Die Öffentlichkeit versteht nicht, dass das im Eilzugtempo durchgezogen wird. Es werden Menschen dagegen auf die Straße gehen."
Am Rande der Sitzung wurde bereits über ein mögliches Bürgerbegehren spekuliert. "Wir werden den Beschluss und seine Konsequenzen diskutieren und alle uns zur Verfügung stehenden Maßnahmen prüfen", teilte Volker Glöckner, Sprecher des Bündnisses "Verkehrswende Jetzt", am Freitag auf Nachfrage mit.
Weniger Straße bedeutet nicht zwangsläufig weniger Verkehr, der verlagert sich nur dahin wo er noch mehr Schaden anrichtet. Hoffentlich besitzen der Stadtrat und OB genügend Mut sich gegen die chronischen Querdenker diesmal durchzusetzen.
Man kann aus einer Mücke auch einen Elefanten machen.
Es ist von einer 2 spurigen Rampe die Rede, die geplant ist und die den Verkehr von der Nordtangente auf den Stadtring in Richtung Autobahnen Kassel und Nürnberg leiten soll.
Die restlichen Spuren sind vielleicht vorhanden, sicherlich nicht alle in diese Richtungen, sondern auch in Richtung Stadträte oder in Richtung Heidingsfeld, aber man kann die Tatsachen natürlich nach Gutdünken verdrehen.
Wo bitte ist eine 7 spurige Strasse geplant?
Die Rampe?
Die hat nur 2 Spuren.
Also gefälligst auf den Boden der Tatsachen bleiben und sich nicht an Fake-News beteiligen!
Könnte man den Greinbergknoten mit einem weiteren Projekt WEIT IM VORFELD zusätzlich entlasten? Mit dem alten Plan einer Mainbrücke über den Neuen Hafen und anschließendem Tunnel via B27-Süd & A3/A81. Der Verkehr aus Richtung Karlstadt in Richtung A3-West & A81 würde dann überhaupt nicht mehr durch die Würzburger Kernstadt laufen und somit würden Stadtring-Nord, Greinbergknoten & Stadtring-Süd entlastet. Der Tunnel bräuchte ja (zunächst) keine zwei Röhren haben. Der B 27-Süd-Anschluss an die A3 ist ja auch nur zweispurig.
Damit es keine Missverständnisse gibt: die B 27 wäre dann eine durchgehend kreuzungsfreie & ampelfreie Straße von Veitshöchheim bis zur A3 AS WÜ-Kist. Der Verkehr wäre hier flüssig, weshalb (zunächst) zwei Spuren wohl ausreichen würden.
Allein die Tatsache, dass die B27 dann sauber & klar an die A3 zuende geführt wäre, spräche für diesen Vorschlag.
ABER:
Die selben Menschen, die hier so massiv gegen diese im Vergleich dazu Lächerlichkeit so massiv protestieren und sogar versuchen, eine Stadtratssitzung dafür zu sprengen, würden unter Garantie auch gegen diesen Plan sein!
Brücke und Tunnel - das wäre Raubbau an der Natur - ein weiterer Beitrag zum Untergang der Menschheit, weil er ja wieder den Verkehr fördern würde!
Usw
Verkehr ist nunmal da - und je flüssiger er läuft, umso weniger Abgase und Emissionen setzt er frei / je stockender, umso schädlicher ist er. Das ist aber bei manchen leider noch nicht angekommen. wer in Würzburg wohnt, braucht nicht unbedingt ein Auto, das stimmt - aber lässt die Bedürfnisse von Pendlern (Beruf, Einkaufen, Gesundheit) völlig außer acht. Und wer dann gegen solche Maßnahmen ist, dem sind die Bedürfnisse dieser Mitmenschen völlig egal - leider!
Meiner Ansicht nach wäre die Idee eine Diskussion wert!
Ich find den Vorschlag sehr gut und absolut bedenkenswert.
Allerdings - und da sind meine Bedenken - kenne ich halt auch die deutsche Bürokratie.
Bis so eine Idee in einen Plan umgesetzt wird - und der dann auch nach unzähligen "Bürgerbeteiligungen" umgesetzt werden kann - das wird realistischerweise geschätzt 2050!
Das finde ich in Deutschland im Moment eine einzige Katastrophe. Mit dieser Art und Weise wären wir hier NIE zu der führenden Industrienation geworden, die Deutschland nunmal ist - und könnten vom gesamtgesellschaftlichen Wohlstand, den wir im Moment haben, nur träumen!
Und das find ich einfach schlimm!
Die Würzburger wollen keineswegs auf da geliebte Auto verzichten, auch wenn es noch so viele Radwege, Straßenbahnen, ÖPNV gibt.
Die Pendler, Landbewohner sind gefordert sich anzupassen.
Selbstverständlich ist für die Stadtbewohner aber, die Freizeit außerhalb zu verbringen, Radwege zu nutzen, den Hund auszuführen oder 60 qkm neues Wasserschutzgebiet im Landkreis einzurichten.
Die Nordtangente ist schon seit Jahren für den LKW-Durchgangsverkehr, außer Anlieger sowie Be- oder Entladung in Stadt/Landkreis Würzburg, gesperrt. Das wurde noch nie kontrolliert und ich habe noch keinen (ausländischen) LKW gesehen, der bei diesen Schildern zumindest mal auf die Bremse tippt.
Das heißt auch , Zement von Karlstadt nach Kitzingen geht nicht über die Nordtangente.
Möglich wäre aber Veitshöchheimer Straße, Haugerring, Bahnhof, Berliner Ring, Nürnbergerstraße.
Das gilt auch für LKWs auf der B27 von Kist die nicht über Höchberg und Schloßberg dürfen. Die müssen über Waldbüttelbrunn, Hettstadter Steige, Veitshöchheimer Straße statt Nordtangente zum Haugerring.
Das ist Würzburger Verkehrsplanung.
Tja, dass bin ich auch.
Nur werden Sie mit Ihrer ebenfalls gestrigen Meinung auch nicht alle zur Straba bewegen können, weil es Pendler gibt, die auf dass Auto angewiesen sind.
Oder wollen Sie jedes "Pubskaff" an die Straba oder an die DB anschließen, im 10 Minuten Takt?
Und jetzt die 1.000.000 Euro Öko-Frage bei "Wer wird Höhlen-Oberhaupt":
Warum kommt die Straba Linie 6 zum Hubland mitunter nicht in die Puschen?
Richtig!
Weil es auch Leute gibt, die auch gegen ein klimafreundliches Projekt stimmen, weil sie anscheinend gegen alles sind.
Und die werden garantiert auch gegen andere umweltfreundliche Projekte vorgehen.
Bringen Sie die erst mal zur Vernunft, bevor Sie hier ständig gegen alles poltern.
Das ist Ihre persönliche Meinung - die dürfen Sie gerne haben.
Wenn er jetzt gestern das Gegenteil beschlossen hätte? Dann wären Sie zufrieden- aber jemand anderes würde sich hinstellen können - und feststellen (nach seiner Meinung): der Stadtrat hat da einen Fehler gemacht!
So ist das - verschiedene Menschen haben verschiedene Meinungen - und am Ende entscheidet die Mehrheit! Sowas nennt man Demokratie!
Mit Pubskaff meine ich nicht den Würzburger Norden mit 25000 Ew., sondern Orte in der Agglomeration Würzburg und weiter darüber hinaus.
Orte, deren Ew. auf dass Auto angewiesen sind und die halt auch durch die Stadt fahren müssen, um von A nach B zu kommen.
Aber soweit kann man wohl nicht denken, wenn man alles vor der Haustüre vorfindet ...
Was ich von dieser ausufernden Bürgerbeteiligung halte, die in den letzten Jahren in so unsäglicher Weise überhand genommen hat, können Sie in einem Kommentar von mir weiter oben ganz deutlich nachlesen!