Vor kurzem hat der Stadtrat mit breiter Mehrheit beschlossen, dass es im Dom-Umfeld künftig weniger Platz für Autos und mehr für Fußgänger und Grün geben soll. 130 Stellplätze an Parade- und Kardinal-Döpfner-Platz sollen – bis auf einige Behindertenparkplätze – verschwinden. Ist das der Auftakt zu einer radikalen Autos-Raus-Politik?
Die CSU sieht durch die Entscheidung die "Erreichbarkeit der Innenstadt" gefährdet. Dass die Marktgarage mit 520 Stellplätzen nur 250 Meter entfernt ist und dort zwei Stunden Parken sogar 20 Cent günstiger ist als auf dem Paradeplatz, ist für die Christsozialen kein Argument: Für Menschen mit Behinderung oder Ängsten seien unterirdische Stellplätze keine Alternative. Grüne, SPD, ZfW und Linke wollten mit "brachialer Gewalt den Wegfall von Parkplätzen ohne Rücksicht auf Verluste“, beklagt Fraktionsvorsitzender Wolfgang Roth in einer Pressemitteilung.
Besonders überrascht sei er, dass jetzt auch die Stadträte von FWG, Bürgerforum und FDP "für den Wegfall von Parkplätzen" sind. Tatsächlich haben neben den Stadträten der CSU nur die der AfD gegen die Anträge zur Umgestaltung des Areals gestimmt.
Warum stimmte Charlotte Schloßareck mit den Grünen?
Bislang hatte vor allem Charlotte Schloßareck (Bürgerforum) um jeden Auto-Stellplatz in der Stadt gekämpft. Was ist passiert? "So wie es am Dom ist, kann es ja nicht bleiben", erklärt Schloßareck gegenüber der Redaktion. Die Stadträtin, seit fast 20 Jahren in der Kommunalpolitik, hat das erkannt und will diese Veränderung mitgestalten. Im übrigen sei sie schon immer zur Reduzierung von Oberflächenparkplätzen bereit gewesen, "wenn gleichzeitig Alternativen geschaffen werden".
Dass diese Alternativen – zum Beispiel neue Tiefgaragenplätze oder Parkplätze mit ÖPNV-Anbindung am Stadtrand – jetzt angegangen werden, verbindet auch Fraktionskollege Joachim Spatz (FDP) mit seiner Zustimmung zur Umgestaltung des Dom-Umfeldes. "Es ist noch keine Entscheidung am Paradeplatz gefallen", betont Spatz. Die Verwaltung sei lediglich mit der Planung eines autofreien Platzes beauftragt, aber der Stadtrat entscheide erst darüber, wenn diese im Laufe des Sommers vorgestellt werden. "Dann erwarte ich ein schlüssiges Mobilitätskonzept."
Die Grünen brauchen Unterstützer
Für Grünen-Fraktionsvorsitzende Karin Miethaner-Vent ist die Parkplatz-Entscheidung ein "wichtiger Durchbruch". Zum einen, weil sie von einem interfraktionellen Bündnis getragen wird. Zum anderen, weil sie glaubt, dass sich Veränderungen nur durch einzelne Schritte und nicht als große Gesamtlösung erreichen lassen. "Wenn man mit der Einführung der ersten Fußgängerzone in Würzburg gewartet hätte, bis es ein Gesamtkonzept dafür gegeben hätte, gebe es heute noch keine," argumentiert Miethaner-Vent.
So verbuchen die Grünen besagte Park-Entscheidung als ersten Schritt für die von ihnen angestrebte Verkehrswende. Damit ihre Politik allerdings dauerhaft erfolgreich wird, brauchen sie Unterstützer. Denn mit 16 Stimmen sind die Grünen im Stadtrat zwar die stärkste Kraft, aber noch weit von der Mehrheit im 50-köpfigen Gremium entfernt.
Die CSU hat in der aktuellen Debatte die Rolle des Verhinderers und Gegenspielers grüner Verkehrspolitik eingenommen. WL/ÖDP, Linke, ZfW und teilweise auch die SPD haben die Umgestaltungspläne dagegen unterstützt. Auch Josef Hofmann, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Würzburg (FWG), hält Veränderungen in der Innenstadt für notwendig.
Er hatte mit seiner Fraktion bereits 2013 für die damals gescheiterte Umgestaltung von Hofstraße und Dom gestimmt. Wie FPD/Bürgerforum fordert die FWG-Fraktion, dass die Wegnahme von Parkplätzen mit Park&Ride-Angeboten und ÖPNV-Verbesserungen verknüpft ist.
Die Rolle seiner Fraktion beim wichtigen Thema Verkehrspolitik sieht Hofmann so: "Wir suchen die pragmatischen Wege." Die Erreichbarkeit der Würzburger Innenstadt hält er auch nach der jüngsten Entscheidung für nicht gefährdet, da die Verwaltung in den nächsten Monaten erst einmal prüft, was am Paradeplatz und Dom machbar ist. "Da bin ich ganz entspannt. Eine radikale Auto-Raus-Politik ohne Perspektive wird mit der FWG nicht umsetzbar sein."
habe ich zu der Thematik ein paar Fragen gestellt:
Wo sind die P+R-Parkplätze?
Wo bleibt die Taktung/ Abstimmung der Verkehrsmittel?
Wann werden auch für Familien bezahlbare Tarife eingeführt?
Wie kann man auch am Wochenende oder spätabends vernünftig sein Ziel erreichen?
Wann werden alle Haltestellen und Fahrzeuge barrierefrei nutzbar sein?
Wie wird auch für Schwächere eine hinreichende (gefühlte) Sicherheit gewährleistet?
Antworten darauf gab es nicht, wahrscheinlich gibts die nicht (zumindest in WÜ) und somit ist die Autos-raus-Politik eine verschämte Umschreibung für Bleibt-gefälligst-weg-Politik.
Seit Jahrzehnten beobachte ich diese Misere. Immer mehr Parkplätze fallen weg, aber attraktive Alternativen werden nicht geschaffen (s. auch Straba-Linie 6 - o weh!!). Imho ist das einfach armselig, was hier geboten wird. Vermiesung pur, keine Anreize für ÖPNV-Benutzung - also nur Klientel-Politik.
Den Typen im Rathaus gehören die reservierten Parkplätze gestrichen!
Es ist unglaublich wieviel Platz weiterhin für Blech geopfert wird, das zu über 90% im Weg steht, aber jeder Fahradweg wird bekämpft...
Platz ist gerade in einer Stadt nicht unendlich vorhanden.
Es braucht die Menschengerechte Stadt, nicht die Autogerechte Stadt.
Dafür braucht es mit Sicherheit ein umfassendes Konzept. Aber sicher gegen jede Veränderung drücken, führt nicht in die Zukunft.
Sie haben doch schon ganz zivilisierte Beiträge ins Forum geschrieben, damals im Juni 2013 beispielsweise, zum Hochwasser im Africa Festival.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/africa-festival-die-flut-und-ihre-folgen-art-7499277#commentsAreaAnchor
Wie kommt es, dass Ihr Tonfall und Ihre Sprache seither so abgefallen sind?
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Ein Diskursbeitrag mit konstruktiver Kritik wird gerne gelesen und aufgenommen.
Leere Beschimpfungen helfen nicht weiter.
Real dauert es mit der Straba in die Innenstadt auch nicht länger, als mit dem Auto auf einen der unsäglichen Parkplätze zu fahren. Mich interessiert das Umfeld des Doms überhaupt nicht!
Und ja, auch Mutter mit ihrem E-Mobil kann problemlos Straba fahren.
Schwierig würde es nur, wenn Würzburg Umweltzonen und Fahrverbote ausweisen würde. Da müssten sie SEHR genau überlegen wo sie den Verkehr hinleiten!
Attraktive Alternativen für den Einkauf gibt es und wenn es nicht anders geht, dann lass ich den Klick eben nicht lokal!
wenn der Verbraucher und Konsument (vormals Mensch) seinen Kaufrausch befriedigen kann ?
Ich denke nicht !
Würzburg könnte Kulturstadt sein, Universitätsstadt ist die Würze ja schon länger, letztlich könnte man auch den Anspruch erheben, Herz und Hirn Unterfrankens zu sein.
Garantiert niemand muß mit Auto direkt am Dom parken.
Und zum Einkaufen geht's doch eh schon länger den Lengfelder Berg nauf.
Meine Empfehlung an den kompletten Stadtrat:
Es gibt in Europa auch Städte, welche seit Jahren konsequent die autofreie Innenstadt haben.
Als sehr gelungen erachte ich beispielsweise das Konzept der Stadt Gent in Belgien.
Einfach mal rausgucken aus dem Würzburger Kessel, das Rad muß nicht
neu erfunden werden !
Fände ich ja gut, aber bisher war hier nur von der Abschaffung von Parkplätzen die Rede.
Allerdings erst, seit ich die App von GratisParkenWeltweit.com ins Navi geladen habe.
Nun sucht mir mein Auto die geilsten Shops, die megamäßigen drive-in Restaurants und die abgefahrensten Urlaubsorte aus.
Überall Parkplätze bis zum Horizont!
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Tschüss jetzt:
Mein Vorstellungsgespräch bei der Firma neben dem Giga-Parking-Space ist schon in drei Stunden und das Navi meldet Baustelle auf der A1 bei Buxtehude.
Hoffentlich gibt die Visa-Card noch eine zweite Tankfüllung her.
Barrierefreie Parkplätze wird es weiterhin geben für Menschen mit Parkausweisen unterschiedlicher Farben. Ich darf mit meinem z.B. sogar im Halteverbot (eingeschränkt ) stehen.Hier berät der vdk.