Es hat den Eindruck, die großen Musikstars machen derzeit einen weiten Bogen um das Oberzentrum Würzburg. Bad Kissingen Luitpoldpark: Mark Knopfler und Roxette Juli 2015; Bad Mergentheim Schlosshof: Die Fantastischen Vier und Adel Tawil im Juli 2015; Herbert Grönemeyer im Mai und Sunrise Avenue im Juli 2015, beide im Willy-Sachs-Stadion in Schweinfurt. Und kein Open Air Konzert in der Domstadt?
Einer, der wissen muss, woran das liegt, ist ARGO-Chef Peter Pracht. Seit 1975 macht er die meisten Konzertveranstaltungen in Würzburg,. Er hat Queen genauso wie AC/DC nach Würzburg gebracht. Und er schaffte es bisher auch, die großen Stars vor die Residenz zu locken. Doch nun weicht er mit seinen Freiluftveranstaltungen aus. Warum?
In einem Gespräch skizziert er die Situation. Früher war Würzburg mit seiner s.Oliver-Arena, einst Carl-Diem-Halle genannt, eine Musikmetropole, die Künstler rissen sich um Auftritte. Dann überholte die Entwicklung Würzburg. Die Bands wanderten wegen der besseren technischen Möglichkeiten und wegen der größeren Besucherkapazitäten ab. Für die s.Oliver Arena wurde es eng.
Um so mehr, so Pracht, gelte es jetzt die Open Air Flächen der Region zu nutzen. Aber da gibt es schon das erste große Problem: Die Festung Marienberg mit ihrer Wiese oberhalb des Neutors – ein Besuchermagnet wegen des tollen Ambiente – steht für Großkonzerte wie mit Bryan Adams nicht mehr zur Verfügung. Seit der Katastrophe bei der Love-Parade in Duisburg mit 19 Toten hat die Stadt die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Das Problem: die Engstelle Neutor. Und so können künftig nur noch maximal 4300 Musikfans auf die Festung pilgern.
Bleiben nur noch die Residenz neben den stark belasteten Mainwiesen, die keine echte Rolle für Pracht mehr spielen. Vor dem einmaligen Ambiente des Weltkulturerbes finden je nach Bestuhlung bis zu 15 000 Menschen Platz. Dort traten schon Elton John, R.E.M., Rod Stewart oder Peter Maffay und David Garrett auf.
Das Problem: Die Residenz ist stark gebucht mit Mozartfest und diversen anderen Veranstaltungen. Pracht: „Das macht es schwieriger, mit einem Groß-Konzert einen Termin zu finden. So konnten wir Grönemeyer am 31. Mai in Würzburg nicht planen, wegen der Belegung durch das Mozartfest“. Obwohl er den deutschen Star gerne in Würzburg gesehen hätte. So kam Schweinfurt zum Zuge.
„Wir stehen Großveranstaltungen offen gegenüber und sind für alle Musikrichtungen aufgeschlossen“, sagt Ines Holzmüller, Sprecherin der Schlösserverwaltung, die für die Residenz zuständig ist. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass man nicht einschränkend handele, sondern liberal solchen Großveranstaltungen gegenüberstehe. Konzertveranstalter würden ihre Vorhaben anmelden und dann werde individuell geklärt, ob sie sich umsetzen lassen.
Holzmüller betont aber auch, dass während des Mozartfestes von Ende Mai bis Ende Juni keine weiteren Konzerte im Bereich der Residenz stattfinden können. So musste dann auch Grönemeyer abgesagt werden. Und die Stadt sei auch im Boot, denn die müsse ja solche Veranstaltungen genehmigen und die Sicherheitsauflagen festlegen.
Damit solche Konzerte auch künftig möglich sein werden, wünscht sich der Konzertveranstalter eine hochrangige Schnittstelle bei der Stadt. „In Nürnberg ist das der persönliche Referent des Oberbürgermeisters. Der nimmt unsere Anfragen für Großevents entgegen und klärt ab, unter welchen Bedingungen das möglich ist“, erläutert Pracht die Situation in Mittelfranken.
So etwas gibt es schon in Würzburg, sagen Stadtsprecher Christian Weiß und die Chefin des Ordnungsamtes, Hülya Düber. Sie hat eine Mitarbeiterin beauftragt, die sich unter anderem um solche Veranstaltungsanfragen kümmert. Düber erläutert das Vorgehen. „ARGO schickte uns für 2015 vier Anfragen für Residenzkonzerte mit 10 bis 15 Terminen. Der Name der Künstler wird uns erst später mitgeteilt. Wir sprechen die mit Behörden wie Polizei, Feuerwehr WVV und anderen Behörden ab. Binnen zehn Tagen bekommt die Agentur dann eine vorläufige Einschätzung.“ Sie wusste bis vor kurzem nichts von einem geplanten Grönemeyer-Konzert vor der Residenz, sagt sie.
Seine Kritik beziehe sich auf Termine im Juli und August 2015, betonte Pracht. Da hatte er bei Wunschkandidaten angefragt, die im Reigen der großen Stars vor dem Weltkulturerbe noch fehlten: Eric Clapton, David Bowie oder Paul McCartney.
„Wir erhielten die Auskunft von der Stadt, es könnte in der Zeit Baustellen in der Theaterstraße geben, und das könnte zu Kapazitätsbeschränkungen beim Konzert führen.“ Solche Pauschalaussagen brächten einem Veranstalter nichts, ein „Vielleicht“ gäbe es bei dem Geschäft mit Superstars nicht mehr.
Hülya Düber wehrt sich gegen die Aussage. „Wir weisen bei unseren Recherchen im Vorfeld auf eventuelle Schwierigkeiten hin. Unsere Aussage war, bitte beachten Sie bei Ihren Planungen Baustellen für neue Heizwasserleitungen in der Theaterstraße.“ Sie macht aber eines ganz deutlich: „So ein großes Konzert vor einem Ambiente wie der Residenz bekommt man nur in Würzburg. Da müssen alle zusammenarbeiten. Das ist auch weiterhin unser Ziel.“
Nach Main-Post-Informationen wird es jetzt ein Treffen zwischen Düber und Pracht geben. Vielleicht lassen sich diese Probleme ja ausräumen und Würzburg bekommt doch noch Besuch im Jahr 2015, vielleicht ja auch von Ex-Beatle Paul McCartney.
Und vier Wochen Mozartfest halte ich persönlich für viel zu lange. Das Mozartfest war mal eine Veranstaltung für Interessierte, damals haben das zwei MA der Stadt quasi nebenbei organisiert, mittlerweile ist das aufgeblasen und vor allem ein Zuschussgeschäft, im Gegensatz zu Veranstaltungen von ARGO.
Die Stadt setzt da meiner Ansicht nach auf die falschen Pferde.
> das Oberzentrum Würzburg.
Na ja, wenn ein 'Künstler' wie Garrett einen Bogen um WÜ macht, dann ist das so schlecht nicht ...
Beste Grüße
Thomas