Radfahren ist in Würzburg ein kontroverses Thema. Für einige ist die hiesige Straßenführung ein fahrradfeindlicher Moloch. Andere sind der Ansicht, dass sich in den vergangenen Jahren mehr als genug für Radfahrer getan hat. Christian Loos, Landesvorsitzender des ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD) mit Wohnsitz in Würzburg, sieht Verbesserungen, fordert für das Jahr 2021 jedoch trotzdem weitere Schritte. Welche das sind und wie die Stadtverwaltung dazu steht.
Knappe Überholabstände gefährden Sicherheit von Würzburger Radfahrern
"Das wichtigste Problem für Fahrradfahrer in Würzburg sind die mangelnden Überholabstände", sagt Loos. Knappe Überholmanöver von Autofahrern seien für Radfahrer eine Gefahr. Besonders problematisch seien Abschnitte der Frankfurter Straße, das Oegg-Tor an der Residenz sowie die Sieboldstraße, die in den Friedrich-Eberth-Ring einmündet. Hier, so fordert Loos, könnten ein generelles Tempolimit 30, stärkere Einfärbungen und verbreiterte Radwege helfen. "Notfalls müssen dafür Parkplätze weichen", so Loos.
Die Frankfurter Straße wurde kürzlich in einer Sitzung des Radverkehrsbeirats thematisiert. Die dort vertretene Arbeitsgruppe Radverkehr lobt in einer anschließenden Pressemeldung, "dass der Radverkehr von dem zuvor vorhandenen holprigen und versteckten Radweg fahrbahnnah verlagert wurde." Die nun vorhandenen Schutzstreifen seien jedoch zu eng bemessen und beidseitig (wegen überholender Fahrzeuge und sich öffnender Fahrzeugtüren) gefährlich. Gefordert wird ein Überholverbot sowie Tempolimit 30.
"Zu geringe Überholabstände sind das Ergebnis von fehlerhaftem Verkehrsverhalten einzelner Verkehrsteilnehmer und insbesondere Sache der Kontrolle des fließenden Verkehrs", sagt hingegen Christian Weiß, Pressesprecher der Stadt Würzburg. Weiß verweist zudem auf die städtische Imagekampagne "Miteinander im Verkehr", die bei Autofahrern für ausreichende Abstände wirbt.
Öffnung von Einbahnstraßen für Würzburger Radfahrer
Ein weiteres Ärgernis für Radfahrer in Würzburg sind laut VCD-Mann Loos zahlreiche für den Radverkehr nicht freigegebene Einbahnstraßen. So seien etwa die Philipp-Schrepfer-Allee und die Kapuzinerstraße wichtige Passagen. Eine Öffnung der Philipp-Schrepfer-Allee habe man gegenüber der Stadtverwaltung bereits vor einigen Jahren angeregt, geschehen sei seitdem jedoch nichts.
44 Prozent der etwa 140 Einbahnstraßen in Würzburg (62) seien bereits für den Radverkehr freigegeben, sagt Stadtsprecher Weiß. Jedoch seien bei der Freigabe von Einbahnstraßen für den Radverkehr verschiedene Kriterien wichtig: "Die Ein- und insbesondere Ausleitung des Radverkehrs in/ aus einer freigegebenen Einbahnstraße stellen dabei die größte Herausforderung dar." Die Stadtverwaltung arbeite jedoch kontinuierlich an der Freigabe von weiteren Einbahnstraßen.
Bessere Kennzeichnung von Fahrradstraßen in Würzburg
Speziell ausgezeichnete Fahrradstraßen sollen den Radverkehr in Deutschland attraktiver machen. In diesen Straßen ist es Fahrradfahrern etwa erlaubt, nebeneinanderzufahren. Loos lobt diesbezüglich: "Die Einrichtung der Fahrradstraße in der Münzstraße ist baulich schnell gelungen." Er klagt jedoch auch: "Die Münzstraße ist nicht ausreichend als Fahrradstraße erkennbar."
Der zuständige Fachbereich Tiefbau und Verkehrswesen arbeite derzeit an einem "Farbcode", der Radfahrern eine bessere Orientierung bieten und andere Verkehrsteilnehmer sensibilisieren solle, versichert Stadtsprecher Weiß. "Das Gestaltungskonzept soll (...) in den nächsten Sitzungsläufen eingebracht werden."
Prominente Radfahrer sollen öffentlichkeitswirksam Stellung beziehen
"Was Radverkehr in Würzburg angeht, kommen wir von ganz unten", sagt Christian Loos. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Situation jedoch verbessert. Auch sei das Engagement des städtischen Radbeauftragten Adrien Cochet-Weinandt lobenswert. Die städtische Imagekampagne für besseres Miteinander im Verkehr sei zwar guter ein Schritt, brauche jedoch mehr finanzielle Mittel. Gut wäre zudem, wenn sich prominente Radfahrer wie Oberbürgermeister Christian Schuchardt öffentlich deutlicher positionieren würden, so Loos. "Dann gäbe es vielleicht auch mehr Mut, stärker in den Autoverkehr einzugreifen und an den notwendigen Stellen etwa auch Parkplätze zu entfernen."
Haben Sie littlejoe eigentlich einen Autoführerschein? Den sehe ich bei Ihrer Vorrang - Platz - argumentation als sehr gefährdet an, und alle KFZ, die in der Frankfurterstr ein auf dem Schutzstreifen fahrendes Fahrrad überholen, verhalten sich verkehrswidrig trotz Führerschein und Kennzeichen....
(Versicherung) eingeführt. Ähnlich wie für
Mopeds. Dann würde sich manch einer
überlegen wie er sich im Verkehr verhält.
Verstöße würden leichter verfolgt werden
können (Nummernschild).
Hätte auch den Vorteil, dass die Zahler
einer pers. Haftpflichtversicherung
entlastet würden.
Kurze Strecken bis zu 2 km geht man ohnehin besser zu Fuß. Weil auch Radfahrer an Ampeln halten müssen, links und rechts beachten müssen, dazu Fahrradhelm aufsetzen sollen und danach wieder irgendwo verstauen müssen, Stellplatz für Fahrrad suchen und verschließen müssen, ist das Fahrrad für Kurzstrecken zu umständlich.
Für längere Strecken, z. B. um vom Hubland ins Steinbachtal zu gelangen ist man ohnehin nicht schneller als mit Auto oder Straßenbahn auch nicht mit Pinselstrichen.
Abhilfe würden nur eigene Highways ohne jeglichen Fußgänger- und Straßenverkehr schaffen.
Verwaltungen müssen aufpassen, sich nicht von einigen Öko-Taliban vors falsche Pferd spannen zu lassen, die eigentlich nur einen Feldzug gegen das Auto führen!
Die knappen Überholmanöver der rasenden Fahrradfahren sind für Fußgänger, besonders für kleine Kinder eine Gefahr. Man kann die Kleinen nicht, z. B im Ringpark oder Marktplatz ,"frei" laufen lassen, ohne Sorge zu haben, dass sie von einem Fahrradfahrer/in über-bzw. angefahren werden.
Die Zeiten sind auch bzgl. Nahverkehr im Wandel. Das Fahrrad entwickelt sich immer schneller zum Fortbewegungsmittel Nr. 1 in den Innenstädten. Die Infrastruktur für den Radverkehr hinkt aber dieser Entwicklung (wie so vieles in Deutschland) in Würzburg ganz besonders hinter her.
Wenn man sich allerdings die Radfahrerin auf dem Bild des Artikels anschaut, kann ich den Zorn von Autofahrern auch verstehen. Die macht sich mit ihren Schwimm-Nudeln dermaßen breit, dass kein Auto mehr überholen darf/kann.
Schafft endlich vernünftige Radwege und pinselt nicht einfach Farbe auf die Straße. Dann wird das Miteinander von Rad- und Autofahrern auch etwas einfacher.
Dazu gehört eine Verkehrsschulung, ein Fahrradführerschein und ein Nummernschild am Rad. Nur so lässt sich die Gefährdung durch Radfahrer vermeiden denn anonym lassen sich leicht alle Regeln übertreten.
Wenn das erledigt ist kann man langsam an eigene Fahrstrassen für Radfahrer denken. Bis dahin gehören sie aus dem Verkehr gezogen da man nie sicher sein kann, dass sie die Verkehrsregeln kennen und vor allem befolgen!
ich bin ja in der Stadt WÜ zumeist als Fußgänger unterwegs, aber echte Verbesserungen für Radfahrer hab ich noch nicht beobachtet (letztere weichen immer noch lieber auf die Gehwege aus und drücken ihre Gefährdung den noch "schwächeren" Verkehrsteilnehmern auf - danke, grrr).
Farbcode?! Was soll das denn werden?
Und anstatt diese so genannten Schutzstreifen auf die Fahrbahn zu pinseln (was mMn eher für mehr Gefährdung sorgt): warum sagt man nicht endlich konsequent, die Wege außen um den Ringpark rum werden zu reinen (!) Fahrradwegen umfunktioniert und zu diesem Zweck entsprechend ausgestattet (Breite, Belag, Beschilderung)?
Ich werd mich tunlichst weiter hüten, mich mit dem Fahrrad nach WÜ zu verirren, weil wenn mir sonst was passiert, weigert sich am Schluss meine Lebensversicherung an meine Hinterbliebenen zu zahlen, weil das Selbstmord gewesen sei. Traurig aber mMn höchst realistisch.
Was Sie ansprechen mit den engen Einbahnstraßen ist in der Tat problematisch, mit ein Wenig Rücksicht kommt man hier aber auch weiter. Als Radfahrer muss ich eben nicht in einen Bereich einfahren, der eng ist, sondern warte schon mal ab bis der Gegenverkehr durch ist.
Eigentlich handelt es sich bei der Markierung auch nicht um einen Radweg. Das wird nur immer fälschlicherweise so angenommen. Tatsächlich soll die gestrichelte Linie links, ungefähr mittig der Fahrbahn, den Radfahrenden lediglich als Orientierung für den empfohlenen Abstand zu den parkenden Fahrzeugen dienen.
Sarkasmus Ende