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Würzburg
Verkehrswende: Steht Würzburg vor einem neuen Bürgerentscheid?
Kurz nachdem Würzburg zur fahrradfreundlichen Stadt erklärt wurde, wollen die Aktivsten des Bündnisses "Verkehrswende jetzt" den Druck auf die Politik erhöhen.
Gut besucht war bereits im April eine Fahrrad-Demo in Würzburg, mit dem das Bündnis 'Verkehrswende jetzt' auf seine Ziele aufmerksam machte.
Foto: Daniel Peter | Gut besucht war bereits im April eine Fahrrad-Demo in Würzburg, mit dem das Bündnis "Verkehrswende jetzt" auf seine Ziele aufmerksam machte.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:59 Uhr

Ende April waren sie in der Eichhornstraße zum ersten Mal öffentlich aufgetreten, knapp fünf Monate später wagen die Aktivisten des Bündnisses "Verkehrswende jetzt" die politische Aktion. Wie Karolin Zientarski, Pressesprecherin des Bündnisses, am Freitag gegenüber dieser Redaktion bestätigte, strebt das Bündnis einen Bürgerentscheid zum Thema Radverkehr in Würzburg an. Erst am Donnerstag hatte die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (AGfK) die Stadt Würzburg in den Kreis ebendieser Kommunen aufgenommen – was nicht nur Beifall brachte, sondern auch Kritik von Fahrradverbänden hervorrief. 

Bei dem so genannten "Radentscheid" geht es darum, gezielt die Bedingungen für den Radverkehr in der Stadt zu verbessern. Offizieller Start soll am kommenden Montag sein. Dann sollen im Rahmen eines Bürgerbegehrens die nötigen Unterstützerunterschriften für einen Bürgerentscheid gesammelt werden. Benötigt werden bei einer Kommune in der Größe Würzburgs die Stimmen von mindestens fünf Prozent der Einwohner, das sind etwa 6500. "Wir wollen aber natürlich mehr Stimmen zusammenbekommen", so Zientarski.  

Radentscheid in München war erfolgreich

Bei einem ähnlich konzipierten Radentscheid in diesem Jahr in München hatten die dortigen Aktivisten Erfolg: Im Juli übernahm der Münchner Stadtrat die Forderungen und machte damit eine formale Abstimmung überflüssig. Zuvor hatten 160 000 Menschen die Ziele des Radentscheids unterstützt, bei dem es unter anderem um ein engmaschiges Radverkehrsnetz, um sichere Kreuzungen und Abstellmöglichkeiten ging. 

Über Details des angestrebten Radentscheids wollte das Verkehrswende-Bündnis auf Nachfrage zunächst keine Angaben machen, diese sollen erst am Montag veröffentlicht werden. Marie Büchner, im Bündnis Sprecherin für das Thema Radentscheid, sagte, es sei  denkbar, dass man sich in Würzburg an den Zielen des Münchner Radentscheids orientiert. 

Auf der Homepage des Würzburger Verkehrswende-Bündnisses sind unter der Überschrift "Angstfreies Radfahren für alle" 13 Punkte aufgeführt, die wohl auch in den angestrebten Bürgerentscheid einfließen dürften. Dabei geht es unter anderem um einen zügigen Aufbau eines sicheren Alltagsroutennetzes, um Radschnellwege zwischen Stadt und Landkreisgemeinden und die Einrichtung von Fahrradstraßen. 

OB will "ohne Konfrontation" an den Verkehrsthemen arbeiten

Am Freitagnachmittag hatte in der neuen Umweltstation zudem erstmals der von Oberbürgermeister Christian Schuchardt angeregte Runde Tisch zum Thema Verkehrswende getagt, an dem Vertreter von mehr als 30 Institutionen, Verbänden sowie aus dem Stadtrat teilnahmen. Am Rand der Veranstaltung nahm der OB erstmals Stellung zum geplanten Radentscheid. "In Würzburg wollen wir versuchen, ohne Konfrontation an den Themen zu arbeiten. Dabei geht es nicht darum, den Konsens um jeden Preis herzustellen, aber es geht darum, gemeinsam eine Lösung zu erreichen", so Schuchardt. "Es wäre unglücklich, wenn man einzelne Verkehrsteilnehmer, die unterschiedlich unterwegs sind, bei der Verkehrswende gegeneinander ausspielt." 

Er gehe davon aus, dass bei den Forderungen des Bündnisses "ganz viele Punkte dabei sind, die wir schon leisten und auch leisten wollen". Es komme immer auch darauf an, welche Maßnahmen für die Stadt rechtlich möglich sind. 

Der Radentscheid wäre der achte Bürgerentscheid in der Würzburger Geschichte. Zuletzt hatte es Entscheide über die Zukunft des Mozartareals (2015) und den Kardinal-Faulhaber-Platz (2017) gegeben. Bei beiden Entscheiden waren die Initiatoren erfolgreich gewesen.

 
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Kommentare
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  • Arcus
    Ein Radentscheid in Würzburg? Klar. Weil sich sonst in Würzburg nichts ändert. Ich bin gespannt, wann er kommt und welche Forderungen er beinhaltet.
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  • rebnik
    Dass Würzburg jetzt als fahrradfreundliche Stadt gilt, kann ich nicht nachvollziehen. Akzeptabel fänd ich es also höchstens, wenn Stadtpolitik, Verwaltung und Gesellschaft den Titel als Herausforderung nehmen, dem Anspruch noch mehr gerecht zu werden. Dies wird zu Lasten der Autos gehen. Denn Autos beanspruchen in Würzburg den meisten Platz. Es ist nun nicht nötig, dass Menschen mit Behinderung Angst um ihre Mobilität bekommen. Für sie wird genug Raum sein, ebenso für Lieferverkehr. Alle anderen müssen sich eben von der Bequemlichkeit verabschieden. Oder das Konsumieren auf der grünen Wiese bevorzugen, wenn das ihrer Vorstellung entspricht. Unwahrscheinlich, dass deswegen in Würzburg bald die Bürgersteige hochgeklappt werden. Dass Stadt auf möglichst praktische und wohlgeordnete Konsummöglichkeit reduziert wird, in diesem Punkt könnte auch endlich mal eine Bewusstseinsänderung eintreten. Und ich bin sehr gespannt auf den "Autofreien Tag" am kommenden Samstag in Würzburg!
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  • jwh-58
    An rebnik - Sie glauben also für Behinderte wird genug getan, was Behindertenparkplätze angeht ? - Da muß ich Sie leider enttäuschen. Durch die ständige Erweiterung der Fußgängerzone wird ein Behindertenparplatz nach dem anderen still und leise aufgelöst. Herzogenstrasse, Eichhornstrasse, Spiegelstrasse, Hofstrasse, Martinstrasse, Domstrasse, Innerer Graben, usw. - ich könnte noch etliche Stellen aufzählen, an denen die wertvollen Behindertenparkplätze in Würzburg aufgelöst bzw. vernichtet wurden. Also zentrumsnahes Parken für Gehbebinderte - Fehlanzeige.
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  • mgharzdorf@t-online.de
    Ich würde dem Vorstandschaft des Aktionsbündnis mal vorschlagen einen Tag lang das Verhalten der "Radfahrer" am neuen Kreisel Friedrich-Ebert-Ring / Valentin-Becker-Straße zu beobachten. Schulung von Verhaltensregeln der Radfahrer im Straßenverkehr wäre unbedingt angebracht. Wie können sich weiterhin solche Bürger verhalten, die unbedingt wegen körperlicher Behinderung usw. auf das Auto (Einkaufen, Arztbesuche usw.) angewiesen sind. Möchte gerne eine Erklärung dieses überdimensionalen Bündnisses lesen, wie sich ihr Verhalten gegenüber älteren Mitbürger und Behinderten usw. zukünftig gestaltet. Irgendwann mal kommen sie in die gleiche Situation.
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  • reutjo
    Eine * Verkehrswende * ist nicht in Sicht !!!

    Ganz egal ob mit oder ohne Bürgerentscheid !

    Das Einzige was machbar wäre, sämtliche >Nutzer der innerstädtischen Strassen beachten den § 1 der StVO !!! Egal wie sie am Strassenverkehr teilnehmen !!!
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  • Littlejoe
    Wieso brauchen wir immer mehr Radwege? Baut da welche, wo es sinnvoll ist und nicht blinder Akionismus, wie in der Versbacher Straße. Die Bevölkerung wir immer älter und die wollen oder können nur Bus, ÖNV oder Auto benutzen. Das Umland muss ja für notwendige Facharzttermine oder Besuche, Einkäufe mit dem Auto kommen, weil du sonst inclusive Wartezeiten ewig unterwegs bist und es auf dem Land immer weniger Ärzte gibt. Einen viel größeren und schnelleren Beitrag zur Reduzierung des Feinstaub wäre endlich eine Ampelschaltung, die dafür sorgt das der Verkehr fließt und nicht steht bzw. man nicht
    von einer roten Ampel zur nächsten fährt. Würzburg zählt unter Fachleuten zu den 5 Städten in Deutschland mit den schlechtesten Regelungen was grüne Welle betrifft. Beispiel Mittlerer Ring: fährst du 60-70 km/h hat man grüne Welle, bei 50 km/h gibt es mindestens 2x Rot. Nicht gegeneinander sondern miteinander Entscheidungen treffen.
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  • Mainheini
    Alle Kommentatoren schreiben hier sozialistisch, links und egoistisch. Sie denken meist nur schwarz-weiß. Mit Demokratieverständnis, miteinander leben, gegenseitig tolerieren hat das nichts zu tun. Schade, wir gehen immer mehr schlechten Zeiten entgegen.
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  • Mainheini
    Im Artikel steht "Angstfreies Radfahren für alle". Ich plädiere für ein "Angstfreies Gehen für alle" und Sperrung aller Fußgängerzonen, Gehsteige, Grünanlagen für Radfahrer und E-Roller.
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  • sepele
    Hervorragende Initiative!
    Eine sichere fahrradinfrastruktur hilft auch den Fußgängern. Denn häufig fahren Radfahrer aufgrund fehlender Infrastruktur oder Angst vor dem unachtsamen Autoverkehr auf den Fußwegen. Mit dem Ausbau der Radwege gewinnen alle!
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Ein Bürgerentscheid in Würzburg, um die Bedingungen für den Radverkehr zu verbessern!?

    Bin ich sofort dafür!

    Aber nur unter einer Bedingung:

    Gleichzeitig sollten die Radfahrer (verkehrsmäßig) aus dem Verkehr gezogen werden, die gegen Vorschriften verstoßen.

    Gerade bei Verstößen gegen dass Rotlicht, lassen die es hier in Würzburg immer "wieder richtig krachen"!
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  • marco.goebet@web.de
    Am einfachsten ist, wir schaffen den Stadtrat ab und machen nur noch Basisdemokratie! Dann können die Studenten, die sich ein paar Jahre in Würzburg aufhalten, die Geschicke der Stadt bestimmen grinsen
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Achtung!

    Ironie!
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  • rotezee
    Ich frag mich wirklich, ob manche Kommentierende den Artikel oben wirklich gelesen haben. Es geht um die VERBESSERUNG DER BEDINGUNGEN für den Radverkehr, nicht um "entweder - oder". Rad zu fahren ist an manchen Ecken in Würzburg lebensgefährlich. Es kann doch wirklich niemand dagegen sein, diese potentiellen Unfall-Hot-Spots zu entschärfen. Also ich finds toll, das sich jemand mal aufmacht, das in Angriff zu nehmen.
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  • jwh-58
    An rotezee - Und ich frage mich, ob sie begriffen haben, dass Radfahrer die Gehwege zustellen, je mehr sie sind. Autos behindern Rollstuhlfahrer nicht. Sie parken auf der Straße (im Normalfall !) Aber Radfahrer kennen keine Rücksicht auf Behinderte. Die stellen sich da hin, wo sie's gerade für sich brauchen. Dann schaut der Rollstuhlbenutzer "in den Mond", wenn er nicht mehr durchkommt.
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  • rotezee
    Rollstuhlfahrer, Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer sind genauso zu hören. Aber wo sollen sich die Räder denn abstellen? Überall nur Autoparkplätze. Man könnte aktiv auch drüber nachdenken, jeden 2. oder 3. Parkplatz in Rad Parkplätze umzuwidmen. Dann sind mindestens 10, 12 Räder "aufgeräumt". Oder was wäre denn Ihr Vorschlag?
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  • saufhauerl
    Die Rechte von Rollstuhlfahrern und anderen Gehandicapten sind aber kein gutes Argument gegen Verbesserungen für Radfahrer.
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  • sepele
    Nur eine Zahl für sie: auf einem autostellplatz bekommen Sie gut und gerne 15 Fahrräder unter.
    Was glauben Sie, warum die Gehwege in Würzburg so eng sind und deshalb häufig für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer zu schmal? Weil der Großteil des öffentlichen Raums mit Autos zugestellt wird.
    Hier ist schnelles Umdenken gefragt.
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  • matthiasr
    In der Innenstadt gibt es kaum noch oberirdische Parkplätze, zumindest in weiten Teilen des Bischofshutes! Und wo sollen die Anwohner Parken?
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • jwh-58
    Je radfahrerfreundlicher eine Stadt wird, umso behindertenfeindlicher wird sie in Folge. Denn Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer brauchen das Privatfahrzeuge aus existenziellen Gründen zum Leben. Die Rest-Mobilität, die ein Querschnittsgelähmter benötigt, kann kein ÖPNV jemals erfüllen.
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