In der Deutlichkeit war das Abstimmungsergebnis dann doch überraschend: Nur zwölf von 33 anwesenden Stadträten wollten am Donnerstag, dass die Verwaltung einen Teilerhalt der alten US-Tankstelle am Hubland auf Kosten und mögliche Nutzung prüft. Damit steht fest, dass die aus dem Jahr 1952 stammende Tankstelle nun wie geplant abgerissen wird und Platz macht für die Erweiterung des Grüngürtels am Hubland.
Den in der Sitzung anwesenden Vertretern des Aktionsbündnisses für den Erhalt der Tankstelle war die Enttäuschung anzusehen, als feststand, dass es für das Gebäude keine Zukunft geben wird. Am Morgen danach kann Hermann Stapff vom Aktionsbündnis den vergangenen vier Monaten, in denen die Debatte geführt wurde, dennoch etwas Positives abgewinnen: "Sicher bin auch ich enttäuscht, dass es nicht geklappt hat. Wir haben hinterher lange diskutiert woran es gelegen haben könnte. Aber alles hat auch sein Gutes: Die Aktion möge anderen Mut machen, nicht alles blind hinzunehmen, sondern sich auch mal aufzulehnen, mitzureden, mitzuentscheiden", sagt er am Freitag.
Und schiebt in seiner Stellungnahme sogar ein Lob ans Rathaus hinterher: "Ich bedanke mich trotzdem beim Baureferat, beim Baureferenten und auch bei den Stadträten. Diese Bewegung, dieses Verhalten, diese Kompromissbereitschaft wären vor ein paar Jahren noch nicht möglich gewesen. Viele Bau- und Verkehrssünden der 70er Jahre würden heute so nicht mehr gebaut, wenn man die Bürger mitentscheiden lässt."
Obwohl der Konversionsausschuss noch am 4. Februar empfohlen hatte, den Tankstellen-Erhalt zu prüfen, standen am Donnerstag im Stadtrat die Zeichen von Anfang an nicht gut. Oberbürgermeister Christian Schuchardt wies schon bei seiner Anmoderation auf die "Gesamtverantwortung" der Stadt für eine Vielzahl von anstehenden Projekten hin, darunter die Schulsanierung. Mit anderen Worten: Es gibt Wichtigeres als eine alte Tankstelle.
Baureferent Benjamin Schneider, der sich im Januar mit Vertretern des Aktionsbündnisses getroffen hatte, sprach von der "Barrierewirkung", die das Haus in der geplanten Grünachse zwischen den künftigen Sinnesgärten (am Standort der WVV-Bühne während der LGS) und dem zentralen Quartiersplatz bedeuten würde - auch dann, wenn bei einem Teilerhalt nur die Glaskanzel und die angrenzende Werkstatt übrig geblieben wären.
Ein weiterer Punkt: die Kosten. Beim jetzt beschlossenen Komplettabriss rechnet man im Rathaus mit Rückbaukosten von 1,15 Millionen Euro. Ein Teilerhalt wäre wohl mindestens 700 000 Euro teurer geworden - plus geschätzte 100 000 Euro Rückforderungen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die das ehemalige US-Gelände 2012 an die Stadt verkauft hatte.
Grünen-Fraktionschef Matthias Pilz war es schließlich, der sehr vernehmlich den Abgesang auf die Tankstelle anstimmte: "Irgendeiner muss der Böse sein." Es könne nicht sein, dass die Stadt Geld ausgebe für ein Gebäude, das kein Denkmal sei und bei dem man nicht einmal wisse, wofür man es nutzen kann. Stattdessen brauche die Stadt auch bei guter Haushaltslage Geld für andere Dinge – Kindergärten und Übungsräume etwa. Ein "emotionaler Wert" allein reiche als Begründung nicht aus.
Eine klare Absage machte auch Wolfgang Roth, stellvertretender CSU-Fraktionschef. "Die Tankstelle hat keinen Denkmalwert, es geht um Steuergelder, das Gebäude steht an der falschen Stelle und außerdem würden wir das Gesamtkonzept am Hubland torpedieren", zählte er als Begründung auf, warum die CSU den Tankstellen-Erhalt ablehnt.
Das hatte Mitte Oktober bei der CSU noch anders geklungen. "Wir haben in unserer Fraktion beschlossen, dass wir der Weiterverfolgung des Antrags mehrheitlich zustimmen werden", hatte Stadträtin Helga Hoepffner damals bei der Übergabe einer Unterschriftensammlung durch die Tankstellenfreunde gesagt. Hoepffner war es am Donnerstag auch, die sich dann doch mit nachdenklichem Ton zu Wort meldete: "Mir blutet das Herz, wenn wieder ein Stück vom US-Gelände verschwindet." Sie sei auch erst für den Erhalt gewesen, aber wegen der Kosten sei sie nun dagegen. Da nützte es dann auch nicht mehr, dass ÖDP-Mann Heinz Braun zuvor der Tankstelle noch eine Bedeutung "für die Identifikation mit dem Stadtteil Hubland" attestiert hatte.
"Wir waren schon weit mit unseren Überlegungen", sagt Tankstellen-Aktivist Herbert Stapff. Man habe Sponsoren gesucht, Nutzungsvorschläge erarbeitet und an die Gründung eines Fördervereins gedacht. "Aber", schiebt Stapff die Resignation beiseite, "wir haben auch gezeigt, dass man mit bürgerschaftlichem Engagement etwas bewegen kann."
Abstimmung trotz entschuldigtem Fehlen der SPD-Fraktion!
Eine faire demokratische Abstimmung sieht anders aus!!!
Die Abstimmung sollte wiederholt werden!!!
Die bisherige Kulturamtsleiterin Sybille Linke hat Würzburg im Januar 2019 verlassen.
- Sie hatte sich eine „Kultur-Tankstelle“ vorstellen können ... -
Die Stelle „Kulturamtsleiter/in“ ist in Würzburg leider derzeit nicht besetzt.
... Sie (Frau Linke) habe in Würzburg ihre eigene Handschrift hinterlassen und sich für größere Aufgaben empfohlen, so OB Christian Schuchardt bei Ihrer Verabschiedung. Ihre Meinungsäußerungen fehlten leider schmerzlich in der Stadtratssitzung.
Auch Al Ghusain hat Würzburg offenbar für größere Aufgaben verlassen.
Würzburgs Kulturreferent Achim Könneke, Kultur-/Schul-/Sportreferats - äußerte sich nicht zur US-Tanke. Nach der WAHL 2020 sollte d. Stadtrat den Zuschnitt des Kultur-, Schul- u. Sportreferats überdenken. Interessenkonflikte vermeiden!