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Würzburg
Steidle: Tankstelle hätte "ein hübsches Stück" werden können
Würzburgs Stadtheimatpfleger bedauert den bevorstehenden Abriss der früheren US-Tankstelle. Eine ehemalige Würzburgerin vermisst dagegen ein anderes Gebäude am Hubland.
Der Innenraum der Tankstelle während der Landesgartenschau 2018, bei der hier ein 'American Diner' untergebracht war. 
Foto: Antje Hansen | Der Innenraum der Tankstelle während der Landesgartenschau 2018, bei der hier ein "American Diner" untergebracht war. 
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:00 Uhr

"Schade!" Die Reaktion von Stadtheimatpfleger Hans Steidle auf das Nein zum Erhalt der US-Tankstelle ist eindeutig. Steidle hatte dem Gebäude eine Denkmalwürdigkeit zugesprochen, und das trotz einer anders lautenden Einschätzung des Landesamtes für Denkmalpflege. Das Amt hatte - wie schon 2009 - auch nach einer erneuten Begutachtung im November 2018 der Tankstelle den offiziellen Denkmalstatus verwehrt: Zu viele historische Details, darunter das markante Flugdach, seien nicht mehr vorhanden. 

Für Steidle hätte aus dem Bau dennoch "ein hübsches Stück" werden können, das an die Zeit der US-Armee in Würzburg erinnert, wie er am Freitag gegenüber dieser Redaktion sagt. Und die Nutzung? "Ich hätte mir einen Kiosk vorstellen können mit einer Elektro-Ladestation und einem Raum, den Bürger hätten anmieten können", so Steidle. Für ein Museum, wie  vom Tankstellen-Aktionsbündnis angeregt, wäre die Fläche allerdings zu klein gewesen.  

Grundsätzlich sieht Steidle die Geschichte der Amerikaner in Würzburg in der öffentlichen Wahrnehmung zu wenig berücksichtigt. "Aber das gilt auch sonst für die Würzburger Geschichte des 20. Jahrhunderts." 

Ehemalige Würzburgerin vermisst die Leighton Chapel

Den Eindruck, dass zu viele Zeugnisse aus der Zeit der US-Armee in Würzburg verschwunden sind, hat auch Judith Bar-Or-Schwierz. Die 46-Jährige ist die Tochter von Israel Schwierz  (75), der rund 30 Jahre lang als Lay leader (Vertreter des Militärrabbiners) tätig war. Bar-Or-Schwierz, die von den 70er bis Anfang der 90er Jahre in Würzburg war und heute als Historikerin in Israel lebt, hatte kürzlich bei einem Besuch in Würzburg einen Bericht dieser Redaktion über die Tankstelle gelesen und sich daraufhin vor Ort umgesehen. Die Tankstelle wurde dann aber schnell zur Nebensache.

"Als ich in das Gebiet der ehemaligen Leighton Barracks durch das frühere Haupttor fahren wollte, musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass die Leighton Chapel – das frühere Sakralgebäude der US-Armee rechts neben dem Eingangstor zur Kaserne – nicht mehr vorhanden war", schreibt sie in einem Text, den sie dieser Redaktion und anderen Medien übermittelt hat. Die ehemalige Kirche der US-Armee war bereits 2016 abgerissen worden.

Die Leighton Chapel kurz vor dem Abriss 2016. 
Foto: Karl-Georg Rötter | Die Leighton Chapel kurz vor dem Abriss 2016. 

"Wie konnte es dazu gekommen sein, dass dieses geschichtlich und religiös so bedeutende Bauwerk, in dem alle in der US-Armee etablierten Religionsgemeinschaften problemlos miteinander zurechtkamen, und das erst kurz vor dem Abzug der US-Armee aus Würzburg gründlich renoviert worden war, sang- und klanglos abgerissen worden war, während man sich heute wegen der Tankstelle große Gedanken macht ? Ich werde das nie verstehen können, auch anderen Leuten, die mit der Leighton Chapel zu tun hatten, geht es ähnlich."

 
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