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Würzburg
Hubland: Rettung der US-Tankstelle zeichnet sich ab
Das Aktionsbündnis übergab über 2300 Unterschriften gegen den Abriss. In der Stadtratssitzung am Donnerstag könnte es eine wichtige Richtungsentscheidung geben.
Das Flair der 50er Jahre: Mit der Zukunft der ehemaligen US-Tankstelle am Hubland beschäftigt sich am Donnerstag der Stadtrat. Das Bild entstand am 7. Oktober, dem letzten Tag der Landesgartenschau.
Foto: Torsten Schleicher | Das Flair der 50er Jahre: Mit der Zukunft der ehemaligen US-Tankstelle am Hubland beschäftigt sich am Donnerstag der Stadtrat. Das Bild entstand am 7. Oktober, dem letzten Tag der Landesgartenschau.
Patrick Wötzel
 und  Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:05 Uhr

Es sieht so aus, als wäre der geplante Abriss der früheren Tankstelle der US-Streitkräfte am Hubland erst einmal vom Tisch: Wie am Dienstag bei der Übergabe von mehr als 2300 Protest-Unterschriften an Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake bekannt wurde, könnte es im Stadtrat an diesem Donnerstag eine Mehrheit für einen Antrag der SPD-Fraktion geben, die den Erhalt und eine geeignete Nutzung für die Tankstelle fordert.

"Wir haben in unserer Fraktion beschlossen, dass wir der Weiterverfolgung des Antrags mehrheitlich zustimmen werden", kündigte CSU-Stadträtin Helga Hoepffner bei dieser Gelegenheit an - sehr zur Freude der zahlreich anwesenden Vertreter des Aktionsbündnisses US-Tankstelle.

Übergabe von über 2300 Unterschriften für den Erhalt der Leighton-Tankstelle (von links nach rechts): Heinz Henneberger (Oldtimer-Freunde), Gästeführerin Antje Hansen, Herbert Stapff (Siedlervereinigung Sieboldshöhe), CSU-Stadträtin Helga Hoepffner, Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, CSU-Stadtrat Willi Dürrnagel, SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Kolbow.
Foto: Patrick Wötzel | Übergabe von über 2300 Unterschriften für den Erhalt der Leighton-Tankstelle (von links nach rechts): Heinz Henneberger (Oldtimer-Freunde), Gästeführerin Antje Hansen, Herbert Stapff (Siedlervereinigung ...

Auch die Stadtratsfraktion der Grünen fordert in einem gesonderten Antrag eine Prüfung, "ob und wie das Gebäude der US-Tankstelle am jetzigen oder an einem anderen geeigneten Standort auf dem Hubland erhalten werden kann."

Abriss war schon beschlossene Sache

Beschlossen wurde der Abriss der Tankstelle nach dem Ende der Landesgartenschau bereits im Jahr 2008. "Erst während der Landesgartenschau hat man erkannt, welches Schmuckstück hier steht", betonte Herbert Stapff von der Siedlervereinigung Würzburg-Sieboldshöhe. Alle anderen Gebäude der ehemaligen Leighton-Kaserne seien bereits abgerissen: "Die Tankstelle ist das letzte Überbleibsel der US-Armee. Soll uns nun nichts mehr an die Amerikaner erinnern?"

Das Aktionsbündnis hat nach Stapffs Worten sehr viel Lob und Unterstützung erhalten - unter anderem von früher in Würzburg stationierten US-Soldaten und ihren Familien. Zahlreiche Ideen und Vorschläge für eine neue Nutzung waren auch dabei: "Wir haben Anfragen von Kunsthandwerkern, Kaffeehaus-Betreibern, einer Kaffee-Rösterei und vom Einzelhandel bekommen. Die Tankstelle könnte auch eine Begegnungsstätte werden. Pfeifen Sie die Bagger bitte zurück", sagte Stapff. Zum Aktionsbündnis gehört auch der Oldtimer-Stammtisch Würzburg, und auch der Harley Davidson-Club hat bereits Interesse an der Tankstelle gezeigt. 

Bereits in den letzten Tagen der Landesgartenschau hatte sich nach einem offenen Brief der Architekturhistorikerin Antje Hansen, die auch Vorsitzende des Vereins Würzburger Gästeführer ist, schnell breiter Protest gegen den Abriss formiert.  

Schäfer-Blake hofft auf Mehrheitsentscheidung für Erhalt

Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, die die Unterschriften von Gästeführerin Antje Hansen entgegen nahm, gehört selbst zu den Unterzeichnern: "Ich hoffe wir treffen im Donnerstag eine mehrheitliche Entscheidung, dass die Tankstelle nicht abgerissen wird. Wir sollten die Meinung von über 2300 Menschen ernst nehmen", so Schäfer-Blake.

Inzwischen hat sich auch Stadtheimatpfleger Hans Steidle mit einer umfangreichen Stellungnahme zu Wort gemeldet. Darin verweist Steidle auf Beispiele von erhaltenen und sanierten Tankstellen im Bundesgebiet, die beispielhaft für die Architekturgeschichte solcher Bauten sind und heute unterschiedlich genutzt werden, unter anderem als Café und Ladestation für Elektroautos.

Stadtheimatpfleger: Tankstelle hat "denkmalwürdige Qualität"

Der Tankstelle am Hubland bescheinigt Steidle, dass an ihr noch wichtige Elemente des historischen Bauwerks erhalten sind: "Die durchgängige Verglasung der straßenseitigen Wand ist zeittypisch und weist auch noch Muster der Fensterrahmung auf, die der Entstehungszeit entstammen. Gleiches gilt für den in schwarz-weißem Muster gefliesten Boden."

Obwohl die Tankstelle derzeit nicht als Denkmal eingestuft ist, hält Steidle den Denkmal-Status für gerechtfertigt. Es werde deutlich, dass die Tankstelle "denkmalwürdige Qualität" hat: "Das Tankstellengebäude mit Kiosk und Garagen weist die typische Formensprache der Wiederaufbauarchitektur auf, in der die ,Nierentisch'-Schwünge und eine leicht wirkende Pro-portionalität den Baulichkeiten eine luftige und optimistische Pointe verliehen." 

 
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  • H. S.
    Wäre die Unterschriftensammlung vor Ort an der Tankstelle bereits von Beginn der LGS an durchgeführt worden, hätten wahrscheinlich mehr als 100.000 Zustimmer unterschrieben.
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  • M. G.
    Dann sagt mal den Herrn Herbert Stappf vielen Dank, denn er war ja der Hauptmann der Aktion und das zurecht!
    Vielleicht lernt ihr Politiker jetzt mal aus den Ergebnissen der Wahl, dass auch wir "das Volk" und die Einwohner Würzburgs eine "Erinnerung" an das Vergangene haben, auch wenn das kein Denkmalschutzgebäude ist und wird!
    "Die Erinnerung an die schönen Zeiten mit den Amerikanern nach dem Krieg in Würzburg, ist unser aller Würzburger Denkmalschutz"!
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