Die Leighton Barracks: Für mehr als 60 Jahre waren sie Würzburgs Stück von Amerika. Nachdem die Amerikaner die braunen Verbrecher besiegt hatten, brachten sie nicht nur die Demokratie in die kaputte Stadt am Main. Coole Musik und Ice Cream folgten, die "Amis" gehörten zum Straßenbild.
Und dann, 2008, waren sie weg – und mit ihnen ein Kapitel Geschichte, das die Stadt vielleicht mehr geprägt als mancher ahnt. Am Hubland, Würzburgs Boom-Stadtteil, ist nicht viel geblieben, das an Würzburg amerikanische Zeit erinnert. Oder genauer: an die Lebenskultur aus Übersee.
Die Tankstelle, obwohl kein offizielles Denkmal, hätte genau diese Funktion übernehmen können. Während der Landesgartenschau konnte sich, wer wollte, hier im "American Diner" kurz mal zurück beamen in die Zeit der Ami-Schlitten auf Würzburgs Straßen.
Emotion allein reicht nicht, um Geld in die Hand zu nehmen, hieß es im Stadtrat. Aber ab wann lohnt es sich, für Erinnerung Geld auszugeben? Ab wann wissen wir, was wir brauchen und was nicht?
Als die Amerikaner 1945 ins kriegszerstörte Würzburg einzogen, hatten sie auch etwas dabei, das niemand wirklich brauchte, aber das viele wollten: Kaugummis. Die machten nicht satt, aber sie machten Spaß. Und sie schmeckten nicht nur nach Spearmint: In der Trümmerwelt der Nachkriegszeit schmeckten sie nach besiegten Ängsten und nach neuen Träumen. Sie schmeckten nach Hoffnung und nach Glück. Es war der Geschmack der Freiheit.
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Zu der Behauptung, die Amerikaner kennen keinen Denkmalschutz oder Wiederverwertung von Gebäuden, so kann das wohl nur jemand schreiben, der keine Ahnung davon hat. Denkmalschutz gibt es in den USA in viel strengerer Form als in Deutschland. Das geht, wenn ich es richtig verstanden habe, dort eher in die Richtung, wie wir den Denkmalschutz aus Frankreich, Italien oder Österreich kennen. Und die Amerikaner haben am Hubland und anderswo die Überbleibsel der Wehmachtsanlagen sehr konsequent weiter verwendet, statt abzureißen. Abreißen und alles neu machen ist eher Würzburger Unkultur.
Einspruch, Euer Ehren. Altes wegzunehmen, um Modernes, oder besser gesagt Zeitgemäßes zu errichten, genau das ist amerikanische Kultur. Für große denkmalpflegerische Taten sind die Amis nicht bekannt.
Die Lebenskultur aus Übersee zu haben bedeutet mMn nicht, architektonische Überbleibsel zu konservieren, sondern bedingungslos modern, besser gesagt, zeitgemäß zu handeln und den Hubland nach heutigen Erfordernissen zu gestalten. Wir haben den american way of life, aber auf einer anderen Ebene, nicht auf der, wo man Denkmäler schafft und bewundert, sondern indem man amerikanisches Handeln und Denken übernimmt.
Ich finds gut so!
http://www.hagalil.com/2019/02/leighton-barracks/
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https://aatvos.com/project/wurzburg-library/
Den Teilerhalt nicht prüfen???