Welche ist die größte Herausforderung für Nordbayern im Klimawandel? Die immer knapper werdenden Wasser-Ressourcen in unserer Region zu managen und Konflikte zwischen öffentlicher Trinkwasserversorgung, Landwirtschaft und Industrie gar nicht erst eskalieren zu lassen, sagen Herbert Walter und Axel Bauer.
Walter, ehemals Chef des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg, leitet die am 15. Juli auf Initiative des Bayerischen Umweltministeriums neu geschaffene Koordinierungsstelle "Zukunftsstrategie Wasserwirtschaft Nordbayern" bei der Regierung von Unterfranken. Bauer, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft, ist sein Stellvertreter.
Ihre Aufgabe als Koordinierungsstelle ist es, Forschung und Projekte künftig besser zu vernetzen und langfristige Wasser-Management-Strategien für die immer trockener werdende Region Unter-, Mittel und Oberfranken sowie der Oberpfalz voranzubringen. Dafür soll die Koordinierungsstelle auch eng mit dem Bayerischen Umweltministerium zusammenarbeiten. Denn ein Schwerpunkt von Minister Thorsten Glauber (Freie Wähler) ist das Konzept zur "Wasserzukunft Bayern 2050".
Diese Redaktion hat die beiden Wasser-Experten mit den drängendsten Fragen konfrontiert.
Walter: Nordbayern ist heute schon trockener als der Rest des Freistaats. Die Situation ist aufgrund der geringen Grundwasserneubildungsraten angespannt. Wir rechnen damit, dass die Trockenheit durch den Klimawandel zunimmt und gleichzeitig der Wasserbedarf, insbesondere für Bewässerung, steigt. Niedrigwasser-Management ist eine zentrale Zukunftsaufgabe.
Bauer: Was die Trinkwasserversorgung angeht, ist Unterfranken noch kein Wassermangelgebiet. In unserer Region sind etwa 120 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr in der Natur nutzbar, bis 2035 rechnen wir mit 112 Millionen Kubikmeter. Wir verbrauchen derzeit etwa 85 Millionen Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr. Aber es gibt schon Regionen, in denen es knapp wird. Vor allem im Spessart und in der Rhön, wo oftmals Quellen – die schnell auf Trockenheit reagieren – und weniger Brunnen genutzt werden. Auch im Grabfeld sind die Grundwasserreserven knapp. Dort müssen sich Wasserversorger noch mehr miteinander vernetzen, ein zweites Standbein (Brunnen, Leitung) schaffen oder sich die Gemeinde ans Fernwasser anschließen.
Bauer: Ein Drittel unserer oberflächennahen Grundwassermessstellen zeigen gerade niedrige bis sehr niedrige Wasserstände. Der nasse Sommer, in dem die Landwirte wenig bewässern mussten, hat zu einer leichten Entspannung geführt. Vor dem Winter, in dem die überwiegende Grundwasserneubildung stattfindet, hatten noch drei Viertel dieser Messstellen niedrige bis sehr niedrige Wasserstände. Doch wir sind weit davon entfernt zu sagen: Es ist alles gut.
Bauer: Das bleibt weiter Aufgabe des Wasserwirtschaftsamtes. Aktuell wird ein Landschaftswasserhaushaltsmodell erstellt. Das ist eine sehr komplexe Modellierung der Grundwasserverhältnisse, der Landschaft und der Oberflächengewässer. Wir rechnen in etwa zwei Jahren mit den Ergebnissen. Von ihnen hängt es ab, wieviel Wasser in Zukunft entnommen werden darf. Klar ist: Wenn das Wasser weniger wird, werden auch die Genehmigungen geringer ausfallen.
Walter: Aufgabe der Koordinierungsstelle wird es sein, aus den Ergebnissen dieses Modells Handlungsempfehlungen für ähnliche Fälle abzuleiten.
Walter: Der Main wird ein Standbein sein für die Bewässerung von Kulturen, deren Anbau ohne Bewässerung nicht möglich ist. Aber die Bewässerung darf nicht zu Lasten der Gewässer gehen. Auch die Landwirtschaft muss sich an die Trockenheit anpassen. Bei vielen Kulturen wird sich die Bewässerung mit Mainwasser auch nicht lohnen, weil die Leitungen und erforderlichen Speicher Millionen kosten.
Bauer: Im Sommer, wenn bereits ein Drittel des Mainwassers übergeleitetes Wasser aus Südbayern ist, wird es keine Wasser-Entnahmen geben. Nur im Winter, wenn der Main höhere Abflüsse hat, könnte man Wasser abzweigen, in Speicher füllen und das den Pflanzen in der Wachstumsperiode zukommen lassen. Die Frage ist, zu welcher Zeit und in welchem Umfang.
Walter: Genehmigungen für Mainwasser-Entnahmen werden in Zukunft ebenso wie Genehmigungen für Grundwasser-Entnahmen nur noch Laufzeiten von fünf bis zehn Jahren statt wie früher 20, 25 Jahre haben. So können wir reagieren, wenn das Wasser knapper wird.
Walter: Das Nutzwasserprojekt der Technischen Universität München (Kosten: 2,8 Millionen Euro) auf dem Gelände der Kläranlage Schweinfurt ist deutschlandweit einmalig. Untersucht wird, wie bereits in Kläranlagen behandeltes Abwasser weiter aufzubereiten ist, will man es zur Bewässerung in einem Gewächshaus, auf Freiflächen oder auf Sportplätzen benutzen. Überlegt wird übrigens, Nutzwasser bei der Landesgartenschau 2026 einzusetzen.
Bauer: Nutzwasser ist kein Allheilmittel gegen die Wasserknappheit. Aber es ist eine Möglichkeit, um den Druck auf die natürlichen Grundwasservorkommen zu reduzieren. Etwa auf der Schweinfurter Trockenplatte, wo man das Wasser sonst in den Main leiten würde. Doch kleinen Gewässern mit einem großen Anteil an gereinigtem Abwasser dürfen wir das Wasser nicht entziehen und ihnen so ökologisch schaden.
Walter: Ja, aber es ist technisch sehr aufwändig. Es gibt Länder wie Israel, die so seit vielen Jahren erfolgreich bewässern. Doch das Thema ist sehr emotional. Es ist ja kein Abwasser mehr. Wasserrechtlich gibt es noch gar keinen Begriff für das mehrfach gereinigte Wasser.
Walter: Wir von der Koordinierungsstelle sind genau dafür da, um Nutzungskonflikte rechtzeitig zu erkennen und gar nicht erst eskalieren zu lassen. Bewässerung ist nur möglich, wenn sie keine Auswirkungen auf die öffentliche Wasserversorgung hat. Die Trinkwasserversorgung hat Vorrang!
Aber egal mit welchen Produkten lässt sich durch "Wassermitverkauf" gute Gewinne erzielen
...ungehindert solche Werbung im Radio gemacht werden darf ("Nichts ist so cool wie der eigene Pool") scheint mir das Wasserproblem in unserer Region doch nicht allzu groß zu sein. (Wer Zynismus erkennt, darf ihn behalten).
Durch diese Bodenart werden geringere Gaben an Wasser und Dünger notwendig.
Solche Böden sind einzigartig. Die Hauptanbaumengen dieses Anbaugebietes werden im süddeutschen Raum konsumiert.
Das Umweltministerium will eine Milliarde in bayerisches Wasser investieren – auch zum Vorteil Unterfrankens. Inwiefern kann die Region davon profitieren?
Verehrte Damen und Herren in der bay. Regierung.
dieser Artikel zeigt wieder einmal deutlich, dass in München / der bay. Staatsregierung - wenn es um Franken geht nur besprochen und geplant aber nichts unternommen wird.
Diese Damen und Herren sollten sich in D nach diesbezüglichen Erfolgen umsehen und dann die Spaten in die Hand nehmen und anfangen mit den dringend erforderlichen Verbesserungen und nicht nur reden, planen, versprechen!
Leider hat auch der "fränkische" Ministerpräsident Söder nicht genügend Stimme im oberbayrisch dominierten Bayern!
Irgendwann wird man sich wohl tatsächlich überlegen müssen, ob man Wasser an "Luxuskulturen" wie den Weinbau verschwenden kann, während "Grundnahrungskulturen" wie Gemüse, Kartoffeln und Obst zu vertrocknen drohen.
Noch sind wir nicht so weit, aber wenn das alles so weiter geht, kann sich durchaus mal die Frage ergeben, ob wir uns unser Weinland noch leisten können.
Die Gurken werden fast nur noch in Gewächshäusern angebaut, da wird das Wasser von den Dächern schon mal aufgefangen und zwischengelagert. Dazu wird das Wasser computergesteuert punktgenau den Pflanzen zugeführt, verdunstet also nicht in der Fläche mit Überkopfregnern im Freiland.
Bei den sogenannten einmachgurken wurden die Anbauflächen schon erheblich reduziert, die kommen jetzt mehr aus dem Osten. In Rumänien werden die bestimmt "klimafreundlicher" hergestellt .
Und bei den 2 Pilotprojekten geht es ausschliesslich um Wein. Da soll das Wasser im Winter 8 km nach Iphofen gepumpt und in einem riesigen Speicher zwischengelagert werden?? Wenn man den Leuten vor Ort diskutiert geht es aber eigentlich gar nicht primär um den Wein selbst, sondern um den Tourismus in den Weinorten.
Die Leute sollen eben in die Schwimmbäder, nicht in jedem 2. Garten einen Pool mit ca. 10.000 l Trinkwasser befüllen.
Sie zerstören damit den Hautschutzmantel.