
Die unterfränkische Sicherheitsbilanz für das Jahr 2024 hinterlässt bei Polizeipräsident Detlev Tolle zwiespältige Gefühle: Denn einerseits zeigen die objektiven Zahlen der am Freitag präsentierten Sicherheits- und Verkehrsbilanz zwar, dass die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, hier so niedrig ist wie kaum anderswo in Deutschland.
"Davon können andere Bundesländer nur träumen", betonte der Chef von rund 3000 uniformierten und zivilen Mitarbeitern der unterfränkischen Polizei. Auch die Aufklärungsquote von rund 70 Prozent sei beispielhaft. Aber Tolle weiß ebenfalls: Brutale Attacken wie zuletzt in Mannheim oder Aschaffenburg sorgen für tiefe Verunsicherung, der die Polizei Rechnung tragen muss.
Lob von Polizeipräsident Tolle für Kommunen und Veranstalter
Tolle attestierte Kommunen und Veranstaltern von Großveranstaltungen lobend, dass im Bemühen um Absicherung von Großereignissen wie an Fasching "erkennbar ein Umdenken stattfindet". Sie würden sich an Sicherheitskonzepten auch finanziell und mit Personal beteiligen. "Unsere Kapazitäten sind da begrenzt", betonte der Polizeipräsident.
Kriminaldirektor Manuel Rösch beleuchtete markante Entwicklungen im Kriminalitätsbereich in der Region: So hätten Diebstähle aus Autos mit 1550 Fällen in 2024 zugenommen. Auffallend sei auch, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche nach der Corona-Pandemie zwar wieder steigt, doch gab es immer noch nur halb so viele Fälle wie noch 2015.
Polizeistatistik für 2024: Mehr Gewalt, weniger Callcenter-Betrug
Einen Negativ-Rekord gibt es bei Gewaltdelikten: 1862 Fälle wurden registriert, der höchste Stand in den vergangenen zehn Jahren. Wirkung zeigen laut Polizeistatistik dagegen Ermittlungen und Präventionsprogramme bei Callcenter-Betrugsfällen - in denen Anrufer unter falscher Identität Geld erpressen wollen. Hier gab es einen Rückgang um 40 Prozent. Das sei ein Ergebnis wachsenden Wissens bei Senioren, die wesentlich problembewusster und vorsichtiger geworden seien, sagt Tolle.
Die Anzahl der nicht-deutschen Tatverdächtigen stieg im Berichtsjahr von 8569 auf 8903 Verdächtige an. Verdächtige mit anderer Staatszugehörigkeit stellen damit rund 37,2 Prozent der Gesamtzahl der Tatverdächtigen. Die Anzahl der tatverdächtigen Zuwanderer stieg um 1,8 Prozentpunkte von 3649 auf 4000 Verdächtige an. Diese stellen 16,7 Prozent der Gesamtzahl der Tatverdächtigen.
Zahl der Unfälle unter Beteiligung von Senioren erreicht Höchststand
Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Menschen ab 65 Jahren nahm in Unterfranken erneut zu und erreichte mit 3142 einen neuen Höchststand. "Diese Entwicklung ist auch dem demografischen Wandel und der zunehmenden Mobilität von Senioren geschuldet", erklärt Polizeisprecher Enrico Ball.
Auffällig ist der Polizei zufolge der Trend im Bereich der Fahrten unter Drogen- und Medikamentenbeeinflussung: Sowohl die Anzahl der Unfälle als auch der folgenlosen Fahrten unter Drogeneinfluss nahmen laut Statistik deutlich zu. Im vergangenen Jahr habe die Polizei bei den Kontrollen mit 2211 Fahrern so viele Verkehrsteilnehmer unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln aufgegriffen wie nie zuvor.
Matthias Rupp, der die Verkehrsbilanz vorstellte, verwies auf eine weitere bedenkliche Entwicklung: Deutlich mehr Radfahrer auf den Straßen hätten zu deutlich mehr Unfälle in diesem Bereich geführt. Bei Pedelec-Fahrern hat sich die Unfallrate nahezu verdoppelt "und wir haben inzwischen mehr tote Radfahrer als Kradfahrer", erklärt Rupp.
Was die Polizeigewerkschaft fordert
"Das subjektive Sicherheitsgefühl muss weiter gestärkt werden", fordert Thorsten Grimm. Der unterfränkische Bezirksvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) hat konkrete Vorstellungen: weiterer Ausbau von intelligenter Videoüberwachung, automatisierte Gesichtserkennung sowie KI, um Täterinnen und Täter schneller identifizieren zu können.
Als "dramatisch" ordnet der Polizeigewerkschafter die Entwicklung der Unfälle unter Drogeneinfluss und der folgenlosen Drogenfahrten ein. Die Zahlen würden "eindrucksvoll wie eindeutig" zeigen, dass eine "mehr als fragwürdige Drogenpolitik am Ende Gesundheit und Leben kostet".
Hier liegt offenbar sehr viel im Argen, mit dem sich nicht nur die Medien befassen müssen. Solchen Leuten sollte man weder das "subjektive Sicherheitsgefühl" anvertrauen geschweige denn sensible Sachen wie automatisierte Gesichtserkennung.
Zum Thema Drogenkonsum: Aus der Statistik geht nicht hervor, um welche Drogen es sich handelt. Die Freigabe von Cannabis verfolgt nur nachgeordnet den Zweck, den verantwortungsbewussten Konsum in die Hände von über 24-jährigen Erwachsenen zu geben, sondern vor allem - und das wird Manche überraschen - das Ziel, den Konsum insgesamt zu verringern (!), indem der in den letzten Jahrzehnten sich ausdehnende Schwarzmarkt ausgetrocknet wird, wo es oft zu gefährlichen (da gestreckt) Verunreinigungen kommt und überhaupt erst der Kontakt zu Dealern entsteht, die die Konsumenten dann überhaupt erst in Kontakt mit wirklich harten und gefährlichen Drogen bringen. Wie eine Untersuchung eindrucksvoll gezeigt hat, ist der Konsum einer (und das gilt es zu betonen: nicht synthetischen) Droge dann am geringsten, wenn man ihn unter Regeln erlaubt. Eine Prohibition funktioniert nicht.
Wenn das so stimmt, wie recherchiert, dann ist das ein ausgewachsener Skandal und man kann den Leuten, die das gezielt missbrauchen, um gezielt politisch und medial gegen Migranten zu hetzen ohne weiteres Vorsatz unterstellen, falsche Informationen zu verbreiten…