Die Corona-Jahre hatten für das Polizeipräsidium Unterfranken zumindest einen positiven Effekt: sinkende Fallzahlen in fast allen Bereichen des Verbrechens. "Diese Phase liegt nun klar erkennbar hinter uns", erklärt Polizeipräsident Detlev Tolle im Vorwort zur Sicherheitsbilanz des Polizeipräsidiums Unterfranken für 2023.
Der stellvertretende Polizeipräsident Holger Baumbach präsentierte am Freitag gemeinsam mit Kriminaldirektor Manuel Rösch und Polizeirat Nicolas Rumpel die Fakten: 50.385 Straftaten im Jahr 2023 - ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 7,9 Prozent.
Aufklärungsquote hat sich in Unterfranken weiter verbessert
Aussagekräftig sind vor allem zwei Werte: Die Häufigkeitsziffer untersucht die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner. Sie liegt zwischen Spessart, Rhön und Steigerwald bei 3776. Zum Vergleich: Bayernweit liegt sie bei 4361. In Niedersachsen bei 6796.
Dem stellten Baumbach und Rösch eine Aufklärungsquote gegenüber, die sich gegenüber dem Vorjahr noch einmal verbessert hat. Sie lag 2023 bei 70,7 Prozent der bekannt gewordenen Straftaten in Unterfranken, bayernweit lag die Aufklärungsquote bei 65 Prozent.
"In Unterfranken leben Sie sicher", bilanzierte Baumbach. "Eine außerordentlich hohe Aufklärungsquote und eine niedrige Kriminalitätsbelastung belegen das eindrücklich."
Hohe Zahl an Gewaltkriminalität
Im Bereich der Gewaltkriminalität registrierten die Polizeibeamten mit 1811 Fällen (Vorjahr 1657) den zweithöchsten Wert im Vergleich der vergangenen zehn Jahre. Dabei ging es vorwiegend um Fälle der gefährlichen und schweren Körperverletzung, aber auch um 53 Delikte gegen das Leben, die besonders hohe Aufmerksamkeit finden. Als Mord wurden - wie im Vorjahr - 14 Taten registriert.
Neben der Aufklärung von Verbrechen, gehört auch die Betreuung von Betroffenen und Angehörigen zu den Aufgaben von Polizistinnen und Polizisten. Oft ist nach Taten wie der Messerattacke am Barbarossaplatz in Würzburg, in Fällen von Missbrauch oder Gewaltdelikten an Schulen wie aktuell in Wiesentheid (Lkr. Kitzingen) eine intensive Betreuung nötig. Dafür wurde bei der unterfränkischen Polizei 2020 die Polizeiliche Betreuungsgruppe (PBG) geschaffen. Die Beamtinnen und Beamten wurden hierfür speziell geschult. Die PBG war 2023 bei 15 Fällen mit 41 Beamten im Einsatz.
Mehr Drogentote und ein Anstieg an Gewalttaten in Beziehungen
Die Zahl der Drogendelikte stieg in Unterfranken 2023 um acht Prozent auf knapp 5000 registrierte Fälle. Gab es 2011 nur vier Rauschgifttote, waren es 2023 schon 29 Tote (Vorjahr: 16).
Einen Anstieg verzeichnet die Polizei auch beim Thema Gewalt in Beziehungen: Von 1206 Tatverdächtigen waren fast 80 Prozent Männer, 78,3 Prozent der Opfer waren Frauen. 34,7 Prozent der Tatverdächtigen waren nicht deutsch, sagt Kriminaldirektor Manuel Rösch.
Bei den Wohnungseinbrüchen habe sich inzwischen die jahrelange Präventionsarbeit ausgezahlt: Es gab 2023 mit 286 Fällen zwar mehr Einbrüche als im Vorjahr (225), aber vor zehn Jahren waren es noch 663.
13.087 Diebstähle machen in Unterfranken fast ein Drittel aller Straftaten aus. Vor allem beim Laden- und Fahrraddiebstahl gibt es eklatante Steigerungen.
Während die Kriminalitätsbelastung vor allem in den drei großen Städten Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg hoch ist, lebt es sich in den Randgebieten um sie herum - etwa im Landkreis Würzburg - sehr viel sicherer: In der Stadt Würzburg liegt die Häufigkeitszahl bei 8015, im Landkreis bei 2061.
Gewaltiger Anstieg bei Cyberkriminalität
Besorgniserregend sei der Anstieg im Bereich Cybercrime - ein weites Feld zwischen Warenkreditbetrug per Computer, rechtswidrig erlangten Zahlungsmittel, dem Ausspähen von Daten bis hin zur Computersabotage: Hier beträgt die Steigerung der Fallzahlen 32,1 Prozent auf ein Zehnjahreshoch von 2467 Fällen mit Millionenschaden. Die Dunkelziffer ist doch: Die vielen Täter, die vom Ausland aus agieren, sind in der unterfränkischen Kriminalitätsstatistik noch gar nicht erfasst.
Einen heiklen Punkt sparte die Führung der Polizei in ihrer Bilanz nicht aus: Mehr Zuwanderer bedeute auch mehr Kriminalität, machten Baumbach und Rösch deutlich. Auch ohne ausländerrechtliche Verstöße stieg die Zahl der Tatverdächtigen mit Zuwanderungshintergrund um 25 Prozent auf 5867 Fälle, ein Anteil von 11,6 Prozent der Straftaten. Dies waren konkret vor allem Ladendiebstähle, Gewaltdelikte und Erschleichen von Leistungen. Die Zahl der nicht-deutschen Tatverdächtigen stieg von 7154 auf 8569. Sie stellen 35 Prozent der Tatverdächtigen in Unterfranken.
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