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Würzburg/Berlin
Ungewöhnlicher Vorgang: Verpasste Lauterbach seiner Staatssekretärin Sabine Dittmar einen Maulkorb?
Was ist bloß los im Bundesgesundheitsministerium? Es knirscht im Gebälk: Die Maßbacher SPD-Politikerin Dittmar muss ein Interview mit dieser Redaktion zurückziehen.
Die unterfränkische Gesundheitspolitikerin und Staatssekretärin Sabine Dittmar (SPD) beim Redaktionsbesuch am 9. Dezember in Würzburg.
Foto: Daniel Biscan | Die unterfränkische Gesundheitspolitikerin und Staatssekretärin Sabine Dittmar (SPD) beim Redaktionsbesuch am 9. Dezember in Würzburg.
Andreas Jungbauer
,  Benjamin Stahl
 und  Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:43 Uhr

Eigentlich sollte hier ein Interview mit der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Dittmar, erscheinen. Eigentlich. Denn nachdem die Redaktion das Gespräch mit der SPD-Politikerin aus Maßbach (Lkr. Bad Kissingen) geführt hatte, kam es zu einem ungewöhnlichen Vorgang: ein Veto aus Berlin, aus dem eigenen Ministerium, gegen die Veröffentlichung.

Hat Minister Karl Lauterbach seiner Staatssekretärin einen Maulkorb verpasst? Es sieht ganz danach aus. Und damit wirft der Fall ein Schlaglicht auf die Kommunikation des Ministeriums nach innen und außen und auf dessen Führung durch einen Minister, den – wie er selbst in Interviews bestätigte – die Popularität aus Talkshows und durch Twitter ins Amt gebracht hat.

Dittmar diskutierte mit Redaktion über Probleme in der Pflege

Doch der Reihe nach: Am 9. Dezember ist Dittmar in Begleitung eines Mitarbeiters zu Gast im Verlagshaus in Würzburg. Ein Politikerbesuch, wie viele andere. Nach einem vertraulichen Hintergrundgespräch gibt Dittmar der Redaktion ein Interview zum Thema Pflege. Wie kann man den Personalnotstand in den Heimen in den Griff kriegen? Braucht es dafür mehr Zuwanderung? Müssen die Beiträge der Pflegeversicherung steigen, um das System am Laufen zu halten? Solche und weitere Fragen diskutiert die frühere Hausärztin mit den Reportern, zeigt sich dabei gleichzeitig offen und bedacht.

Anschließend verschriftlicht die Redaktion das Gespräch mit der 58-Jährigen und schickt das fertige Interview – wie üblich und abgesprochen – per E-Mail zur Autorisierung, also zur Prüfung und für mögliche kleine Korrekturen, an Dittmars Bürgerbüro in Haßfurt. Ein Mitarbeiter bestätigt den Eingang und kündigt eine Freigabe bis Freitag, 16. Dezember, an.

Doch dazu sollte es nicht kommen. Stattdessen wird das Interview zurückgezogen. An eben jenem Freitag teilen zunächst Dittmars Mitarbeiter, dann ihre persönliche Referentin in Berlin der Redaktion schriftlich und telefonisch mit, dass "die Entscheidung getroffen wurde, das Interview zum derzeitigen Zeitpunkt zurückzustellen".

Will Lauterbach das Thema Pflege selbst setzen?

Sabine Dittmar selbst will sich zu dem Fall aktuell nicht äußern. Die Entscheidung, das Interview mit der Redaktion nicht freizugeben, sei im Haus gefallen, heißt es unterdessen aus ihrem Umfeld – was im Falle einer Staatssekretärin eigentlich nur die Leitung des Ministeriums bedeuten kann.

Heißt: Dittmars Aussagen zur Pflege sind hinfällig, der Beitrag kann nicht erscheinen. Und dies, obwohl das Thema Pflege höchstvirulent ist und eine größere Pflegereform ansteht. Oder liegt genau hier das Problem? Dem Vernehmen nach will Lauterbach in den kommenden Wochen Eckpunkte der Reform vorstellen. Will er das Thema selbst setzen und pfeift deshalb seine Staatssekretärin zurück?

Die Ereignisse lassen kaum einen anderen Schluss zu – und das wirkt einigermaßen grotesk: Während Lauterbach durch die Talkshows tingelt und zu jeder Tages- und Nachtzeit twittert, darf sich die zweitmächtigste Person in seinem Ministerium nicht in einem Interview zu einer der größten gesundheitspolitischen Herausforderung äußern.

Sabine Dittmar bei ihrer Vereidigung als Staatssekretärin mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
Foto: BMG/Thomas Ecke | Sabine Dittmar bei ihrer Vereidigung als Staatssekretärin mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach.

SPD-Mann Lauterbach gilt als Ego-Shooter, als Kontrollfreak, als schlechter Delegierer. Was er im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" jüngst als Stärke verkaufte: Er arbeite sich mit seinem Fachwissen persönlich ein, dies beschleunige die Prozesse. Der "Spiegel" zitiert aus einem zweiseitigen Schreiben der Gleichstellungsbeauftragten im Gesundheitsministerium an die Belegschaft, direkt nach einer digitalen Personalversammlung im November: "Mal ehrlich, bei dieser Videoschalte gab es m.E. nicht nur technische, sondern auch massive inhaltliche Verständigungsprobleme."

Pressestelle des Ministeriums beantwortet Fragen der Redaktion nicht

Karl Lauterbach musste sich in den vergangenen Wochen so einiges anhören – nicht nur die gewohnte Schelte aus Opposition und unionsgeführten Ländern. Auch im eigenen Ministerium scheint es schon länger zu knirschen. Medien wie der "Spiegel" und andere berichten von Unmut über Lauterbachs Führungsstil. Die Kommunikation sei vielfach gestört. All dies ließ das Gesundheitsministerium zuletzt reichlich chaotisch wirken.

Ein Gezerre um das Interview einer Staatssekretärin mit ihrer Heimatzeitung passt da ins Bild. Fragwürdig auch die Rolle, die die Pressestelle des Gesundheitsministeriums dabei spielt. Eine schriftliche Anfrage zu den Gründen, die zum Veto gegen die Veröffentlichung geführt haben, bleibt bis Montagabend unbeantwortet. Auf eine telefonische Nachfrage reagiert eine Mitarbeiterin gereizt, erklärt die ausgebliebene Reaktion mit einer "hohen Auftragslage". Wann das Ministerium antworten will, lässt sie offen.

Dass Dittmar mit der Situation zufrieden ist, darf bezweifelt werden. Schon im März 2022, zehn Wochen nach ihrem Amtsantritt, sah sie ihre neue Rolle zwiespältig. Vorher, als gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, habe sie zu allem und jedem auch öffentlich ihre ganz persönliche Meinung äußern können, sagte sie damals bei einem Treffen in Berlin. "Jetzt gilt es, Stellungnahmen im Hause abzustimmen" – mit Minister Lauterbach, mit der ganzen Ampel-Regierung. Über die Zusammenarbeit mit Lauterbach sagte sie: "Alles gut mit uns beiden, das passt."

 
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  • 1977
    Wird Zeit das der Pharmalobbyist Lauterbach abtritt.
    Er hat schon genug Schaden angerichtet.

    Folgend nochmal der Amtseid nicht nur für Karl sondern für die ganzen Politversagern:

    Die Eidesformel lautet: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde."
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  • hermannkoch@gmx.de
    Frau Dittmar enttäuscht mich doch sehr. Ich dachte immer, dass Sie eine Person ist, die sagt was Sache ist und handelt dementsprechend. Jetzt lässt Sie sich einschüchtern, Anders kann man das nicht nennen und ihr Beitrag wird nicht veröffentlicht.
    Dieses Verhalten zeigt mir, dass es ihr auch nur um den Erhalt ihrer Position geht. Sie wurde aber gewählt, um für ihre Wähler etwas zu erreichen und nicht um einen unfähigen Lauterbach gewähren zu lassen.
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  • steve67
    Lauterbach war schon immer untragbar. Wieso er überhaupt Minister wurde kann man nur damit erklären,dass er wohl viel über Scholz und seine Leichen im Keller weiß...
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  • kej0018@aol.com
    Entweder hat das Haus Lauterbach eine gute Erklärung oder ein dickes Problem...
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  • Maryan
    Es wird allerhöchste Zeit, dass sich die Politiker wieder an das Erinnern, für wem oder für was sie gewählt wurden!
    Seit Jahrzehnten ist ihnen die Reue und Pflicht, des Grundgesetzes entglitten.
    Es wird Zeit, dass sich unsere Demokratie eines besseren besinnt, bevor sie ganz in den Abgrund stürzt.
    Zwei Bsp. von "Nichtdemokratie"!
    "Wer hat Ursula von der Leyen gewählt? (Manfred Weber hatte die Mehrheit gehabt)." Sie gibt vor, was in Europa passiert!
    "Wer hat Christine Lagarde gewählt?" (Präsidentin Europäische Zentralbank) Die mit unserem Geld macht was sie will und ihr Handwerk überhaupt nicht kann!
    Im "kleinen" will das auch Karl Lauterbach praktizieren, gelingt ihn aber nicht immer.
    Ich hatte mal eine bessere Meinung von ihm, aber auch er knickt ab.
    Daran erkennt man Machtpolitik die mit Demokratie nichts mehr zu tun hat? Ich bin mal gespannt, wie es mit seinen Milliarden - Bestellungen von Covid - Imstoff ausgeht, der ist ja bestellt und noch nicht geliefert?
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  • chjoachim@web.de
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • seniorR
    Eine Staatssekretärin ist eine enge Mitarbeiterin eines Ministers und sollte im Einklang mit dem Minister auftreten. Ansonsten stimmt was nicht!

    Ich bin weis Gott nicht mit der Ampel glücklich!
    Aber dieses Eingeprügel in eine Regierung oder Personen die endlich handeln ist beschämend für unsere Demokratie.

    Unser Gesundheitssystem hätte 16 Jahre vor Lauterbach durch "handeln" verbessert werden können.

    Da gab vorher sogar Gesundheitsminister die haben z. B. bei der Sterbehilfe höchst richterliches Recht ausgesessen statt zu handeln.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Die letzten Stunden des H. Lauterbach werden eingeläutet..... Gott sein Dank.
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  • klafie
    anscheinend verträgt Herr Lauterbach keine Gegenkritik, sonst hätte er ja das Interview durchweg senden bzw. schreiben lassen können. Aber wie schon gesagt wurde, Herr Lauterbach ist mit seiner Coronapolitik zu beschäftigt, dass er gar kein anderes Thema mehr angreifen kann. Allein der Mangel an Arzneimitteln, mittlerweile schon über 300 in Deutschland fehlenden, zum Teil lebenswichtigen Medikamenten, müssten unseren Herrn Gesundheitsminister doch hellhörig machen, dass hier was mit seiner Gesundheitspolitik gewaltig schief geht. Es gäbe auch noch andere Berreiche wie z. B. Krankenhäuser, Pflegenotstand uvm. worum sich ein Herr Bundesgesundheitsminister kümmern müsste, gehört doch auch in sein Ministerium oder liege ich da falsch?
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  • desault
    Ich möchte nur die Herren Spahn und Gröhe ins Gedächtnis rufen. Es kann nicht nur an Lauterbach liegen das jetzt plötzlich alles sooooo schlecht ist.
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  • Albatros
    Da stimme ich Ihnen absolut zu, die Ära Lauterbach ist die Fortführung eines destaströsen Ministeriums.
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  • Robert.Tuerke@gmx.de
    Ich hätte eigentlich schon erwartet, dass Sabine Dittmar genügend Rückgrat hat, um das Interview auf ihre eigene Verantwortung zu autorisieren.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Haha, damit würde ihre weitere Karriere mehr als "überschaubar". Und da ja vermutlich der Rücktritt des Herrn L. nicht mehr fern ist, wäre das besonders unklug.
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  • al-holler@t-online.de
    Tritt er, oder wird er getreten?
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  • hubert.endres@allianz.de
    Ja Frau Dittmar, das kommt davon, wenn man diesem unfähigen Minister in den Hi..... ........... . Selbst Schuld. Sie war mal eine gute Abgeordnete, aber das ist leider nicht mehr der Fall. Sie hat sich selbst " verkauft " um diesen Posten zu bekommen. Da habe ich absolut kein Mitleid mit ihr. Sie hatte vor einiger Zeit bei einer Veranstaltung gefragt ob der der Platz vor uns noch frei wäre. Da haben wir geantwortet : Aber nur wenn sie ihren unfähigen Gesundheitsminister, diesen Clown, nicht dabei hat. Sie hat nur ungläubig geschaut. Vielleicht hat sie es jetzt endlich kapiert.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Außer Wortmeldungen zum Thema Corona von sich zu geben und Talkshows besuchen scheint Herr Lauterbach wenig machen.

    Ohne Corona wäre dieser Mensch niemals Gesundheitsminister geworden.
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  • al-holler@t-online.de
    @ Andreas Jungbauer , Benjamin Stahl und Michael Czygan: Respekt, sass sie das so "offenherzig" berichten
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Naja, wird ja auch mal Zeit, sowas wie Objektivität an den Tag zu legen. So was wie ein Feigenblatt? Somit zeigt unter großen Vermutungen die MP "Lokalpatriotismus" unter Vorverurteilung des Ministers!
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  • al-holler@t-online.de
    O.k., erwischt😏 hätt meine Ironie vielleicht deutlicher zum Ausdruck bringen sollen....
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Was gibt es da zu kritisieren, wenn Frau Dittmar selbst feststellt: "Alles gut mit uns beiden. Das passt." UND: was die Abstimmung einer Mitarbeiterin in Sachen Öffentlichkeitsarbeit mit ihrem Chef angeht: das ist in jedem Unternehmen so.
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