Pünktlich um neun Uhr öffneten am Freitagmorgen die Tore des Würzburger Doms für Besucherinnen und Besucher, die sich am aufgebahrten Sarg von der Würzburger CSU-Politikerin und ehemaligen Landtagspräsidentin Barbara Stamm verabschieden wollten. Die Redaktion hat sich unter den Menschen umgehört, was ihre Beweggründe für den persönlichen Abschied sind.
1. Ursula Koch (89) aus Würzburg: Sie war meine allerälteste Freundin
Ich bin heute hier, weil Barbara Stamm meine allerälteste Freundin ist. Wir kennen uns seit 1974 und sind familiär sehr verbunden. Wir haben uns fast jede Woche gesehen und einmal im Monat eine Kartenspielrunde gehabt, zu der wir uns seit 40 oder 50 Jahren trafen. Mein Mann und Barbara haben diese Gruppe ins Leben gerufen. Wir haben auch viele Urlaubsreisen und Fahrradtouren zusammen gemacht, auch Schiffsreisen.
Und wir haben uns oft zum Ausgehen getroffen, zum Beispiel in die Heckenwirtschaft. Unsere Kinder sind zusammen groß geworden. Wir sind heute auch am Mittag und am Nachmittag bei den offiziellen Trauerfeierlichkeiten dabei, aber ich wollte eigentlich die Ruhe am Morgen nutzen, um mich am Sarg von meiner lieben Freundin zu verabschieden. Jetzt ist hier ja sogar schon reger Betrieb.
2. Michaela Gerstmeier (54) und Andreas Wirth (49) aus Schillingsfürst: Wir sind zufällig hier
Es ist ein Zufall, dass wir heute hier sind. Nach einem Termin in Würzburg wollten wir hier einen schönen Tag genießen. Durch die Trauerbeflaggung fiel uns auf, dass wohl heute die Trauerfeier für Barbara Stamm stattfinden muss. Da haben wir gesagt, wir verabschieden uns persönlich von ihr. Da ich (Michaela Gerstmeier) aus meiner Landjugendtätigkeit und aus meiner Aktivität beim Landjugendchor in Ansbach Frau Stamm persönlich gekannt habe und mit ihr persönliche Erlebnisse gehabt habe, war es mir jetzt ein Anliegen, hierher zu kommen.
Schön ist: Im Dom herrscht eine Stille, in der man gut Abschied nehmen kann, da nicht so viel Trubel herrscht. Mein Gedanke war aber auch, ob all die Institutionen, die die großen Kränze bereitgestellt haben, auch für die Organisationen spenden, für die Barbara Stamm tätig war. Ich glaube, es wäre ihr lieber gewesen, das Geld der Kränze in Spenden zu geben.
3. Schwester Irene Schrüfer (59): Man konnte sich auf sie verlassen
Barbara Stamm war Mitglied in unserem Stiftungsrat der Maria Ward-Schulstiftung Würzburg-Aschaffenburg und hat sich mit großer Leidenschaft für kirchliche Schulen eingesetzt. Wir danken ihr dafür von Herzen. Ich habe die Begegnung mit ihr sehr geschätzt, sie war einfach sehr authentisch, sehr ehrlich und geradlinig. Man konnte sich auf sie verlassen.
4. Caroline Bauer (35) aus Würzburg: Sie wirkte immer sympathisch und herzlich
Ich möchte ihr gerne die letzte Ehre erweisen. Ich habe sie vor allem bei Fastnacht in Franken gesehen und fand sie da sehr sympathisch und herzlich. Sie hat bei allem Spaß mitgemacht, das fand ich immer sehr schön. Natürlich ist sie einem als Würzburgerin auch bekannt.
5. Frank Popp (56) aus Leinach: Sie ist einfach stehengeblieben und wir haben uns unterhalten
Ich lebe als Obdachloser in Würzburg und habe Barbara Stamm vor eineinhalb Jahren auf der Straße kennengelernt. Sie ist einfach stehengeblieben und wir haben uns unterhalten. Das war für mich einfach toll. Ich habe ihr damals gesagt, wie schön ich es finde, dass sie sich so für den Fasching in Veitshöchheim engagiert hat. Wir haben uns eine halbe Stunde unterhalten und danach ist jeder seiner Wege gegangen.
Ich verbinde sehr viele positive Gefühle mit ihr und bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte, mich heute von ihr zu verabschieden. Ich habe im ersten Moment gar nicht geglaubt, dass sie wirklich gestorben ist. Sie ist einfach viel zu früh gegangen. Sie war für so viele Obdachlose da und das muss man dieser Frau einfach sehr hoch anrechnen.
6. Dagmar Böttcher (59) aus Würzburg: Für ihre Heimatstadt Würzburg war sie immer da
Ich nehme heute auch für meine verstorbene Mutter Abschied von Barbara Stamm. Sie war einfach ein Vorbild für uns Frauen und hat uns gezeigt, dass man weiter kommt, wenn man an sich glaubt. Ich hatte nie das Gefühl, dass sie abgehoben ist. Sie war in vielen Vereinen tätig und jede Person, die etwas auf dem Herzen hatte, konnte sich an sie wenden. Für ihre Heimatstadt Würzburg war sie immer da.
Meine Mutter hatte eher die Nähe zu ihr und hat auch ganz persönlich mit ihr gesprochen. Wir haben nicht weit weg von ihr gewohnt und sie haben sich öfter unterhalten, nicht nur über Politik, sondern auch über Privates. Sie war ganz normal, eine von uns und das fand ich so toll an ihr. Deshalb tut es mir so leid, dass sie gehen musste. Aber wer weiß, da oben wird sie sicherlich auch gebraucht.
7. Michael Fischer (36) aus Würzburg: Sie war immer offen für ein Gespräch und sehr herzlich
Ich habe sie damals immer mal am Bahnhof getroffen, als sie noch regelmäßig nach München gefahren ist. Später habe ich sie dann öfter in Rimpar im Gasthaus "Zum Lamm" getroffen. Ab und zu haben wir uns dann auch unterhalten. Sie war immer offen für ein Gespräch und sehr herzlich. Manchmal habe ich mit ihr über die Zukunft, die Politik und auch die Ängste gesprochen und da hat sie mir immer, wie eine Mutter, auf die Schulter geklopft und gesagt, dass alles gut werden wird.
Das war wirklich sehr süß. Ich hatte nie das Gefühl, dass sie sich abgeschirmt hat. Sie war die bayerische Landtagspräsidentin, aber darauf hat sie sich nie etwas eingebildet. Sie saß im Gasthaus wie jeder andere auch und jeder konnte sie ansprechen.
8. Christa Martinsich (74) aus Höchberg: Ich war von der Stimmung im Dom sehr ergriffen
Für Würzburgerinnen und Würzburger ist es sehr wichtig, dass man sich heute von ihr verabschieden kann. Sie war eine sehr tolle Frau mit einer so herzlichen Ausstrahlung. Persönlich habe ich sie nicht gekannt, aber es hat mich selbst verwundert, wie ihr Tod mich doch betroffen hat. Man denkt immer, der Mensch ist unendlich, aber irgendwann muss man doch Abschied nehmen. Dass heute so viele Menschen gekommen sind, zeigt, wie sehr sie von allen geschätzt wurde.
Ich hoffe, es gibt der Familie Kraft, dass sich so viele Menschen auch in das Kondolenzbuch eingetragen haben. Ich war von der Stimmung im Dom sehr ergriffen. Das hat mich etwas an Queen Elizabeth erinnert, aber bei Barbara Stamm ist das Gefühl doch intensiver, weil sie viel greifbarer war und überall in Würzburg ihre Spuren hinterlassen hat. Der Abschied vor dem Sarg war ein sehr berührender Augenblick für mich.