Mit Barbara Stamm, die am Mittwoch im Alter von 77 Jahren gestorben ist, verbinden viele Menschen in der Region Würzburg Erinnerungen. Die Redaktion hat mit Frauen und Männern aus der Würzburger Politik über ihre Gedanken zum Tod der ehemaligen Landtagspräsidentin gesprochen.
Christian Schuchardt, Würzburgs Oberbürgermeister: "Wir verlieren mit ihr eine große und prägende Persönlichkeit von Würzburg"
"Ich bin von der traurigen Nachricht persönlich tief getroffen und möchte ihrem Ehemann Ludwig Stamm und ihrer Familie mein tiefes Beileid ausdrücken. Wir verlieren mit ihr eine große und prägende Persönlichkeit von Würzburg, eine Konstante, die sich immer für ihre Heimatstadt und insbesondere für die Schwachen in der Gesellschaft stark gemacht hat. Wo sie nicht selbst entscheiden konnte, leistete sie Überzeugungsarbeit, schmiedete Allianzen und überwand Hemmnisse, indem sie die Beteiligten an einen Tisch brachte. So gestaltete sie fast ein halbes Jahrhundert lang die Geschicke der Stadt Würzburg mit. Sie war für uns eine zuverlässige Ansprechpartnerin und couragierte, kämpferische Helferin. Ich persönlich verliere eine enge und vertraute Wegbegleiterin. Ihr Tod ist ein Einschnitt für Würzburg."
Christine Bötsch, CSU-Kreisvorsitzende in Würzburg: "Ich denke an den herzlichen Menschen Barbara Stamm"
"Ich denke heute an den herzlichen Menschen Barbara Stamm, an ihre Art. Sie war Mentorin, Vorbild, Mahnerin – und eine Freundin, mit der man lachen und weinen konnte. Ich erinnere mich an viele Gespräche bei ihr zu Hause. Sie hatte einen runden Esstisch und hat sich immer zuerst darum gekümmert, dass fürs leibliche Wohl gesorgt war und dass man in einer guten Arbeitsatmosphäre miteinander reden konnte. Sie hat sich bei Gesprächen immer Zeit genommen, sie wollte, dass nichts im Raum stehen blieb. Und das alles stets in einer ganz angenehmen, wertschätzenden Art, selbst wenn sie etwas ganz direkt und auch hart gesagt hat. Sie hatte eine klare Meinung, deshalb war sie auch so glaubwürdig. Für mich ist sie ein politisches Vorbild mit ihrem klaren Fokus, immer auch an die Schwächeren zu denken, Nähe zu den Menschen zuzulassen und sich wirklich für die Menschen zu interessieren."
Thomas Eberth, Landrat des Landkreises Würzburg: "Mit ihr verlieren wir eine Menschenfreundin und Kämpferin für die Region"
"Ich bin bewegt von der traurigen Nachricht. Mit Barbara Stamm verlieren wir eine Kämpferin für die Region und ganz besonders für die Menschen, und da die Schwächsten der Gesellschaft. Sie war eine Menschenfreundin und es hat mich tief getroffen, dass sie viel zu früh gestorben ist. Persönlich habe ich Barbara Stamm als junger Mann und Vorsitzender der Jungen Union in Kürnach kennengelernt – bei unserem alljährlichen Fußballturnier, bei dem wir sie als Schirmherrin gewinnen konnten. Es war die Zeit, in der man als Geschenk noch Zinnteller überreicht bekam. So überreichte sie freudig den Zinnteller an die Siegermannschaft. Danach haben wir debattiert, was die Jugend denn tun kann, um politische Verantwortung zu übernehmen. Es war meine erste Begegnung mit ihr, später habe ich als Bürgermeister und auf Kreistagsebene stetig mit ihr Kontakt haben dürfen. Ich bin dankbar für die gemeinsame Zeit und ihren Rat als Freundin und Wegbegleiterin."
Eberhard Nuß, Alt-Landrat vom Landkreis Würzburg: "Die Liebe, die sie den Menschen entgegengebracht hat, wird nie vergessen werden"
"Ich bin total schockiert. Wir haben uns erst jüngst bei der Beerdigung von Bruno Schreiner, dem ehemaligen Bürgermeister von Greußenheim getroffen. Diese Bilder sind mir heute den ganzen Tag schon im Kopf und das macht es sehr schwer, meine Trauer in Worte zu fassen. Wir haben uns 50 Jahre gekannt. Sie war für mich ein großes Vorbild, eine Ratgeberin und Stütze. Sie hat immer die Nähe zu den Schwächsten unserer Gesellschaft gesucht und ihnen geholfen. So muss man Politik machen. Für die Menschen da sein und ihnen zuhören. Ich weiß, sie wird im Herzen vieler Menschen weiterleben. Die Liebe, die sie den Menschen entgegengebracht hat, wird nie vergessen werden."
Patrick Friedl, Landtagsabgeordneter (Bündnis 90/Die Grünen): "Was bleibt, ist ihr Vermächtnis, uns sozial zu engagieren"
"Ich verneige mich vor der Lebensleistung von Barbara Stamm und erinnere mich besonders eindrucksvoll an ihre Ehrung für ihr großes Engagement für die deutsch-tschechische Freundschaft im Rathaus in Würzburg. Sie hat sich Zeit ihres Lebens mit großem Herzblut für die Lebenshilfe Bayern eingesetzt. Beim Staatsempfang für die Lebenshilfe Bayern in der Residenz hat sie gesagt: 'Es ist immer Luft nach oben'. Was bleibt, ist ihr Vermächtnis, uns sozial zu engagieren, wo auch immer möglich.
Pia Beckmann, frühere Würzburger Oberbürgermeisterin (CSU): "Sie war immer ansprechbar, hat immer versucht zu helfen"
"Mir geht dieser Verlust sehr nahe. Bayern ist seit heute ein Stück ärmer geworden. Barbara Stamm hat unheimlich viel geleistet, vor allem für die Schwachen in unserer Gesellschaft. Sie war darüber hinaus von einem enormen Pflichtbewusstsein getragen, fast ein wenig vergleichbar mit der Queen. Persönlich erinnere ich mich an eine Begebenheit, als ich 2002 zur Oberbürgermeisterin gewählt wurde. Damals hat sie mich angerufen, mir gratuliert und hat dann gesagt: 'Pia, du hast das geschafft, was ich immer wollte. Ich freue mich für dich.' Das fand ich so schön, weil ich Solidarität unter Frauen für sehr wichtig halte. Mich hat ihre Größe beeindruckt, mich in diesem Moment zu bestärken, einfach da zu sein. Ich habe Barbara Stamm unheimlich wertgeschätzt, sie war der Fels in der Brandung. Man konnte mit ihr reden, wenn es ein Problem gab, sie war immer ansprechbar, hat immer versucht zu helfen."
Kerstin Celina, Landtagsabgeordnete (Bündnis 90/Die Grünen): "Ich war noch mehr als sonst von ihr beeindruckt"
"Zum Tode von Barbara Stamm fallen jedem von uns viele Geschichten und Begegnungen mit ihr ein, die meisten irgendwo im sozialpolitischen Kontext. Deswegen möchte ich an eine ganz andere Begegnung erinnern, im Februar, kurz nach Beginn des Krieges gegen die Menschen in der Ukraine, wo sie persönlich zu einer Solidaritäts-Veranstaltung am Bahnhof kam und aktiv das parteiübergreifende Gespräch suchte. In ihrer tiefen Betroffenheit kam sie zu einer – meiner Erinnerung nach – von der Grünen Jugend angemeldeten Kundgebung, weil es ihr einfach so wichtig war, über Parteigrenzen hinweg dabei zu sein. An dem Tag war ich noch mehr beeindruckt von ihr als sonst bei den vielen anderen Begegnungen vorher."
Volkmar Halbleib, Landtagsabgeordneter (SPD): "Sie war standfest – in jeglichen Belangen."
"Barbara Stamm hatte einen sozialen Kompass wie sonst kaum jemand in der CSU. Sie war eine, die leidenschaftlich für ihre Sache streiten konnte und gleichzeitig die besondere Gabe hatte, auf die Menschen zuzugehen. Wer mit ihr ins Reden kam, hat schnell gemerkt: Die Frau weiß, wovon sie spricht. Sie hat im Leben nichts geschenkt bekommen, ganz im Gegenteil. Barbara Stamm ist in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen und musste sich alles selbst erarbeiten – und das als Frau zu einer Zeit, zu der das alles andere als üblich war. Da hat sie meinen allergrößten Respekt. Sie wird mir als lebensfroher Mensch in Erinnerung bleiben, als jemand, der mit Leidenschaft streitet, mit Leidenschaft für seine Sache einsteht und mit Leidenschaft das Leben feiert – und trotzdem am nächsten Tag im Landtag alles gibt. Sie war standfest – in jeglichen Belangen."
Manfred Ach (CSU), ehemaliger Landtagsabgeordneter: "Die Hilfe für Bedürftige war ihre Herzensangelegenheit"
"Ich habe Barbara Stamm im Jahr 1975 durch die Politik kennengelernt. Insbesondere während meiner Tätigkeit im bayerischen Landtag habe ich eine Politikerin erlebt, die mit Herzblut, Leidenschaft und rastlosen Einsatz ihre vielfältigen Aufgaben – auch im Ehrenamt – wahrgenommen hat. Sie hat sich besonders den sozialen Problemen, die es in unserer Gesellschaft gibt, angenommen. Bis zuletzt war die Hilfe für Bedürftige ihre Herzensangelegenheit."
Was sie vorhatte, setzte sie um. Da können die heutigen Stadträte nur den Hut vor ihr abnehmen und sagen: Barbara, hilf dass wir auch so werden wie Du! RIP