Über 100 Personen haben am Donnerstag spontan auf dem Würzburger Marktplatz versammelt, um gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu demonstrieren. "Wir – sind – gegen – Krieg", hallte es durch die Würzburger Innenstadt.
Viele der Demonstrierenden kommen nach eigener Aussage selbst aus der Ukraine und haben dort Familie und Verwandtschaft. Sie können nicht glauben, was gerade in ihrer Heimat passiert. "Um vier Uhr morgens haben wir Ukrainer erfahren, dass Russland uns angegriffen hat", sagt Karina Dresphan aus der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw (ukrainisch für Kiew).
Würzburger Studentin: Meine Familie lebt jetzt im Krieg
Weil sie etwas unternehmen wollte, hat sie mit Freundinnen und Bekannten die Demonstration organisiert. "Wir wollen der Welt und Russland zeigen, dass wir da sind und uns die Handlungen nicht egal sind", sagt die 26-jährige Germanistik-Studentin, die in engem Kontakt mit ihrer Familie in der Ukraine steht, für die eine Flucht nicht mehr möglich ist.
Ähnlich geht es Yana Arovych aus Transkarpatien, einem Gebiet im Westen der Ukraine. "Ich bin es satt, gefragt zu werden, wie es meiner Familie geht", sagt die 29-jährige Studentin. "Wie soll es denen gehen? Meine Familie lebt jetzt im Krieg." Wichtig sei ihr im Zusammenhang mit dem russischen Angriff auch die richtige Wortwahl. "Wir haben keine Krise, wir haben auch keinen Konflikt, wir haben einen Krieg und das seit 2014, dabei wollen wir einfach unsere Ruhe haben."
Was sich die Demonstrantinnen von Würzburg wünschen
Auch die Demonstrantin Alexandra Darian aus Kyjiw appelliert an die internationale Gemeinschaft: "Die bereits Gestorbenen können wir nicht mehr zurück holen, aber mit jeder Minute, in der wir nicht handeln, sterben weitere unschuldige Menschen", sagt die 24-Jährige. Dabei seien politische Entscheidungen ebenso ausschlaggebend wie die Solidarität der Masse. Diese zwinge Politik und Wirtschaft zum Handeln.
Auch Würzburg könne laut Demo-Organisatorin Karina Dresphan helfen, etwa durch das Hissen der ukrainischen Flagge und indem Würzburgerinnen und Würzburger an Demonstrationen teilnehmen. Ihre Kollegin Alexandra Darian ergänzt: "Wir werden die nächsten Tage mit aller Kraft weitere Aktionen planen." Dass sich so viele Würzburgerinnen und Würzburger kurzfristig mit der Ukraine solidarisiert haben, gebe ihnen Hoffnung, sagt Darian. Sie und Karina Desphan kämpfen während dem Gespräch dennoch mit den Tränen.