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Würzburg
Trotz Unterversorgung und steigendem Bedarf: Das Geriatriezentrum des Bürgerspitals Würzburg muss jetzt wegen fehlender Gelder schließen
Die geriatrische Reha-Klinik des Bürgerspitals wurde über 30 Jahre mit Millionen aus Stiftungsmitteln finanziert. Jetzt wird der Betrieb eingestellt. Das sind die Gründe.
 Annette Noffz, leitende Stiftungsdirektorin (links) und Chefarzt Dr. Michael Schwab in den Übungsräumen der ambulanten geriatrischen Rehaklinik. Hier werden in Zukunft nur noch Rezeptbehandlungen stattfinden. Die geriatrische Reha wird stillgelegt. 
Foto: Thomas Obermeier |  Annette Noffz, leitende Stiftungsdirektorin (links) und Chefarzt Dr. Michael Schwab in den Übungsräumen der ambulanten geriatrischen Rehaklinik. Hier werden in Zukunft nur noch Rezeptbehandlungen stattfinden.
Autorenköpfe Volos       -  Die neuen Volos sind da: Peter Schlembach startet am 1. April 2023 in ihr zweijähriges Volontariat.
Peter Schlembach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Jahrelang hat die Stiftung Bürgerspital Alarm geschlagen. Ohne Erfolg. Jetzt hat das Bürgerspital seine ambulante und mobile geriatrische Reha stillgelegt. Bereits 2020 wurde die stationäre Reha geschlossen. Seit 1994 sorgten diese verschiedenen Abteilungen dafür, dass vor allem ältere Menschen wieder fit gemacht werden konnten. Patientinnen und Patienten dabei zu unterstützen, die Lebensqualität zu steigern und Selbstständigkeit wiederzuerlangen oder zu erhalten, sei dabei immer das Ziel gewesen, betont Chefarzt Dr. Michael Schwab bei einem Termin mit der Presse. 

Die Kosten für die geriatrische Reha seien jedoch von Beginn an nicht vollständig durch die Krankenkassen erstattet worden. "Schon 2013 haben wir für eine bessere Vergütung gekämpft", sagt Annette Noffz, die leitende Stiftungsdirektorin. Bis 2020 habe die Bürgerspital Stiftung das Geriatriezentrum mit rund 20 Millionen Euro aus Stiftungsmitteln finanziert.

Die Situation verschärfte sich trotz ständiger Warnung

Im August letzten Jahres sprach die Reha-Klinik des Bürgerspitals zusammen mit der Reha-Klinik der Arbeiterwohlfahrt auf einer Pressekonferenz von einer ernsten finanziellen Lage. Schon damals hieß es, die Defizite seien für die Stiftung nicht mehr auszugleichen. Verbessert habe sich seit damals leider nichts. Die Differenz zwischen den anfallenden Kosten und den erstatteten Geldern werde stattdessen immer größer. Noffz sagt deshalb ernüchtert: "Die Stiftungsmittel reichen einfach nicht mehr aus, um alles zu bezuschussen. Deshalb ist die Entscheidung gefallen: Wir legen still."

Was bleibt, sind die speziell geschulten Therapeuten, die nun in den Räumlichkeiten des Bürgerspitals  verstärkt Rezeptbehandlungen anbieten. Im Unterschied zu dieser Behandlung sei die geriatrische Reha intensiver gewesen und habe unter einem koordinierten Vorgehen unter fachärztlicher Leitung stattgefunden, erklärt Schwab. "Man bräuchte unbedingt beides", betont er. 

Rund 500 Menschen aus Würzburg profitierten jährlich von der geriatrischen Reha 

In der ambulanten geriatrischen Reha haben man laut des Chefarztes im Jahr rund 200 Patienten und Patientinnen von Zuhause abgeholt, in den Räumen des Bürgerspitals behandelt und danach wieder zurückgefahren. Dazu kamen jährlich etwa 300 Menschen, die die Therapeuten mit der mobilen Reha zu Hause behandelten.

Gereicht habe dieses Angebot noch nie. "Selbst als das Bürgerspital noch die stationäre Reha angeboten hat, gab es schon eine Unterversorgung und bis 2055 wird der Bedarf noch exorbitant steigen", verdeutlicht der Chefarzt. Dies habe zur Folge, dass Patienten pflegebedürftig werden, die nicht pflegebedürftig werden müssten. 

Geriatrische Behandlung für Würzburg von großer Bedeutung

Deshalb sei diese Art der Behandlung so wichtig, betonen sowohl Schwab als auch Noffz. Der Chefarzt sagt: "Die Frage ist nicht, warum wir die Reha jetzt stilllegen, sondern warum wir so lange durchgehalten haben." Die Stiftungsdirektorin ergänzt: "Wir halten das Angebot für unbedingt notwendig. Unser Stiftungszweck ist es, für die älteren und alten Menschen in Würzburg und der Umgebung da zu sein. Aber wir können einfach nicht mehr alles leisten. Das lässt mich schon etwas verzweifeln." 

Durch die Stilllegung der mobilen und der ambulanten Reha werden keine neuen Patientinnen und Patienten mehr angenommen. Die, die sich zurzeit noch in der Behandlung befinden, werden weiterhin versorgt. "Wir bekommen Anrufe von Menschen, die zu uns wollen. Da muss ich sagen, zu uns können sie leider nicht mehr kommen. Das sind Einzelschicksale, die mir das Herz brechen", sagt Schwab. 

 
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