Die Lage der geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen in Würzburg ist bedrohlich. Aus diesem Grund hatte jetzt die Seniorenvertretung der Stadt zusammen mit der Reha-Klinik des Bürgerspitals und der Reha-Klinik der Arbeiterwohlfahrt zu einer Pressekonferenz unter der Leitung von Hülya Düber, Chefin des Sozialreferates der Stadt, in den Wappensaal des Würzburger Rathauses geladen.
Im Vorfeld hatte die Vorsitzende der Würzburger Seniorenvertretung Renate Fiedler einen Brief an den bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek geschrieben. Darin wies sie ihn auf die ernste Lage hin, die von der Coronapandemie zusätzlich verschärft worden war.
Zuletzt verzeichnete das Bürgerspital ein Defizit von einer Million Euro pro Jahr
Denn die Stiftung Bürgerspital hatte ihre stationäre geriatrische Reha-Einrichtung nach der Pandemie nicht mehr geöffnet. Der Grund: "26 Jahre gab es diese Einrichtung, zuletzt verzeichneten wir aber ein Defizit von rund einer Million Euro im Jahr", berichtete Anette Noffz, die leitende Direktorin der Stiftung Bürgerspital, bei der Konferenz. Dieses Defizit auszugleichen, sei für die Stiftung nicht mehr leistbar gewesen.
Ins gleiche Horn stieß Andreas Zenker, Kaufmännischer Direktor der Geriatrischen Rehabilitationsklink der AWO in der Kantstraße. Hier beläuft sich das jährliche Minus auf rund 690.000 Euro. Auch dort denke man über eine Schließung nach, da die mit den Kranken- und Pflegekassen vereinbarten Pflegesätze bei weitem nicht kostendeckend seien, so Zenker. Denn auch dieses Defizit habe die AWO seit vielen Jahren aus eigenen Mitteln gedeckt.
Die von den Kassen gezahlten Tagessätze reichen bei weitem nicht aus
Bayernweit würden sich die von den Kassen gezahlten Tagessätze zwischen 230 und 245 Euro bewegen, rechnete Zenker vor. "Dabei brauchen wir etwa 308 Euro, um wirtschaftlich arbeiten zu können." Und auch bei ambulanten oder mobilen Reha-Diensten seien diese Sätze nicht kostendeckend, erläuterte Noffz. "Da kommen ja die Fahrtkosten noch hinzu." Diese mangelnde Wertschätzung ihrer Arbeit gehe bei den Mitarbeitenden über kurz oder lang auch an die Substanz, so Noffz.
Die Anzahl derer, die geriatrische Hilfe benötigen, wächst weiter
Dabei würden es 80 Prozent der Patienten trotz ihres hohen Lebensalters und schwerer Krankheit durch die Hilfe der geriatrischen Reha-Einrichtungen es schaffen, wieder in ihre Häuslichkeit zurückzukehren, wusste Zenker. Renate Fiedler, Vorsitzende der Seniorenvertretung der Stadt Würzburg, berichtete, dass 95 Prozent der älteren Mitbürger eigenständig leben möchten. "Man muss Möglichkeiten schaffen, dass die Leute nach Erkrankungen nach Hause zurückkehren können", forderte sie.
Zudem wachse der Anteil derer, die Hilfe benötigen würden. "Da muss von der Politik ein Zeichen gesetzt werden", forderte sie. Die Antwort Holetscheks sei zwar nett gewesen, aber nicht befriedigend. Der bayerische Gesundheitsminister hatte geschrieben, sein Ministerium habe leider keine Möglichkeit, auf die Höhe der Vergütungen durch die Krankenkassen Einfluss zu nehmen. Bayern werde sich aber auch zukünftig weiter für die notwendige Unterstützung der Reha- Einrichtungen durch den Bund einsetzen.
Das notwendige Pflegepersonal fehlt zur Erfüllung der Pflegeschlüssel
Doch aktuell können in den Würzburger Pflegeheimen rund 300 Betten nicht belegt werden, da das notwendige Pflegepersonal zur Erfüllung der Pflegeschlüssel fehle, hatte Fiedler in ihrem Brief beklagt. Pflegebedürftige müssten abgewiesen werden. "Dabei geht es aber ja nicht um Betten, sondern um Hilfs- und Pflegebedürftige", betonte die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die auch Vorsitzende des Lebenshilfe-Landesverbandes Bayern ist. Es sei schon nicht mehr fünf vor zwölf, denn auch die ambulanten Hilfen seien bereits bedroht, warnte Stamm.
Das besondere an der Altersmedizin sei, dass im Alter durch eine Krankheit schneller ein Verlust der Selbständigkeit drohe, sagte Dr. Michael Schwab, Chefarzt des Geriatriezentrums Bürgerspital. "Geriatrie kann dies verhindern oder rückgängig machen", sagte er. "Die Kultur einer Gesellschaft erkennt man an ihrem Umgang mit den Alten, Kranken und Schwachen", gab er zu bedenken.
Mit dem Alter steige das Risiko altersbedingter Krankheiten, fügte seine Kollegin Dr. Kathrin Tatschner, Chefärztin der Geriatrischen Rehabilitationsklinik der AWO hinzu. "Da können wir vorbeugen und helfen." Aber das müsse finanziert werden, gab sie zu bedenken. "Das ist aber kein Riesenbatzen Geld, der benötigt wird, sondern nur ein kleiner Prozentsatz der Ausgaben im Gesundheitswesen", so Tatschner.
Die Forderung: Unter anderem ein runder Tisch zur Lösung der Probleme
Gemeinsam fordern die Teilnehmer der Pressekonferenz unter anderem die Etablierung eines runden Tisches, angesiedelt im Bayerischen Gesundheitsministerium zum Thema: Geriatrische Rehabiltation - Anforderungen, Qualität und Finanzierung. Mit am Tisch sitzen sollen die Kostenträger, die Pflegekassen, die Krankenhausgesellschaft, die Ärztliche Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Geriatrie in Bayern und der Landesverband Geriatrie. Das Ziel: Eine faire und auskömmliche Finanzierung der geriatrischen Rehabilitation
Äpfel mit Birnen verglichen? Nein! Lediglich fokussiert, wo das Geld zur Verfügung steht. Und, wo nicht. Da klingt der Begriff "vulnerable Zielgruppe" gut gewählt.
Wo verpuffen die Stiftungsgelder, für mich ohne Verständnis.
Dem Bürgerspial gehören einige Wohnhäuser in der Ludwigstrasse, seit Jahren 'zwangsgeräumt'. Mieteinnahmen in den Wind geschossen.