Am 13. September ist es wieder soweit: In Bayern beginnt der Schulalltag und das für rund 127.000 Schülerinnen und Schülern zum ersten Mal. Mit der Einschulung beginnt für die Kinder ein neuer Lebensabschnitt. Dazu gehört auch, mit den Gefahren des Straßenverkehrs konfrontiert zu werden.
Wolfgang Hartmann ist Verkehrserzieher bei der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt und ist unter anderem für die Fahrradprüfung der Viertklässler zuständig. Der 45-Jährige erklärt unter anderem, welche besonderen Gefahrensituationen für Kinder im Würzburger Stadtverkehr herrschen und wie die Situation der Verkehrslotsen aussieht.
Gibt es Schulen in Würzburg, an denen besondere Gefahrensituationen herrschen?
Ja. Auffällig seien im Stadtgebiet die Goethe Kepler Grundschule und die Mönchbergschule. "Da werden sehr viele Kinder mit dem Auto gebracht, da ist Verkehrschaos pur", erklärt Hartmann. Er habe die Erfahrung gemacht, dass viele Eltern nicht die sogenannten Kiss-and-go-Zonen nutzen, sondern direkt vor die Schule fahren. "Viele Eltern würden ihre Kinder am liebsten bis ins Klassenzimmer fahren", scherzt er. "Das verstehen wir als Polizei überhaupt nicht."
Auch die Grundschule Stadtmitte in der Hofstraße gelte für die Polizei als Schule, auf die besonderes Augenmerk gelegt werden müsse, da sie sehr ungünstig für Autos liegen würde. Dort würden Hartmann und seine Kollegen oft sehen, wie Eltern auf der Balthasar-Neumann Promenade über die durchgezogenen Linie der vierspurigen Straße quer in Richtung Bushaltestelle wenden, "dass die Kinder ja nicht über die Fußgängerampel laufen müssen."
Gibt es Orte oder Straßen in Würzburg, an denen Kinder besonders aufpassen müssen?
Hartmann kennt keine konkrete Stelle in Würzburg, die extrem gefährlich für Kinder ist. Die Schulwege werden vorab mit den Schulen und der Polizei besprochen. Wie Hartmann erklärt, werden verschiedene Konzepte erarbeitet, wie die Kinder am besten zur Schule laufen. Hier kommt es auch darauf an, in welchem Stadtteil die Kinder wohnen. Die Schulen geben dieses Konzept dann an die Eltern weiter. "In Absprache mit der Schule versuchen wir den Weg zu wählen, der für die Kinder am einfachsten ist. Das ist nicht immer der schnellste Weg, dafür aber der sicherste", so der Polizist.
Gibt es Verkehrslotsen in Würzburg?
Darum muss sich jede Schule eigenständig kümmern. Hartmann betont, dass sich die Polizei in regem Austausch mit den Schulen befindet, um sogenannte Elternlotsen zu bekommen. "Das ist das Nonplusultra", meint Hartmann. Das bedeutet, dass sich Elternteile etwa eine halbe Stunde vor Schulbeginn an markante oder gefährliche Stellen in Nähe der Schule stellen und die Kinder sicher über die Straße bringen. In Würzburg funktioniere dies jedoch nicht gut. "Die Bereitschaft geht fast gegen Null."
Besser laufe hingegen das Angebot der Schülerlotsen. Das Konzept ist das gleiche, nur dass anstatt der Elternteile, Kinder ab der 7. Klasse die Jüngeren sicher über die Straße lotsen sollen. "Da ist ein guter Zulauf, die machen das gerne", weiß der Verkehrserzieher. Gründe hierfür seien kleine Geschenke, die die Kinder als Belohnung bekommen und auch positive Einträge in die Zeugnisse. Im Landkreis sieht die Lage anders aus, dort ist das Engagement der Elternlotsen größer. Hartmann nennt Gerbrunn als Positivbeispiel: "Da gibt es mittlerweile so viele engagierte Eltern, dass wir drei Gefahrenstellen besetzen können, das ist natürlich sehr zu loben." Auch in Rottendorf sei die Bereitschaft groß. In Versbach hingegen konnten in diesem Jahr keine Elternlotsen gefunden werden.
Wie sollten Eltern ihre Kinder vor dem ersten Schulweg aufklären?
Am besten sei es, so Hartmann, den Schulweg gemeinsam mit den Kindern mehrmals abzulaufen. Auch Klassenkameraden und Freunde, die den gleichen Weg haben, sollten dabei sein. "Das ist eine generelle Empfehlung von uns: Die Kinder sollten im Idealfall nicht alleine laufen, sondern in Grüppchen." Das sei einerseits für die Kinder schön, "sie können sich bereits über alles Mögliche austauschen", habe aber auch für die Lehrerinnen und Lehrer Vorteile: "Die Kinder passen dann besser im Unterricht auf, weil sie sich ja schon alles erzählt haben und im Unterricht nicht mehr quatschen müssen."
In diesem Zuge sollten die Eltern auch auf Gefahrenstellen hinweisen, die Kinder jedoch auch ihre eigenen Erfahrungen machen lassen. "Kinder bekommen schon im Kindergarten von uns gesagt, dass auch wenn Autos langsam fahren, erst über die Straße gegangen werden darf, wenn die Fahrzeuge anhalten. Die meisten Kinder haben ein Gefühl dafür bekommen, deshalb sollten Eltern ein größeres Vertrauen in sie haben."
Welche Gefahren gibt es auf dem Schulweg?
Vor allem das Straße überqueren nennt der Verkehrserzieher als größere Gefahr auf dem Schulweg. Kinder sollten nicht zwischen Autos durchgehen, sondern sich eine Stelle suchen, wo sie gut sehen, aber auch die Autofahrer sie gut sehen können. Auch in Kurven sollte man nicht die Straße überqueren, da es für die Autofahrer schwierig sei, dort die Kinder rechtzeitig zu erkennen.