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Würzburg/Schweinfurt
Vor dem Start ins neue Schuljahr: Lehrkräftemangel bleibt ein großes Problem auch in Unterfranken
"Rein rechnerisch" wird der Bedarf an Lehrkräften gedeckt. An Grund- und Mittelschulen fehlen in der Region aber bis zu hundert Köpfe, warnt der Lehrkräfteverband BLLV.
Im neuen Schuljahr steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Unterfranken erneut deutlich. Vor allem in Grund- und Mittelschulen bleibt die Versorgung mit Lehrkräften ein großes Problem. 
Foto: Bernd Thissen, dpa | Im neuen Schuljahr steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Unterfranken erneut deutlich. Vor allem in Grund- und Mittelschulen bleibt die Versorgung mit Lehrkräften ein großes Problem. 
Andreas Jungbauer
 und  Henry Stern
 |  aktualisiert: 12.09.2024 02:34 Uhr

Die Lage in Bayerns Schulen bleibt zum neuen Schuljahr angespannt. Die 248 staatlichen Grundschulen und 97 Mittelschulen in Unterfranken verzeichnen laut Bezirksregierung ein Plus von vier Prozent bei der Zahl der Schülerinnen und Schülern. Dies führt zu mehr und leicht größeren Klassen. In den meisten – 90 Prozent – würden aber weniger als 25 Kinder unterrichtet. 

Der Bedarf an Lehrkräften könne "rein rechnerisch" gedeckt werden, heißt es von der Regierung. In der Praxis sehe das anders aus, kritisiert der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV). Nach Einschätzung des Vorsitzenden Helmut Schmid gibt es etwa die mobilen Reserven für Vertretungsstunden "nur auf dem Papier", sie seien im Grunde schon verplant. Wird dann eine Lehrkraft krank oder ist auf Fortbildung, werde Unterricht ausfallen oder Klassen würden zusammengelegt.

Klassenleitung zum Teil auch mit Studierenden oder Seiteneinsteigern

Zwar stehe am ersten Schultag vor jeder Klasse eine Leitung mit "pädagogischem Hintergrund". Teilweise seien dies aber auch Studierende in den letzten beiden Semestern oder bewährte Seiteneinsteiger aus anderen Berufen.

511 Vollzeitstellen mussten in Unterfranken laut Regierung an Grund- und Mittelschulen neu besetzt werden. Zu 60 Prozent sei dies nur mit befristeten Verträgen gelungen – also mit zahlreichen Aushilfskräften, Quer- oder Seiteneinsteigern. Immerhin hätten an den Grundschulen 170 Lehramtsanwärterinnen und -anwärter ihren Dienst angetreten - deutlich mehr als im Vorjahr (151). Bei den Mittelschulen sank ihre Zahl dagegen von 67 auf 53.

Kultusministerin Anna Stolz räumt ein: "Wir haben zu wenig Personal"

Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) will die Situation nicht schönreden: "Wir haben zu wenig Personal an den Schulen, wir haben Lehrermangel", räumt Stolz ein. Bayernweit hat der Freistaat rund 3800 Lehrkräfte neu eingestellt, darunter rund 1600 auf neu geschaffenen Stellen. Hinzu kommen rund 600 zusätzliche Stellen für Verwaltungspersonal oder pädagogische Unterstützungskräfte.

"In Unterfranken fehlen in Grund- und Mittelschulen etwa 80 bis hundert Köpfe", klagt jedoch Tomi Neckov aus Schweinfurt, Vizepräsident des Lehrkräfteverbandes BLLV. Besonders in den Städten Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg gebe es massive Lücken, sagt Neckov: "Es gibt Schulen, die mit Notfall-Stundenplan starten, weil etwa Sport, Musik oder Religion nicht abgedeckt sind. Das Anlaufen des Schuljahres wird holprig sein."

An den Grundschulen soll sich die Personalversorgung bis 2027 deutlich verbessern

Zumindest an den Grundschulen soll sich die Lehrkräfteversorgung in den nächsten Jahren dank steigender Absolventenzahlen entspannen, hofft Ministerin Stolz. Allerdings steigt nicht zuletzt auch in den Grundschulen der Bedarf an pädagogischen Fachkräften: So sollen 2025 die verpflichtenden Deutschtests vor der Einschulung sowie die Sprachförderung bei Deutschdefiziten starten. Erst ab 2027 könnten dafür ausreichend Fachkräfte zur Verfügung stehen, räumt Stolz ein.

Die Ministerin bestätigt zudem mit einer eigenen Rechnung indirekt die vom BLLV ermittelte Lehrerlücke an Grund- und Mittelschulen: Rund zwei Prozent der bayernweit gut 43.000 Vollzeitstellen zum Schuljahresbeginn seien noch unbesetzt, berichtet Stolz – also rund 850 Stellen. Hochgerechnet entfallen davon rund zehn Prozent auf Unterfranken.

 
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