Wer tut einem Tier so etwas an? Als der Dobermann-Rüde "Loki" vor circa zwei Wochen im Tierheim Würzburg abgegeben wurde, lief es der Tierheimleiterin Anja Schneider eiskalt den Rücken runter. Der Fall gehe ihr besonders nahe, denn nicht nur die körperliche Verfassung des Tieres löste bei dem Team des Würzburger Tierheims Entsetzen aus.
Der Rüde war körperlich abgemagert, auch seine Ohren und sein Schwanz waren vom Züchter kupiert, also operativ entfernt, worden. Beides ist in Deutschland verboten, das Kürzen des Schwanzes seit 1998 und das Kürzen der Ohren bereits seit 1987.
Dobermann "Loki" nimmt langsam zu und wird viel geknuddelt
"Ich möchte mir gar nicht vorstellen, mit welchem Werkzeug und unter welchen Umständen das dem Tier angetan wurde", fasst Schneider ihr Entsetzen zusammen. Bis auf den Knorpel seien die Körperteile des Tieres verstümmelt und vernarbt. "Das ist schon ein extremer Fall, der mir sehr nahe geht", sagt die Tierheimleiterin. Auch die seelische Verfassung des Tieres sei mehr als schlecht. Bei der Ankunft habe der Hund verzweifelt dagestanden und sei seelisch am Ende gewesen. "Das treibt mir die Tränen in die Augen, wenn ich nur daran denke", sagt Schneider.
Mittlerweile hat der Rüde durch die Pflege der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tierheims Würzburg schon zwei Kilo zugenommen. "Außerdem wird er hier von uns ganz viel geknuddelt." Das brauche der Hund ganz besonders, denn trotz der schlechten Behandlung, die er erfahren habe, sehne sich der Vierbeiner nach menschlicher Nähe und Kuscheleinheiten. Immer dann, wenn "Loki" von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geknuddelt werde, komme er runter, könne sich entspannen und das sei für seine Genesung unheimlich wichtig, erklärt Schneider.
Loki hat starke Verlustängste und sucht ein neues Zuhause
Genau deshalb sei es auch wichtig, dass der Dobermann schnell ein neues Zuhause finde. "Wir können ihm hier nicht die Aufmerksamkeit geben, die er so dringend braucht und verdient hat", sagt die Leiterin. Der Rüde brauche ein ruhiges Zuhause, mit Halterinnen oder Haltern, die viel Zeit für das Tier übrig hätten. "Das Hauptproblem ist, dass er wahnsinnige Verlustängste hat und es kaum aushält, wenn er allein gelassen wird", sagt Schneider.
Doch noch etwas sei bei der Vermittlung des Tieres wichtig. "Die Person muss dem Hund körperlich gewachsen sein", denn noch hat "Loki" keine richtige Erziehung genossen und weiß nicht, wie man sich an der Leine verhält.
Tierheim Würzburg macht ehemaligen Besitzern keine Vorwürfe
Auf die Frage, ob man die früheren Besitzerinnen und Besitzer nicht zur Verantwortung ziehen könnte, für das, was sie dem Tier angetan haben, erklärt Schneider: "Die haben das Tier nicht verstümmelt, sondern der Züchter." Der Hund sei in Bosnien verkauft worden. Die Leiterin geht davon aus, dass er dann "von A nach B gereicht wurde", bis er letztendlich von seinem letzten Zuhause ins Tierheim Würzburg gebracht wurde.
"Die Leute, die Loki hier abgegeben haben, sind einfach kläglich mit ihm gescheitert", sagt Schneider. Das einzige, was man ihnen vorwerfen könnte, wäre die schlecht ernährte Verfassung, in dem sich das Tier befand. "Wir können ihnen nichts vorwerfen, denn sie waren bemüht, aber dem Tier nicht gewachsen."