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Würzburg
Die "Unvermittelbaren" aus Würzburg: Warum manche Tiere einfach kein neues Zuhause finden
Viele Tiere aus dem Würzburger Tierheim suchen ein neues Heim - und das teilweise schon seit Jahren. Sie gehören damit zu den "Unvermittelbaren". Doch warum möchte sie keiner adoptieren?
Pablo, ein französischer Laufhund aus dem Würzburger Tierheim, findet einfach kein neues Zuhause. Und damit ist er nicht der Einzige.
Foto: Thomas Obermeier | Pablo, ein französischer Laufhund aus dem Würzburger Tierheim, findet einfach kein neues Zuhause. Und damit ist er nicht der Einzige.
Romy Baierlipp
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

Schon von Weitem hört man lautes Bellen und Jaulen. Hunde springen an Gittern auf und ab, manche liegen eingekugelt und schlafend in einer Ecke ihres Käfigs. So auch Pablo, ein Ariégeois, eine seltene Rasse aus Frankreich. Mit seinen schwarzen Schlappohren und seinen dunkelbraunen Augen blickt er auf Tierpfleger Maxim Iochim. Pablo gehört zu den sogenannten unvermittelbaren Hunden, er findet nur schwer ein neues Zuhause.

Wie auch der Würzburger Hund Axel, der es in die RTL-Sendung "Die Unvermittelbaren" geschafft hat. In der vierteiligen Doku-Serie unterstützt Hundetrainer und TV-Star Martin Rütter Tierheime in ganz Deutschland dabei, für schwierige Fälle ein neues Heim zu finden.

Bei den Unvermittelbaren handelt es sich meist um Hunde, die auffällig sind

Tierpfleger Iochim arbeitet schon lange im Tierheim Würzburg im Elferweg. Er hat eine Erklärung, warum manche Fellnasen nur schwer adoptiert werden. "Der Mensch möchte das Tier einfach nur lieb haben, er möchte keine Arbeit mit ihm haben müssen", sagt er. Von allen Tieren im Tierheim - zu denen auch Katzen, Hasen, Meerschweinchen oder sogar Schildkröten gehören - seien es meistens die Hunde, die unvermittelbar sind. Hierbei handele es sich vor allem um Vierbeiner, die auffällig in ihrem Verhalten sind: sie seien besonders ängstlich, bissig oder bringen sonstige Defizite mit sich.

"Der Mensch möchte das Tier einfach nur lieb haben, er möchte keine Arbeit mit ihm haben müssen."
Maxim Iochim, Tierpfleger

Pablo zum Beispiel sei sehr unsicher und reagiere oft ängstlich. Fenni, ein Dobermann, hatte keinen besonders guten Start ins Leben. Er sei von seinen ersten Besitzern in den Keller gesperrt worden und habe dadurch "so einiges in der Sozialisierung verpasst", so Iochim. Er sei ein sogenannter Langzeitbewohner des Tierheims, er ist schon drei Jahre dort. Genauso wie Neo aus dem Nebenkäfig, findet Fenni "Fremde scheiße", macht der Tierpfleger deutlich. Der Mischling Max dagegen sei nicht leicht zu vermitteln, da er schon zwölf Jahre alt sei.

Tierpfleger Maxim Iochim mit dem Dobermann Fenni.
Foto: Thomas Obermeier | Tierpfleger Maxim Iochim mit dem Dobermann Fenni.

Max ist zu alt, Fenni zu aggressiv und Pablo zu schüchtern - das sind also die Merkmale der unvermittelbaren Hunde. "Wir sind hier ihre Familie", meint Iochim. Trotzdem wollen sie am Ende allen Hunden ein neues Zuhause vermitteln: "Sie werden hier mit Zeit, Vertrauen und Fachkenntnissen alltagstauglicher trainiert, sodass sie uns die Führung wieder übernehmen lassen und nicht mehr selbst die Führung haben."

Die Pandemie sorgte für einen Anstieg der Tiere in den Tierheimen

Sobald Menschen merken, dass Tiere Arbeit machen, geben viele ihre Hunde wieder ab, erklärt der Tierpfleger. In Zeiten der Corona-Pandemie habe das allerdings nochmal zugenommen. Laut den Zahlen des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) lebten 2020 im Vergleich zum Vorjahr 1,6 Millionen Katzen und Hunde mehr in deutschen Haushalten.

Auch der Mischling Max sucht noch ein passendes Herrchen oder Frauchen.
Foto: Thomas Obermeier | Auch der Mischling Max sucht noch ein passendes Herrchen oder Frauchen.

Diese Zahlen schlagen sich nun auch in den Tierheimen nieder. "Viele Menschen haben sich Welpen angeschafft, Welpenschulen hatten geschlossen, diese Hunde wurden nicht richtig sozialisiert", erzählt Iochim. Diese "Corona-Welpen" werden nun erwachsen und viele von ihnen kommen als Problemhunde ins Heim.

Hunde werden oft nach Optik ausgewählt

"Viele wollen einfach einen Labrador, menschenfreundlich, der alleine bleiben kann, Grundkommandos beherrscht und am besten den Kaffee ans Bett bringt. Keiner möchte mit dem Hund noch arbeiten müssen", beschreibt der Tierpfleger das Problem. Er wünscht sich, dass die Menschen ihre Hunde nicht nur nach der Optik auswählen, sondern auch schauen, welcher Hund charakteristisch zu ihnen und auch in ihr Leben passt. "Alle unsere Hunde sind charakterlich verschieden, dementsprechend suchen wir im Team die passenden Menschen dazu."

Pablo könne beispielsweise gut als Zweithund gehalten werden, da er andere Hunde liebt. Für Fenni sucht das Tierheim erfahrene Menschen, die gerne aktiv unterwegs sind und auch mit ihm arbeiten möchten. Alle Tiere suchen nichts Weiteres, als ein sicheres Zuhause und Menschen, die sie lieben. Bis dahin wird man sie noch im Elferweg bellen hören.

 
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Kommentare
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  • M. G.
    Mein Tierheimhund war das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe. Seit fast dreizehn Jahren sind wir unzertrennlich. Es hatte damals fast ein Dreivierteljahr gedauert, bis er mir zum ersten mal in die Augen sehen konnte. Dafür werde ich seitdem jeden Tag mit dem liebenswertesten Wesen belohnt, das man sich vorstellen kann.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Ich habe vor 5 Jahren alle Tierheime in der Umgebung SW besucht und wollte einen Hund adoptieren. Die Mitarbeiter zeigten wenig interesse einen für mich passenden Hund zu finden oder stellten so hohe Ansprüche bis ich die Lust verloren hatte.
    Ich habe dann einen Welben von einem Schäfer bekommen dessen Schäferhündin Junge bekam. Wir beides sind sehr glücklich und unzertrennbar.
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  • U. S.
    Wer will schon einen bissigen Hund? Oder einen Hund der andere Hunde anfällt? Das sind tickende Zeitbomben. Auch wenn der Mensch an allem Schuld war gehören solche Hunde weg. Traurig aber leider wahr.
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  • R. A.
    Falsch! Genau aus dieser Einstellung heraus kommt das falsche Erscheinungsbild. Ich habe schon mit Hunden gearbeitet, für die das Todesurteil mehr oder weniger gefällt war. Ein Hund sucht immer einen Führer, seine eigene Bezugsperson. Findet er diese nicht frühzeitig prägend, wird er zu einem „Problem „ werden, gesellschaftlich gesehen. In seiner eigenen Welt ist er seine eigene Bezugsperson, da liegt dann die Crux!
    Schaffst du es, den Hund da dann abzuholen, wird er wieder zu dem, was er sein sollte. Ein treuer Gefährte, der dich verehrt und beschützt. Dafür sind Hunde gezüchtet und vorbereitet. Alles andere, was Ihnen falsch widerfährt, rächt sich im Verhalten. Das zu korrigieren, erfordert Fachwissen, Geduld und Ausdauer. Das wollen die wenigsten leisten. Leider…
    r
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  • H. M.
    Korrektur Antwort an winnem
    das Problem liegt am anderen Ende der Leine.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    @nur und @heleau.... : ich teile Ihre Kommentare total. Ich bin auch eine totale Tierfreundin und werde es niiiiieeeemals verstehen, was Menschen den Tieren antun. Ich wünsche Ihnen und allen Tierfreunden von ganzem Herzen alles Gute. Und den Viecherln wünsche ich, dass sie in gute menschliche Hände kommen.
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  • H. M.
    Ich habe meinen 7. Hund aus dem Würzburger Tierheim: alles Sorgenkinder. Ob alt oder schwierig: mit Konsequenz, festen Regeln und Zuwendung blühen alle auf. Es erfordert Einsatz aber die Mühe lohnt sich, auch wenn man an manchen Tagen verzweifelt. Die Erfolgskurve geht nicht steil nach oben, aber man darf nicht aufgeben. Auch einem alten Hund kann man noch viel beibringen. Und wenn er nur ein paar glückliche Wochen oder Monate ein schönes Zuhause hatte : es lohnt sich. Kein Tier sollte sein Leben im Tierheim beenden müssen.
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  • U. S.
    Traurig,einfach nur Traurig.
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