Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen, weniger Lehrkräfte – Schulen stehen aktuell vor vielen Herausforderungen. Am Montag, 27. April, soll der Unterricht langsam wieder beginnen, allerdings nur an weiterführenden und beruflichen Schulen. Laut dem bayerischen Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) wird es im Freistaat keine schnelle Rückkehr in den schulischen Alltag geben. "Es gibt im Moment und auf absehbare Zeit keine Normalität an unseren Schulen", sagte er am Mittwoch. In Bayern werden ab nächster Woche zunächst nur die Schüler der Abschlussklassen unterrichtet, Grundschulen bleiben weiter geschlossen. In Unterfranken bereiten sich die Schulen derzeit auf die Teilöffnung vor – mit gemischten Gefühlen.
Im Röntgen-Gymnasium in Würzburg laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Der Abijahrgang dort umfasst 43 Schüler, für diese gibt es einen gesonderten Stunden- und Raumplan. Der Unterricht wird laut Schulleiter Klauspeter Schmidt in Kleingruppen von maximal zehn bis 15 Schülern erfolgen, um in den Klassenzimmern einen Abstand von mindestens 1,5 Metern zwischen den Schülern gewährleisten zu können. "Die Schüler besuchen ausschließlich Kurse in ihren Abiturfächern", sagt Schmidt.
Gruppenbildung auch in den Pausen vermeiden
Auch für das Verhalten im Schulhaus wurden Sonderregelungen getroffen, berichtet der Schulleiter: "Während der Pausen wird es Aufsichten geben. Ebenso wird sichergestellt werden, dass der Toilettengang geregelt und den Bestimmungen gemäß erfolgen kann", sagt Schmidt. Was heißt das konkret? "Die Lehrer müssen darauf achten, dass es keine unnötigen Kontakte und keine Gruppenbildung unter den Schülern gibt."
An der Frieden-Mittelschule in Schweinfurt werden am Montag 120 Schüler aus sechs Abschlussklassen zurück erwartet. Unterricht gibt es dort nur in den Kernfächern. "Fächer, in denen keine Prüfungen geschrieben werden, fallen weg", erklärt Schulleiter Tomi Neckov. Auch in den Mittelschulen gelten die gleichen Vorgaben wie bei allen anderen Schularten: Unterrichtet wird in Kleingruppen, in getrennten Klassenzimmern mit ausreichend Abstand. Dafür sind auch doppelt so viele Lehrkräfte im Einsatz. Noch sei das kein Problem, so Neckov. "Aber sollten mehr Schüler zurückkehren, können wir das nicht mehr stemmen." Viele Lehrer müssen ab nächster Woche für ihre Schüler das Lernen zuhause vorbereiten und zusätzlich in der Schule eine Kleingruppe unterrichten.
Es fehlen schon jetzt Lehrer
Schon jetzt gebe es zu wenig Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen. Durch Corona fallen noch mehr Lehrer weg, nämlich solche, die zu den sogenannten Risikogruppen zählen. "Wir haben einige Lehrkräfte, die über 60 Jahre alt sind oder eine Vorerkrankungen haben", sagt der Schulleiter. Trotzdem findet er es wichtig, dass die Schulen jetzt öffnen und "die Schüler vor ihrem Abschuss gut auf die Prüfungen vorbereitet werden können". Insgesamt ist Neckov zuversichtlich: "Wir bekommen das hin." Doch wie der Unterricht irgendwann einmal mit allen Schülern weitergehen soll, das könne er sich noch nicht vorstellen. "Vielleicht wird es einen Schichtbetrieb geben." Bislang sei es kein normales Schuljahr und es werde auch kein normales Schuljahr mehr werden, so Neckov.
Desinfektionsmittel wird den Schülern der Frieden-Mittelschule nicht zur Verfügung stehen. Das bedauert Schulleiter Neckov. Immerhin gebe es in den Toiletten genügend Seife, aber auch nur kaltes Wasser. "Ich bin sehr gespannt ob es im Laufe des Schuljahres noch zu einer Maskenpflicht an Schulen kommt", so der Direktor.
Die Bezirksschülersprecherin für die Gymnasien in Unterfranken, Pauline Behnke, hält es für sinnvoll, Masken auch im Unterricht zu tragen. "Uns fehlt die Schule und wir wollen in die Schule zurück, deshalb achten wir gerne auf die Hygienevorschriften", sagt die Schülerin der 11. Klasse am Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern (Lkr. Haßberge). Anders als die Schüler in Nordrhein-Westfalen, die gegen die Öffnung der Schulen protestieren (#SchulboykottNRW), denken die unterfränkischen Schülersprecher, dass eine Rückkehr gut klappen könnte. "Wir sind vernünftig genug, dass wir uns nicht umarmen und die Abstandsregeln einhalten", sagt Behnke.
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Warum bleiben die Grundschulen weiter geschlossen?
Wann der reguläre Unterricht an Grundschulen wieder beginnt, ist noch unklar. In der Grundschule Stadtmitte in Würzburg findet in zwei Klassenzimmern bislang nur die Notbetreuung von einigen Schülern satt. "Vor den Ferien kamen pro Tag zwischen drei und fünf Schüler", sagt die Direktorin Carola Günther. Sie erwartet aber, dass durch die Ausweitung der Notbetreuung bald mehr Schüler kommen werden. Erwerbstätige Alleinerziehende können ihre Kinder dann zur Notbetreuung bringen, genau wie Eltern, bei denen nur ein Elternteil im Bereich der kritischen Infrastruktur tätig ist. "Wir warten dazu noch auf genaue Vorgaben vom Ministerium", sagt Günther.
Auch die Lehrer wünschten sich in dieser Situation allmählich wieder etwas mehr Normalität, so Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). "Jede Schule und jede Lehrkraft ist bemüht, alle Vorgaben des Kultusministeriums umzusetzen. Aber wir werden es nicht allen Recht machen können." Die drei Wochen vor den Osterferien bezeichnet Fleischmann als "Sprint". "Aber was jetzt auf die Schulen, Lehrer, Eltern und natürlich auch die Schüler zukommt, wird ein Marathon", sagt sie. Trotzdem ist Fleischmann zuversichtlich: "Wir packen das."
Und auch für die Risikogruppe(n) gelten die Ausgangsbeschränkungen ...