Rund 80 Prozent aller Corona-Infektionen verlaufen harmlos, wie Wissenschaftlicher betonen. Trotzdem gibt es immer wieder Infektionsfälle, die ernste und sogar tödliche Folgen haben. Besonders gefährdet sind sogenannte Risikogruppen, deren Immunsystem altersbedingt oder aufgrund von Vorerkrankungen geschwächt ist. Wer die Risikogruppen sind und wie sie am besten geschützt werden können.
Laut dem in Deutschland für Infektionskrankheiten zuständigen Robert Koch-Institut (RKI) haben vor allem folgende Personengruppen ein Risiko für einen besonders schweren Krankheitsverlauf:
- Ältere: Nach Angaben des RKI steigt das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs ab einem Alter von 50 Jahren stark an. Grund dafür sei ein schlechter reagierendes Immunsystem. Im höheren Alter fielen Schutzreaktionen wie Fieber schwächer aus oder fehlten, weshalb Ältere oft zu spät zum Arzt gehen würden.
- Kranke: Laut RKI scheinen Grunderkrankungen wie Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Erkrankungen des Atmungssystems, der Leber und der Niere sowie Krebserkrankungen unabhängig vom Alter das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu erhöhen. Ältere Menschen mit einer Grunderkrankung seien dementsprechend besonders gefährdet. Ebenso Menschen mit unterdrücktem Immunsystem (etwa wegen einer Immunschwäche oder der Einnahme des Medikaments Cortison).
Schwangere und Kinder gehören nicht zu Risikogruppen
Schwangere und Kinder gehören laut RKI nicht zu den Risikogruppen. In einer Bekanntmachung vom 6. März heißt es dazu: "Schwangere scheinen nach bisherigen Erkenntnissen aus China kein erhöhtes Risiko gegenüber nicht schwangeren Frauen mit gleichem Gesundheitsstatus zu haben. Bei Kindern wurde bislang kein erhöhtes Risiko für einen schweren Erkrankungsverlauf berichtet."
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Bestätigt wird dies auf der Webseite Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Zwar hätten Schwangere generell ein höheres Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bei einer Virusinfektion, dies sei bei Corona aber bisher nicht beobachtet worden. "Im Gegenteil scheint die Infektionsrate bei Schwangeren eher niedriger zu sein." Kein Kind einer infizierten Mutter sei positiv auf Corona getestet worden. Auch seien keine Viren in Muttermilch gefunden worden. "Eine Trennung einer bereits erkrankten Mutter vom Kind dürfte daher keinen Sinn machen."
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- Besonders wichtig beim Schutz von Risikogruppen ist laut Robert Koch-Institut "die größtmögliche Minderung des Risikos einer Infektion". Allgemeine Verhaltensregeln wie regelmäßiges Händewaschen sollten eingehalten werden. Enge Begrüßungsrituale wie Küsschen und Händeschütteln sollten vermieden werden.
- Wann immer möglich, sollten Risikogruppen laut RKI zu Hause bleiben. Bei unverzichtbaren Versorgungsgängen sollte ein Abstand von ein bis zwei Meter zu anderen Personen gehalten werden. Nicht notwendige Reisen sollten abgesagt oder verschoben werden.
- Professor Ulrich Vogel, Leiter der Stabsstelle Krankenhaushygiene von der Uniklinik Würzburg rät Risikogruppen, Veranstaltungen zu meiden: "Neben den vielfach beschriebenen Hygienemaßnahmen, die es einzuhalten gilt, ist es derzeit sinnvoll, sich genau zu überlegen, ob man zu Veranstaltungen geht, bei denen viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen."
- Auch private Kontakte sollten von Risikogruppen auf das Notwendigste reduziert werden, so das RKI. Persönlicher Kontakt sollte nach Möglichkeit über das Telefon oder Internet hergestellt werden.
- Wichtig ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts auch eine aktive Information über das Corona-Krankheitsbild. Dies könne bei der frühzeitigen Selbsterkennung von Symptomen helfen. Erkrankte sollten rasch Kontakt zur Hausarztpraxis oder telefonisch zu anderen beratenden Stellen aufnehmen.
Wie kann ich Risikogruppen in meinem Umfeld helfen?
- Laut RKI können Risikogruppen durch familiäre oder nachbarschaftliche Versorgungsangebote unterstützt werden. Unterstützungswillige Helfer sollten aktiv Hilfsangebote an betroffene Personen in ihrem Umfeld machen.
- Laut Professor Vogel vom Uniklinikum Würzburg ist offene Kommunikation essentiell wichtig. "Man sollte offen über Sorgen sprechen und gemeinsam in Ruhe überlegen, welche Aktivitäten wirklich notwendig sind, wenn akute respiratorische Symptome vorliegen."
- In Gebieten, in denen es vermehrt Fälle von Corona-Infektionen gab, sollten laut RKI zum Schutz von Risikogruppen gemeinschaftliche Treffen und Aktivitäten abgesagt werden. Dies betriffe Vereine, Sportgruppen und größere private Feiern.
- Wenn in der näheren Umgebung (z.B. im privaten oder beruflichen Umfeld) von Risikogruppen Fälle von COVID-19 bekannt würden, sollte dies laut RKI sofort den zuständigen Stellen mitgeteilt werden, um gezielte diagnostische Maßnahmen zu beschleunigen.
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Professor Vogel von der Uniklinik Würzburg rät hier zu Vorsicht: "Wenn das Coronavirus sich weiter ausbreiten sollte und Infektketten zumeist nicht mehr auf Reisen oder Kontakt zu Infizierten zurückgeführt werden könnten, wird man diese Frage mit nein beantworten." Aktuell sie die Situation sehr dynamisch. "Man sollte sich vor allem überlegen, den Besuch abzusagen, wenn akute respiratorische Infekte vorliegen."
Präventive Impfungen gegen gängige Atemwegserkrankungen wie Pneumokokken, Keuchhusten und Influenza sind laut Vogel keine Schutzmaßnahme vor Corona. "Diese Impfungen schützen nicht gegen Coronaviren. Die gegenwärtige Lage ist allerdings ein guter Impuls, über seinen Impfschutz mit der Hausärztin oder dem Hausarzt zu sprechen und Impflücken zu schließen."
Beste Grüße, Aaron Niemeyer (der Autor)