Angesichts der Corona-Krise werden die bayerischen Abiturprüfungen verschoben. Sie beginnen nicht, wie ursprünglich geplant, am 30. April, sondern erst am 20. Mai. Dies hat Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) so entschieden. Trotz Corona wolle man faire Bedingungen für Bayerns Abiturienten sicherstellen, sagt Piazolo. Wegen der Schulschließungen bis nach den Osterferien hätten die Schüler ohne eine Änderung der Prüfungstermine (Details dazu in der Infobox am Ende des Artikels) nicht genug Zeit für die Prüfungsvorbereitung.
Schulleiter: Planung erlaubt noch drei Wochen Unterricht von Angesicht zu Angesicht
"Mit dieser Planung bin ich sehr glücklich", kommentiert Klaus Gerlach, Leiter des Würzburger Riemenschneider-Gymnasiums. Öffneten die Schulen ihre Pforten, wie derzeit vorgesehen, wieder direkt nach den Osterferien, könne man den Abiturienten vom 20. April bis etwa zum 15. Mai noch "drei Wochen Unterricht von Angesicht zu Angesicht erteilen", lobt auch Dieter Brückner, der Leiter des Gymnasiums Veitshöchheim. Brückner: "Damit haben die diesjährigen Abiturienten dann auch nicht schlechtere Chancen als frühere Abi-Jahrgänge".
Keine schlechteren Chancen? Unterfränkische Abiturienten sehen das anders. "Wir haben durchaus Nachteile, weil wir in der direkten Abivorbereitung keinen direkten Kontakt zu unseren Lehrern haben. Und zum Beispiel in Mathe wäre das schon wichtig, dass da einer ist, der einem persönlich etwas erklärt", sagt Jan Knes-Wiersma, der stellvertretende Bezirksschülersprecher der unterfränkischen Gymnasien.
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Zudem sei die Bereitstellung des Lehrstoffs nicht hundertprozentig sicher gewährleistet. "Mebis, die Lernplattform, stürzt halt schon manchmal ab". Besonders problematisch finden Jan Knes-Wiersma und andere befragte Zwölftklass-Schüler allerdings, dass die diesjährigen Abiturienten sich in den drei Wochen vor dem Abitur nicht "voll und ganz und focussiert" auf die Prüfungen in den Abifächern vorbereiten können. Sondern sie müssen – weil ja vor Ostern Schule ausfällt – noch Klausuren aus Fächern, die nicht zum Abiturkanon gehören, nachschreiben. "Ich habe zum Beispiel noch eine ausstehende Kunstklausur, müsste mich darauf auch noch vorbereiten", so Jan Knes-Wiersma .
Viele unterfränkische Gymnasien verlassen sich nicht nur auf die Lernplattform Mebis
Diese nicht auf die Abiturfächer ausgerichteten Klausuren unter den Tisch fallen zu lassen, sei unmöglich, sagt Gerlach. Dabei handele es sich nämlich um Halbjahresleistungen des vierten Oberstufensemesters, die eingebracht werden müssten. Wie alle befragten unterfränkischen Schulleiter, betont Gerlach allerdings, dass alle mit den Abiprüfungen befassten Lehrer alles erdenklich Mögliche täten, um den Prüflingen das Lehrmaterial zeitnah zuzuleiten, ihnen bei Fragen zur Verfügung zu stehen und die von den Schülern erbrachten Aufgaben zu korrigieren.
Offenbar nutzen die meisten Schulen - neben der überbeanspruchten Lernplattform Mebis - zumindest für Abiturienten noch eigene Schulportale; manche Lehrer kommunizieren per E-Mail und sogar per Telefon. "Versorgen sie sie gut", hat der Schulleiter des Würzburger Deutschhaus-Gymnasiums, Michael Schmitt, seinen Lehrkräften als Weisung für die Betreuung der Abiturienten mitgegeben. "Ich habe in die Kollegen vollstes Vertrauen."
Eine neuerliche Verzögerung ist nicht ausgeschlossen
Trotzdem sind viele Abiturienten verunsichert. "Wir wissen ja nicht, ob sich der Abitermin im Mai hält oder ob es nochmal zu einer Verzögerung kommt", sagt Bezirkschülersprecherin Pauline Behnke. Über WhatsApp ist sie in Kontakt mit vielen Abiturienten; sie berichtet von Angst – aber auch von Traurigkeit. Weswegen sind sie traurig? "Viele Zwölftklässler haben Klassenfahrten für die Zeit nach dem Abi geplant; die kann dann keiner wahrnehmen."
Ich hab Klausur in vier Wochen und müsste mich darauf vorbereiten. Fällt Dir verdammt früh ein....
man fasst es nicht (Ludwig Thoma): man findet das berichtenswert?_?