
In diesem Frühjahr sah es so gut aus wie noch nie für die neue Straßenbahn ans Hubland: Das Ergebnis eines Gutachtens zeigte, dass ihr volkswirtschaftlicher Nutzen größer als ihre Kosten sind – die Voraussetzung dafür, dass die neue Linie vom Staat gefördert wird. Der entsprechende Antrag dafür sollte diesen Sommer beim Bund sein, der Bau 2026 losgehen.
Heute sieht es nicht mehr gut aus: Die WVV hinkt dem Zeitplan hinterher und Teile des Stadtrats beginnen sich vom größten Infrastrukturprojekt der Stadt zu verabschieden.
WVV begründet Verzögerung mit "begrenzten Ressourcen"
Laut WVV-Geschäftsführer Ralf Willrett ist der Antrag auf Fördermittel wegen "begrenzter Ressourcen" in seinem Haus noch nicht fertig. "Wir arbeiten ja parallel an der Verlängerung der Linien 1 und 5 in Grombühl."
Außerdem fehle ein Part der Stadt: Die Planung des Umfelds der neuen Trasse in der Innenstadt, damit sie ihrerseits einen Antrag auf Fördermittel stellen kann. Willrett: "Mit Bund und Land ist abgesprochen, dass die beiden Anträge abgestimmt und gemeinsam abgegeben werden." Das solle im Lauf des nächsten Jahres passieren.
Der attraktive, fußgängerfreundliche Umbau von der Theaterstraße bis zum Geschwister-Scholl-Platz wurde im Sommer vom Stadtrat einstimmig beschlossen. Zuvor waren in einem Wettbewerb die Architekten gefunden worden. Jetzt sollte der Auftrag vergeben werden.
Doch einige Fraktionen im Stadtrat treten auf die Bremse. Die Freien Wähler wollen die 600.000 Euro für die Auftragsvergabe aus dem kommenden Haushalt streichen. "Bis heute liegen uns keine belastbaren Zahlen vor, wie viel die Linie 6 die Stadt kosten wird", begründet der Vorsitzende der vierköpfigen Fraktion, Josef Hofmann, seinen Antrag. "Die Kosten muss man kennen, bevor man weitermacht."
Unterstützung kommt von der CSU. Laut Fraktionschef Wolfgang Roth will die CSU die neue Straba. Aber: "Die Finanzierung muss für die Stadt zu schultern sein." Weil man diese Kosten nicht kenne, soll die Auftragsvergabe auf 2026 verschoben werden.
Die geforderte Prognose der Gesamtkosten will die WVV dem Stadtrat im Dezember auf den Tisch legen. 2020 wurde der Bau der 5,2-Kilometer-Trasse mit 165 Millionen Euro kalkuliert. Zwischen 60 und 95 Prozent davon soll der Bund fördern. Mindestens fünf Millionen Euro hat die WVV bislang in die Vorbereitung investiert – zusätzlich zu den Personalkosten in allen Behörden, die seit 2007 an dem Projekt arbeiten.
Laut Agenda 21 steht die Linie 6 auf der Kippe
Welche Folgen hätte es für die Linie 6, wenn die Mehrheit des Stadtrats bei den Haushaltsberatungen dem Antrag folgt? "Das wäre das falsche politische Signal", sagt Bürgermeister Martin Heilig, der für die Straßenbahnplanung zuständig ist. "Wir sind auf der Zielgeraden, die Straßenbahnlinie mit einer hohen staatlichen Förderung endlich bauen zu können. Wenn wir die Architekten jetzt nicht beauftragen, verzögert sich alles."

Laut dem Arbeitskreis Mobilität der Agenda 21, der sich für den Bau der Linie 6 einsetzt, drohe dadurch deren Ende. "Wenn wir das tun, geben wir das Projekt auf", sagt Sprecher und ÖPNV-Experte Thomas Naumann. "Denn Ende 2025 läuft das Bundesprogramm aus, in dem wir uns um Fördermittel bewerben. Wir brauchen bis dahin einen Förderbescheid, sonst ist das Geld für die Linie 6 erstmal weg. Wer diese Tatsachen ignoriert, läutet ihr Totenglöckchen."
OB Schuchardt steht hinter der Linie 6 ins Hubland
Oberbürgermeister Christian Schuchardt stellt sich auf Anfrage der Redaktion gegen die Haltung der CSU und den Antrag auf Verschiebung. "Es ist wichtig, dass die Mittel im nächsten Jahr zur Verfügung stehen", sagt der OB. Und: "Das seit Jahrzehnten wichtigste ÖPNV-Projekt der Stadt wird von den Bürgern gewollt und vom Stadtrat mit größtmöglicher Mehrheit vorangetrieben. Ich stehe dahinter."
Wollen CSU und Freie Wähler die 600.000 Euro für die Planung der Linie 6 lieber in die Multifunktionshalle stecken? Zusätzliche 500.000 Euro möchten sie in den Haushalt für die Planung der Halle einstellen. CSU-Chef Roth verneint einen direkten Zusammenhang. Beim Hallen-Projekt wolle man "auf keinen Fall" Verzögerung riskieren" und deshalb ausreichend städtisches Geld bereitstellen. Beim Straba-Projekt ist sich Roth weniger sicher: Hier will er kein Geld investieren, "weil das ja weg wäre, wenn die Linie 6 doch nicht kommt".
" Beim Straba- Projekt ist sich Roth weniger sicher: Hier will er kein Geld investieren, "weil das ja weg wäre, wenn die Linie 6 doch nicht kommt".
Könnte es vielleicht daran liegen, dass ein Grüner zuständig ist?
"Das wäre das falsche politische Signal", sagt Bürgermeister Martin Heilig, der für die Straßenbahnplanung zuständig ist.
Und ihre Vision von einem Deutschland der Zukunft.
Ein Armutszeugnis.
Aber, hey, im Zweifelsfalls sind immer die Grünen schuld...
So bleiben Investitionen auf der Strecke und damit die Zukunft. Warten, bis alles verfallen ist. Das sehen wir ja auch in anderen Bereichen der Infrastruktur. Nach so vielen Jahren Planung nun so ein Projekt in Frage zu stellen, ist mehr als armselig.
Armselig ist auch, Projekte gegeneinander aus zu spielen. Das zeugt nur von mangelnder Struktur. Alles wird in einen Topf geworfen. Wie viele Jahre war denn bereits ein Posten im Haushalt für die Planung der Linie 6?
Der Stadtrat will Sicherheit? Nun, sicher ist eines: es wird nicht besser (und billiger), wenn man wartet und alles so lässt, wie es ist.
Deutschland, das Land der Bedenkenträger und Verwalter. Einmal neue Stadträte bitte, die jetzigen funktionieren nicht, wie sie sollen.
Hätten unsere Vorfahren so gehandelt, würden wir wohl noch in Höhlen leben.
mit der neuen Arena hat das nix zu tun?
Ach nee...
Das ist halt Würzburg: wir kreieren einen ganzen neuen Stadtteil, aber für die Verkehrsanbindung müssen die Leute schon selber sorgen. Wer mit dem Auto in die Innenstadt fahren will, stößt auf "Besser leben (ohne Parkplätze) im Bischofshut", wer - umweltfreundlich - den ÖPNV nutzen will, muss schauen, ob er überhaupt noch in einen der proppenvollen Busse reinkommt, und wer - noch umweltfreundlicher - das Fahrrad nehmen will, findet sich in einer (Karikatur einer) fahrradfreundlichen Kommune wieder. Herzlich willkommen bei uns, wo wünsch Dir was Trumpf ist und Du mit Deinen nebbichten täglichen Bedürfnissen schauen kannst wo Du bleibst...
An die verlorenen Zuschüssen mag ich gar nicht denken😡
Auf diese Linie wartet Würzburg seit Jahrzehnten bis heute.
Es ist und bleibt einfach nur blamabel, wie autozentriert man dort denkt und ständig neue Gründe findet, das bestehende Netz nicht erweitern zu "können", während in derselben Zeit in Frankreich seit den 1990ern in vielen Städten die Straßenbahn eine regelrechte Renaissance erfahren hat, und viele Städte dort wieder Straßenbahnen zum Nutzen aller gebaut haben.
Die dort übrigens auch sehr gut angenommen werden.
immer schön Parteipolitik betreiben und sich lukrative Pösten in div. Aufsichtsräten sichern. Der Weg Würzburgs führt - bei dieser Politik - in Zeiten immer schmälerer Kassen führt schnurstacks in den Abgrund ! AVANTI DILETTANTI !