
Sie hatte es bereits angekündigt, nun hat CSU-Stadträtin Rena Schimmer 18 Fragen in ihrer schriftlichen Anfrage an den Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt und den Stadtrat gestellt. Hintergrund ist die Sexismus-Debatte, die seit dem Schritt der Stadt Würzburg, den Ballermann-Hit "Layla" auf städtischen Veranstaltungen nicht mehr zu spielen, im Gange ist. Schimmer zeigte sich nicht einverstanden mit der Entscheidung, für sie sei das Lied nicht sexistisch.
Die Anfrage beinhaltet Fragen zum Entscheidungsprozess, Bewertungskriterien oder Transparenz. Nun begegneten Kommunalreferent Wolfang Kleiner und Uwe Zimmermann, Fachbereichsleiter Allgemeine Bürgerdienst, der Stadträtin mit einem siebenseitigen Dokument, das die städtische Entscheidung erklärt und verdeutlicht.
Stadt Würzburg: "Layla" ist nicht volksfesttypisch und sexistisch
Demnach nahm der Entscheidungsprozess im weiteren Sinne seinen Anfang im März. Die SPD-Fraktion forderte in einem Antrag, das sogenannte Donaulied, in dem unter anderem eine Vergewaltigung verharmlost wird, auf städtischen Veranstaltungen nicht mehr spielen zu lassen. In der Folge wurde mitgeteilt, dass die Stadt mit den Schaustellern und Festzeltbetreibern bereits vor Jahren verbindlich besprochen habe, dass jede Art von rassistischem, sexistischem oder extremen Liedgut inakzeptabel sei. "Dabei handelt es sich um eine privatrechtliche, vertragliche Vereinbarung zwischen Stadt als Veranstalterin und den jeweiligen Betreibern und Schaustellern", so Zimmermann.
Der Entscheidungsprozess im engeren Sinne und damit die Frage, ob "Layla" auf dem städtischen Volksfest Kiliani von den Bands im Festzelt gespielt wird, begann mit einer Presseanfrage dieser Redaktion. Unmittelbar darauf sei der Liedtext analysiert und bewertet worden. Die Verwaltung kam zu dem Entschluss, dass das Lied unter die bestehende Vereinbarung falle, "nicht mehr volksfesttypisch ist und daher als sexistisch eingestuft und somit in Würzburg unerwünscht" sei.
Gleichstellungsstelle bestätigt Sexismus bei dem Ballermann-Hit
Am nächsten Tag habe die Stadt eine Stellungnahme von der Gleichstellungsstelle eingeholt, in der es heißt, dass "Sexismus Menschen aufgrund des Geschlechtes abwürdigt oder erniedrigt, auf Äußerlichkeiten reduziert und für eigene Zwecke instrumentalisiert und dass dies bei dem Liedtext eindeutig der Fall" ist. Die konkrete Bewertung des Liedtextes beruhe auf der Analyse, dass bei "Layla" Besitzansprüche formuliert sind, beispielsweise "mein Laden", "mein Revier", "meine Puffmama", und Äußerlichkeiten wie "schöner, jünger, geiler" beschrieben werden.
"Sexismus ist keine reine subjektive Befindlichkeit", erklärt Zimmermann. "Es wird immer Menschen geben, die besser oder schlechter mit Sexismus umgehen können als andere und sich dadurch herabgesetzt fühlen oder nicht. Also ist lediglich der Umgang mit Sexismus subjektiv, nicht aber die objektive Frage, ob Sexismus vorliegt oder nicht."
Zimmermann betont außerdem, dass es kein behördliches Verbot gibt und auch nicht geben kann. Das Lied dürfe also grundsätzlich überall und von jedem gespielt oder gesungen werden. "Layla" werde lediglich auf dem Volksfest nicht von der Stadt beauftragt und darf daher von den Mitwirkenden nicht angestimmt oder angespielt werden.
Kunstfreiheit als Argument
Stadträtin Schimmer nannte die Kunstfreiheit als Argument, warum das Lied ihrer Meinung nach weiterhin gespielt werden soll. Dem entgegnet Zimmermann, dass sich Kunstfreiheit und Sexismus nicht ausschließen, "ganz abstrakt kann ein Lied sexistisch, diskriminierend oder radikal und gleichzeitig von der Kunstfreiheit gedeckt sein." Die relevante Frage sei, ob das "schrankenlose Grundrecht der Kunstfreiheit" hier überhaupt zum Tragen komme und wenn ja, in welcher Anwendungsform.
Neben verschiedenen Grundrechtsfunktionen sei ein Grundrecht in erster Linie ein Abwehrrecht gegen den Staat, es schütze also vor staatlichen Eingriffen und der Staat sei verpflichtet, diesen Freiraum zu akzeptieren. Vorliegend habe die Stadt aber nicht "als Staat" hoheitlich gehandelt, sondern als privater Festveranstalter." Daher spielt auch die Kunstfreiheit in der Funktion als Abwehrrecht gegen staatliches (gemeindliches) Handeln unmittelbar keine Rolle", so Zimmermann.
Wie geht die Stadt künftig vor?
Uwe Zimmermann betont, dass eine Leitlinie bereits vorgegeben ist. So werden also Lieder, die einen rassistischen oder sexistischen oder extremen Liedtext aufweisen, als unerwünscht eingestuft. Bei künftigen Anfragen oder Beschwerden möchte die Stadt vergleichbar zum Donaulied oder "Layla" verfahren, insbesondere auch unter Beteiligung der Gleichstellungsstelle und des Direktoriums der Stadt Würzburg. Hierbei handele es sich um Einzelfallentscheidungen, die durch das Kommunalreferat bewertet werden.
Ungeachtet zur Sexismus-Kritik, feiert das Lied von DJ Robin & Schürze bundesweit großen Erfolg. Nun ist es sogar zu Deutschlands Sommerhit 2022 gekürt worden. Dies teilte am Donnerstag das Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment mit. Der Song habe mehr als 60 Millionen Streams erreicht und stehe seit fünf Wochen nonstop auf Platz eins der offiziellen deutschen Single-Charts.
Zumindest wenn die Gleichstellungsstelle beteiligt ist…
Bei der Argumentation scheiden auch die meisten Liebeslieder aus!
Heißt es doch dort oft völlig Besitzergreifung „MEINE große Liebe“, „auf ewig Dein“ oder „ich gehör Dir für immer“!
Mir ist jedoch kein Lied bekannt, bei dem in der ersten Strophe im Bezug auf diese Besitzansprüche, die Aufdringlichkeit, ja die „heißen Küsse“ also unmittelbare sexuelle Nötigung ausreichend Einvernehmen herstellt!
Oft wird auch nur von zwei Geschlechtern gesungen!!
Das ist heute NICHT mehr hinnehmest und dringend zu ändern!
Frau Schimmer!
Übernehmen Sie!
„auf dem Volksfest nicht von der Stadt beauftragt und darf daher von den Mitwirkenden nicht angestimmt oder angespielt werden.“
Es gibt also kein behördliches Verbot! Trotzdem dürfen Mitwirkende das Lied nicht anstimmen oder abspielen. Wie passt dies zusammen?
Die Stadt wünscht das Lied nicht mehr (privatrechtliche vertragliche Vereinbarung zwischen Stadt als Veranstalterin und Betreibern und Schaustellern), weil es von ihr als sexistisch eingestuft wird:
Sexismus liegt vor, wenn Menschen aufgrund des Geschlechtes herabwürdigt und auf Äußerlichkeiten reduziert und für eigene Zwecke instrumentalisiert werden und dies sei bei dem Liedtext eindeutig der Fall. Die konkrete Bewertung des Liedtextes beruhe auf der Analyse, dass bei "Layla" Besitzansprüche formuliert sind, beispielsweise "mein Laden", "mein Revier", "meine Puffmama", und Äußerlichkeiten wie "schöner, jünger, geiler" beschrieben werden.
Zimmermann betont, dass es kein behördliches Verbot gibt und auch nicht geben kann. Das Lied dürfe also überall und von jedem gespielt werden. "Layla" werde lediglich auf dem Volksfest nicht von der Stadt beauftragt.
Passt mMn. Alles klar!
Die Aufregung zeigt aber, wie tief Sexismus in unserer Gesellschaft verankert ist.
Es zeigt hier mMn schön, wie es in Zukunft mit unserer Gesellschaft weitergehen wird:
Wir werden uns mehr anstrengen und uns damit zufriedengeben müssen, nicht das Maximale rauszuholen.
Sprich konkret: Wenn ich eine Frau für mich begeistern will, muss ich mehr bieten als ihre Erscheinung zu loben. Sollte es eine Beziehung geben, werden nicht alle meiner Erwartungen erfüllt. Sodann sollte mir auch klar sein, dass es wahrscheinlich keine Verbindung für die Ewigkeit ist.
Denn ich finde, im Layla-Lied drückt sich so ziemlich das Gegenteil davon aus. Wenn man den Feiernden dieses Lied vorenthält, ist das offenbar für manche/n eine harte Lektion. Aber die braucht es wohl, wenn Menschen und Gesellschaft sich weiterentwickeln will.
Mich erinnert die " Begründung" der Stadt und die Rolle der Mainpost an die "Objektivität" des "Wissenschaftlichen Sozialismus" und die Berichterstattung des "Neuen Deutschlands". Alle haben das gleiche zu denken, weil es objektive Wahrheiten gäbe. Da gibt es auf einmal keine Vielfalt mehr.
Mich erinnert die " Begründung" der Stadt und die Rolle der Mainpost an die "Objektivität" des "Wissenschaftlichen Sozialismus" und die Berichterstattung des "Neuen Deutschlands". Alle haben das gleiche zu denken, weil es objektive Wahrheiten gäbe. Da gibt es auf einmal keine Vielfalt mehr.
Die Gesellschaft hat sich stark zum Schlechten verändert. Die Coronajahre waren hier auch keine Hilfe, eher ein Treiber....
aber so, wie die sich anstellen und vor einer Minderheit buckeln.. nein... die Stadt hat keinen Respekt verdient. Noch weniger, wie dieses Lied eben vollkommen respektlos ist.
Die Stadt hat sich in Deutschland als eine der ersten Kommunen blamiert... der "Hit" ist jetzt DAS Lied des Sommers. Grandios Würzburg... wirklich...
ich singe meinem Sohn weiter "Zeigt her eure Füßchen", "Da sprach der alte Häuptling der Indianer", "Der Mann im Mond" und "Dschinghis Knan", genauso wie "Brennend heisser Wüstensand" und "Hundert Mann und ein Befehl" oder "Jäger aus Kurpfalz" und "Im Wald und auf der Heide"kommt.. verbietet diese Lieder doch auch wegen Sexismus, veraltetem Frauenbild, Genderquatsch, Militarismus und Tierquälerei
Aus meiner rein subjektiven Sicht, vor dem Hintergrund der Relevanz von "Layla", - das definitiv sexistische Donaulied und ähnliche ausgenommen- ist die Wiedergabe der Bayernhymne statt der Frankenhymne imperialistisch und übergriffig. Ich fühle mich (ernsthaft, keine Satire) getriggert, wenn die Bayernhymne gespielt wird. Geht gar nicht. Never. Trotzdem halte ich es aus (nach der Definition der 'Toleranz' des 'Bazis' Polt- "ich ertrage es" - so wie das Folteropfer die Folter und der Magen nach "14 Obstler und 8 Knödeln ").
Einsiedelmann ist nicht zu Haus’,
dieweil es Zeit zu mähen.
Ich seh’ ihn an der Halde drauß’
bei einer Schnitt’rin stehen.
Verfahr’ner Schüler Stoßgebet
heißt: Herr, gib uns zu trinken!
Doch wer bei schöner Schnitt’rin steht,
dem mag man lange winken,
(aus Frankenlied, 5. Strophe)
Finden Sie das herabwürdigend?
Naja, das Frankenlied, ich wusste gar nicht, dass es so viele Strophen hat. Kann daran liegen, dass diese 5. Strophe nirgendwo zu hören ist.
Für mich war das allerweil eine romantische Hymne auf die Heimat.
Aber klar, man könnte diskutieren, ob eine Frau, die hier die niedriggestellte Rolle (Schnitterin, Magd) gegenüber dem fahrenden Scholaren (jemand mit Aussicht auf höhere soziale Stellung) besetzt, erniedrigt wird: Als ergötzliches Anschauungsobjekt, das sich der Lust des Einsiedlers, des Scholaren, der Sänger des Liedes) zu fügen hat. Bestimmt auch ein Grund, warum das ganze Lied eher aus der Zeit gefallen ist!
Das ganze Lied würde ich nicht als sexistisch bezeichnen. Man könnte nach gesellschaftlicher Aussprache die 5. Strophe nicht mehr "beauftragen".
Vielleicht erhalten Sie, Szyslak & hentinger einmal die nötige Aufmerksamkeit?
Sowas hatten wir in meinem Gedächtnis zuerst bei dem Song "Lady Marmalade" in der Mitte der 70er. Da bekam man diese Single irgendwann nur noch von befreundeten Amerikanern (jedoch nur zu Höchstpreisen)...
Frank Zander hat das mit seinem Song "Oh, Susie" auch mal geschafft: Der Song wurde geächtet! Doch wer zur Hölle war denn Frank Zander? Ab da hat man ihn jedoch gekannt!
Das letzte Mal, dass ich das erlebt habe, war der Song "Jeanny" von Falco.
Den halte ich sogar für ein Meisterwerk, auch wenn der Inhalt problematisch ist...
Doch wenn wir heute wieder Volksfest-Lieder zensieren, steht uns eine sehr traurige Zukunft bevor. Wann werden wir dann wieder damit anfangen, Bücher zu verbrennen?
Christina Aguilera hat diesen Song inzwischen neu aufgenommen, und keiner mehr hat sich daran gestört.
Und da gibt es einige Beispiele: Frank Zander mit
Bitte informieren Sie sich was Zensur wirklich ist. Hier ist ja wieder viel Stammtisch und wenig Sachliches Wissen am start.