Ein wahrer Wahlkrimi spielte sich da am Sonntagabend in Würzburg ab. Schon bei Schließung der Wahllokale um 18 Uhr hatte es am Sonntagabend erste bayernweite Prognosen gegeben, die sich kurze Zeit später bestätigten: Die CSU bleibt in Bayern mit großem Abstand die stärkste Kraft. In Würzburg hingegen gab es ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Grünen mit ihrem Direktkandidaten Patrick Friedl (53) und der CSU mit Direktkandidatin Andrea Behr (54). Letztendlich gewann Behr mit 33 Prozent (Grüne 29,8) der Stimmen und holt sich somit das 2018 verlorene Direktmandat für die CSU wieder zurück.
Während in der ersten Phase der Auszählung Friedl mit deutlichem Vorsprung führte, holte Behr im Lauf des Abends deutlich auf. Zuletzt betrug der Abstand zwischen beiden weniger als ein Prozent. Im Würzburger Ratskeller, wo die CSU traditionell ihre Wahlparty veranstaltet, war die Stimmung wegen des anfänglichen klaren Rückstands zunächst eher gedämpft. Kandidatin Behr gab sich gegenüber der Redaktion dennoch zuversichtlich: "Dass es knapp wird, habe ich immer gesagt. Aus den typischen CSU-Stadtteilen fehlen noch Stimmen. Ich bin weiterhin optimistisch."
Gegen 21.30 Uhr aber, als ein großer Teil der Stimmbezirke ausgezählt ist, zeichnet sich ein immer klarer werdendes positives Ergebnis für die CSU-Direktkandidatin ab. "Ich bin sprachlos und auch ein bisschen erleichtert. Aber ich hatte den Abend über keine Zweifel am Sieg. Ganz besonders wichtig war für mich der große Rückhalt während des gesamten Wahlkampfs", sagt Behr zu ihrem Sieg.
Friedl lieferte sich bereits 2018 ein spannendes Rennen mit dem damaligen Direktkandidaten der CSU
Er habe sehr viel Energie in den Wahlkampf gesteckt und hoffe, dass es sich auszahle, sagte indes Patrick Friedl über die Zitterpartie. Auch vor fünf Jahren hatte er sich ein spannendes Rennen mit dem damaligen Direktkandidaten der CSU, Oliver Jörg, geliefert und letztendlich gewonnen.
Als klar war, dass es für die Grünen nicht gereicht hat, sagt Friedl auf der Wahlparty der Grünen in der Gärtnerei Müller in Heidingsfeld: "Das ist Demokratie. Da gratuliere ich ihr natürlich". Eine große demokratische Partei, die über Jahrzehnte das Direktmandat gehabt habe, habe hart daran gearbeitet, dies wiederzuerlangen, so der Grünen-Politiker. "Das ist ihnen gelungen." Ein Erfolg für ihn und seine Partei sei es dennoch: "Wir haben uns auf einem hohen Niveau behauptet." Mehr Sorge aber als das Direktmandat bereitet ihm der Zuwachs der AfD. Gerne hätte er sein Direktmandat dafür abgegeben, dass die Grünen bayernweit auf Platz zwei bleiben.
Große Enttäuschung bei der SPD
"Der Abend ist gelaufen." So drückt ein Genosse im Hannsheinz-Bauer-Haus der SPD in der Semmelstraße seine Enttäuschung aus, als die erste Prognose um 18 Uhr mit 8,5 Prozent auf dem Bildschirm auftaucht. Im Laufe des Abends schwankt das Ergebnis ein bisschen, aber es bleibt für die SPD enttäuschend.
"Die Stimmung in Würzburg haben wir auch anders wahrgenommen", sagt Alexander Kolbow, der Direktkandidat der Würzburger SPD. Er bedankt sich bei allen Wahlkampf-Helferinnen und Helfern, von denen viele zur Wahlparty gekommen waren, seiner Frau und seinem Sohn – für sie gibt es Blumen, für ihn Playmobil.
Freien Wähler betrübt über Ergebnis der AfD
Die Freien Wähler haben sich zur Wahlparty in den Steinwelten Josef Hofmann in Versbach versammelt – an die 20 Parteimitglieder verfolgen dort die Auszählung. Die Stimmung sei "gemütlich und froh", sagt Sven Baumeister, der für die Freien Wähler im Stimmkreis Würzburg-Stadt angetreten ist. "Wir sind sehr erfreut über den Stimmenzuwachs – gleichzeitig betrübt mich das Ergebnis der AfD sehr", so der 36-Jährige. Das gute Abschneiden seiner Partei sieht er als "Lob der Bürger an uns; für unsere sehr ehrliche, bodenständige Arbeit – dass wir uns um ihre Anliegen gekümmert und an ganz vielen Stellen etwas geschafft haben".
Bei der FDP geht ein Raunen durch die Menge, als die ersten landesweiten Prognosen zeigen, dass sie nicht mehr im Landtag vertreten sein wird. Die Stimmung ist bedrückt. "Das tut weh", sagt Andrew Ullmann, Bundestagsabgeordneter der FDP. In Würzburg sei der Wahlkampf optimal gelaufen, so Ullmann. Direktkandidat Tobias Dutta spricht von einem "schwarzen Tag für den Liberalismus in Bayern". Sie hätten alles gegeben, sagt Dutta. Dass sich in Würzburg für die FDP ein besseres Ergebnis abzeichnet als auf Landesebene, sei "gut für Würzburg, aber nicht unser Anspruch", so Dutta.