Erst eine Ausbildung zum Bankkaufmann, dann Abitur und schließlich ein Studium der Wirtschaftspädagogik: Kein Wunder, dass bei Sven Baumeister die Bildungspolitik den Schwerpunkt im Landtagswahlkampf bildet. Der 36-jährige Berufsschullehrer aus Arnstein im Main-Spessart-Kreis tritt bei der Landtagswahl am 8. Oktober für die Freien Wähler im Stimmkreis Würzburg-Stadt an.
Dass Baumeister nicht nur Lehrer und Politiker, sondern vor allem auch Familienmensch ist, wird im Gespräch gleich beim ersten Satz deutlich, den er über sich selbst sagt: "Ich bin Vater einer wunderbaren zweijährigen Tochter, die den Alltag im Moment stark prägt." Später wird er sich selbst als Politiker einer neuen Generation bezeichnen, der auch Termine ablehnt, um Zeit mit Ehefrau und Tochter verbringen zu können. "Man darf nicht immer davon ausgehen, dass Politiker das ganze Wochenende einsatzbereit sind. Mit dieser Einstellung stößt man teilweise noch auf Unverständnis, aber es ist aus meiner Sicht unbedingt notwendig", betont der 36-Jährige, der in Niederbayern geboren und aufgewachsen ist.
Innerhalb der Partei machte er schnell Karriere als Landes- und Bundesschatzmeister
Vor fünf Jahren fand seine Ehefrau einen Job in der Region, seitdem ist Baumeister Lehrer im kaufmännischen und gewerblichen Bereich an der Berufsschule in Lohr. Knapp zehn Jahre zuvor wurde er Mitglied der Freien Wähler und machte innerhalb der Partei schnell Karriere als Landes- und Bundesschatzmeister. Seit zwei Jahren ist er außerdem einer von mehreren Stellvertretern des Parteivorsitzenden Hubert Aiwanger.
Das Interesse an der Politik, das ihn im Alter von 22 Jahren zu den Freien Wählern geführt hat, hat auch viel mit seiner Familiengeschichte zu tun. Baumeister ist der Urenkel von Johann Wartner, der für die Bayernpartei zwischen 1949 und 1953 im ersten deutschen Bundestag saß. Das ist ein durchaus interessanter familiärer Hintergrund: Kurz vor seinem Tod im Jahr 1963 erklärte Wartner, dass er als einziger Oppositionspolitiker bei der Wahl des ersten Bundeskanzlers 1949 für Konrad Adenauer gestimmt und dem CDU-Mann damit zur erforderlichen hauchdünnen Mehrheit von 202 Stimmen bei 402 Abgeordneten verholfen hatte. "Diese Art und Weise, im Sinne der Bürger Politik zu machen, hat mich nachhaltig beeindruckt", sagt Sven Baumeister über seinen Urgroßvater.
Bei den Freien Wählern fühlt er sich ebenso gut aufgehoben als Niederbayer in Arnstein
Bei den Freien Wählern fühlt er sich seit 2009 ebenso gut aufgehoben wie seit 2018 als Niederbayer im unterfränkischen Arnstein: "Ich habe damals gleich den ersten Abend im Schützenverein verbracht, und es sind sofort Freundschaften entstanden. Am Dialekt wird man mir aber immer anmerken, dass ich ein Zugezogener bin." Baumeister ist seit zwanzig Jahren passionierter Sportschütze und Verbandsfunktionär auf bayerischer Ebene.
2019 kandidierte er für die Europawahl, 2020 war er bei der Kommunalwahl in Arnstein trotz Listenplatz eins als Neuling noch nicht erfolgreich. Da seine Parteikollegin und Kultus-Staatssekretärin Anna Stolz wieder im Main-Spessart-Kreis antritt, wurde Baumeister Direktkandidat der Freien Wähler im benachbarten Stimmkreis Würzburg, Gerbrunn und Rottendorf bei der Landtagswahl.
Seine Chancen auf einen Einzug in den Landtag sind aktuell schwer einzuschätzen
Auf der Unterfranken-Liste hat er Platz sieben bekommen, seine Chancen auf einen Einzug in den Landtag sind aktuell schwer einzuschätzen. "Ich sehe beim Wahlkampf aber sowieso in erster Linie den Teamgedanken, das ist auch meine Aufgabe als stellvertretender Parteivorsitzender", so der 36-Jährige: "Wir möchten gemeinsam stark auftreten, und am Ende wird der Wähler entscheiden."
Als Vorsitzender des Landesarbeitskreises Bildung der Freien Wähler ist das Ansehen der Mittelschule für ihn eines der wichtigsten politischen Themen: "Das ist ein ganz wesentliches Ziel von mir. Ich erlebe bei meinen Schülern, welche geringe Selbstwerteinschätzung sie zum Teil haben, was ihnen auch von der Gesellschaft vermittelt wird." Auch das Handwerk müsse gestärkt und wieder wertgeschätzt werden: "Sonst müssen wir uns nicht wundern, dass wir an allen Ecken und Enden einen Fachkräftemangel haben."
Außerdem will sich Baumeister für eine Verbesserung der Infrastruktur im ländlichen Raum einsetzen, um das Wohnen außerhalb der großen Städte wieder attraktiver zu machen. "Dadurch könnten auch die Städte entlastet und der Wohnraum dort wieder günstiger werden", meint der 36-Jährige.