zurück
Veitshöchheim
So war "Fastnacht in Franken" 2025: Emotionale Abschiede und eine Wahlparty dominieren den TV-Kult
Viel Klamauk, Kalauer, dazu ein 13-jähriger Neuling und nachdenkliche Töne: Die Künstler der "Fastnacht in Franken" appellieren an diesem Freitagabend zu mehr Zusammenhalt.
Nicht nur bei Matthias Walz ging es in diesem Jahr bei 'Fastnacht in Franken' um die Bundestagswahl. 
Foto: Silvia Gralla | Nicht nur bei Matthias Walz ging es in diesem Jahr bei "Fastnacht in Franken" um die Bundestagswahl. 
Angelika Kleinhenz
 und  Folker Quack
 |  aktualisiert: 26.02.2025 02:43 Uhr

"Wähle mit Bedacht, dein Wunsch wird dann vollbracht!" Das säuselt Volker Heißmann als Flaschengeist in einer Ulk-Nummer dem Publikum ins Ohr. Doch es ist auch das Motto der diesjährigen "Fastnacht in Franken" - zwei Tage vor der Bundestagswahl!

Volker Heißmann als Flaschengeist und Martin Rassau alberten, was das Zeug hält. 
Foto: Silvia Gralla | Volker Heißmann als Flaschengeist und Martin Rassau alberten, was das Zeug hält. 

Eine Wahl, die die live übertragene Kultsendung des Bayerischen Rundfunks (BR) an diesem Freitagabend dominiert. Nicht nur beim politischsten fränkischen Büttenredner Peter Kuhn von der Schwarzen Elf in Schweinfurt. Wie immer gereimt, diesmal im Fachjargon der Modedesigner, analysiert Kuhn - natürlich - das Ampel-Aus und den Wahlkampf.

Die farblose Kollektion von SPD-Kanzler Olaf Scholz, die Strickwaren vom grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck und der feine Zwirn von FDP-Finanzminister Christian Lindner hätten nicht zusammengepasst. Friedrich Merz von der Union verabschiede sich nun vom Damenblazer, obwohl der 16 Jahre lief, unkt Kuhn. Das kleine Schwarze aber dürfte für den CDU/CSU-Kanzlerkandidaten alleine nicht reichen.

Grandseigneur der politischen Bütt: der Schweinfurter Peter Kuhn als Modedesigner.
Foto: Silvia Gralla | Grandseigneur der politischen Bütt: der Schweinfurter Peter Kuhn als Modedesigner.

So gibt Kuhn dem bayerischen Ministerpräsidenten, der in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen wieder mal ganz vorne sitzt, mit: zur Trachtenmode gehörten auch grüne Loden. 

Kleopatra oder Klo-Petra? Auch die Narren hatten die Wahl

Auch die Künstlerinnen und Künstler hatten in der diesjährigen Auflage der BR-Sendung die Wahl: So muss sich die Gesangsgruppe "Viva Voce" entscheiden, ob sie lieber italienische Schnulzen oder Elvis-Klassiker zum Besten gibt. Sehr zur Freude des wie immer schrill verkleideten Markus Söder. Seine Kostümwahl in diesem Jahr: Elvis!    

Fotoserie
Fotoserie

Exotische Kleopatra oder fränkische Klo-Petra? Diese Wahlentscheidung hat die Leinacher Kabarettistin Ines Procter schnell getroffen. Vor allem mit Einblicken ins Familienleben treibt sie als Franken-Pharaonin beim Publikum die Lachtränen in die Augen. Nicht, wenn die Kinder auszögen, sei der schlimmste Moment einer Mutter. Sondern, wenn sie wieder einzögen! Dafür gab es die ersten Standing Ovations des Abends.

Kleopatra oder Klo-Petra? Bei der fränkischen Putzfraa Ines Procter blieb kein Auge trocken. 
Foto: Silvia Gralla | Kleopatra oder Klo-Petra? Bei der fränkischen Putzfraa Ines Procter blieb kein Auge trocken. 

Und welche Drogen nehmen wir lieber? Vor die Wahl "Bier, Wein oder Hanf?" werden die Zuschauerinnen und Zuschauer vom Karlstadter Kabarettisten und "Wahlkampfmanager" Matthias Walz gestellt. Zum Höhepunkt wird, wenn er zur Musik von "Griechischer Wein" dann "Aiwangers Beine" besingt.  

Amandas Personalwahl: Hausmeister, Schmierentheatermacher oder Religionslehrer?

Sebastian Reichs Nilpferddame Amanda muss sich als Schuldirektorin entscheiden: Soll sie Habeck als Hausmeister einstellen, damit er endlich eine Wärmepumpe einbaut? Oder doch lieber Lindner für die "Schmierentheater-AG"? Für Scholz hat sich Amanda schon entschieden: Als Religionslehrer glaube der immer noch, Kanzler zu bleiben. 

Sebastian Reich ließ seine Amanda in diesem Jahr Personal für ihre Schule suchen. 
Foto: Silvia Gralla | Sebastian Reich ließ seine Amanda in diesem Jahr Personal für ihre Schule suchen. 

Völlig verrückt und musikalisch "tierisch gut" bleibt der kleinsten Prunksitzung der Welt, "Gankino Circus" aus Dietenhofen, dann nur die verzweifelte Frage: "Herr Söder, ich habe so einen Durst - ich weiß nicht, ob's vom Kiffen kommt oder von der Wurst!"

Verrückt, verrückter, Gankino Circus: Die Jungs aus Dietenhofen überzeugten mit skurriler Unterhaltung.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Verrückt, verrückter, Gankino Circus: Die Jungs aus Dietenhofen überzeugten mit skurriler Unterhaltung.

Große Auswahl auch an der Wursttheke von Doris Paul von der Schwarzen Elf in Schweinfurt. Während Comedian Michl Müller eine Gelbwurst abstauben kann, müssen andere Herrschaften bei der Büttenrednerin bezahlen: "Im Gegensatz zu den Politikern im feinen Zwirn, gibt's bei mir die Wurst sogar mit Hirn."

Comeback in Veitshöchheim: Doris Paul als Fleischereifachverkäuferin. 
Foto: Silvia Gralla | Comeback in Veitshöchheim: Doris Paul als Fleischereifachverkäuferin. 

Narren-Nachwuchs gesichert: Premiere für Finn Reichert 

Für Überraschung sorgt an diesem Abend ein Nachwuchskünstler aus der Sendung "Jung und närrisch", die der BR am Faschingssonntag, 2. März, ausstrahlen wird. Vor ein paar Tagen erst 13 geworden, steht Finn Reichert jetzt schon auf der Bühne vor einem Millionenfernsehpublikum. Lampenfieber? "Nicht arg, aber schon ein bisschen", gesteht der Dialekt-Spezialist aus Eußenheim in Main-Spessart. Mama Karin sei aber noch aufgeregter gewesen. 

Mit grade mal 13 Jahren bringt Finn Reichert das Publikum in der Mainfrankensäle zum Mitsingen. 
Foto: Silvia Gralla | Mit grade mal 13 Jahren bringt Finn Reichert das Publikum in der Mainfrankensäle zum Mitsingen. 

Seinen letzten Auftritt indes hat das Steigerwalder Urgestein Oti Schmelzer in Veitshöchheim. Noch einmal gibt er live seine Schnellsprechkünste zum Besten. Und Einblicke in seine Winzertätigkeit: Der Unterschied zwischen Wein und Frauen? Nur zu einem Wein dürfe man sagen: "Es gibt bessere, aber zum Kochen langt's."

Zum Schluss bekommt Oti Schmelzer einen herzlichen, langanhaltenden Applaus. Alle Künstler kommen auf die Bühne für einen letzten Schakalaka-Gruß und singen samt Saalpublikum gemeinsam Otis Hymne: "Sonn scheint schö!" 

Zum letzten Auftritt brachte er seine ausgefallensten Kostüme noch einmal auf die Bühne: Oti Schmelzer aus dem Steigerwald. 
Foto: Silvia Gralla | Zum letzten Auftritt brachte er seine ausgefallensten Kostüme noch einmal auf die Bühne: Oti Schmelzer aus dem Steigerwald. 

Und noch einen emotionalen Abschied gibt es: Nach 20 Jahren reicht der Fastnachts-Dirigent Pavel Sandorf den Taktstock an Nachfolger Timm Freyer weiter. 

Volker Heißmann und Martin Rassau haben als "Waltraud und Mariechen" beim Gang durch die Zuschauerreihen neben Markus "Elvis" Söder vor allem Landtagspräsidentin Ilse Aigner als Siegesgöttin Nike im Blick. Selbst Altneihäuser-Kommandant Norbert Neugirg zieht es zu Nike hin. Auch Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze, die als Taylor Swift da ist, trifft der Spott von "Waltraud und Mariechen". Taylor Swift habe mit ihren vier Konzerten mehr für die deutsche Wirtschaft getan, als Robert Habeck in drei Jahren, lästerten sie. 

Krieg und Frieden mit den Oberpfälzern

Mit Marschmusik und grün getarnten Helmen rückt die "Altneihauser Feierwehrkapell'n" aus der Oberpfalz ein: "Ihr Narren stimmt mit ein, wir müssen wieder kriegstüchtig sein." Ihre Wahl fällt auf kein leichtes Thema, doch "Kommandant" Norbert Neugirg und seine Truppe bekommen die Gratwanderung hin. Spätestens als sie den Franken den Krieg erklären und Michl Müller ihren Kopfschmuck als "Friedhofsgestecke" tituliert, ist ja auch wieder alles beim Alten.

Gut getarnt: Die 'Altneihauser Feierwehrkapell'n' aus der Oberpfalz.
Foto: Silvia Gralla | Gut getarnt: Die "Altneihauser Feierwehrkapell'n" aus der Oberpfalz.

Überhaupt: Dreggsagg und Stimmungskanone Michl Müller setzt den furiosen Schlusspunkt. Einmal mehr beweist der Rhöner, dass man auch zu Politik und Wahlen famos kalauern kann. Und mit seinem Final-Song über die "Heißluftfritteuse" lässt er die Stimmung im Saal kochen.

Appell zu Zusammenhalt - und ein Ende mit Wahlparty

Tänzerischer Höhepunkt: die "Selleriegarde" des Karnevalklubs "Buchnesia" aus Nürnberg. Unglaublich, wie synchron und aufeinander abgestimmt die jungen Tänzerinnen artistische Höchstleistung abliefern und dabei noch strahlen. Genau wie das Männerballett "Turedancer" aus Zellingen mit einem starken Auftritt auf dem TV-Parkett. 

Nicht nur für Vegetarier: Die Selleriegarde der Buchnesia. 
Foto: Silvia Gralla | Nicht nur für Vegetarier: Die Selleriegarde der Buchnesia. 

Ein Appell zu mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft, für mehr Verständnis und Respekt gegenüber anderen Meinungen - dafür werben fast alle Künstlerinnen und Künstler bei dieser "Fastnacht in Franken" 2025. Die Kultsendung endet mit einer Wahlparty aus Nonsens, Musik und Showtheater.

Endergebnis: eine rundum gelungene Bühnenshow mit höchstem Unterhaltungswert, souverän und zunehmend frecher moderiert von Sitzungspräsident Christoph Maul.

Fotoserie
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Veitshöchheim
Angelika Kleinhenz
Folker Quack
Bayerische Ministerpräsidenten
Bayerischer Rundfunk
Christian Lindner
Comedians
Doris Paul
Fastnacht in Franken
Friedrich Merz
Kabarettistinnen und Kabarettisten
Kleopatra
Markus Söder
Michl Müller
Nike
Norbert Neugirg
Peter Kuhn
Robert Habeck
Taylor Swift
Wahlen zum Deutschen Bundestag
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Herbert Stapff
    Kompliment an Schmelzer: Aufhören, wenn man oben ist. Sollte für alle gelten: max. 12x dabei sein reicht. Reich hat seinen Höhepunkt überschritten, gequälter Auftritt. Die Feierwehrgruppe hat sich in einen großen Fettnapf gesetzt: Ihre Verherrlichung des Krieges war weit unter der Gürtellinie. Jedes Jahr kündigen sie an, nicht mehr zu kommen. Jetzt reichts wohl wirklich.
    Die Garde ist immer Spitze, aber wo waren die Garden aus Veitshöchheim? Der Begrüßungsrundgang für die Politiker von Heißmann-Rassau ist nur noch peinlich.
    Es gibt viele junge, die können und wollen (siehe Reichert), man muss sie nur lassen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Rudi Glaser
    herrn söders rock und roll-autfit hat nix mit rock und roll u tun. eine schlapperhose wie sie im buche steht, der hatte nie was mit rock u. roll zu tun.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus B. Fiederling
    ich find es war eh schon besser, bis auf 3 Beiträge wie Kuhn, Ines und Amanda
    Na gut, die 4 Elvis auch noch ok. Aber der Otti Fischer war null und nix dieses Jahr,
    hatte er sich einen schlechten Abgang verschafft. Hab dann um 10.00 ausgeschaltet.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Roland Rösch
    Aiwanger hatte bestimmt eine schlechte Kindheit so wie der die Zeit mit einen dummen Gesicht die Laune am Bildschirm geschmälert hat. Ein Pappkarton von Herrn Aiwanger hätte den freien Platz auch belegen können oder den Herr in einer der hinteren Reihen platzieren sollen .
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten