In Alltagsklamotten, mit schwarzer Lederhose, einfachem Shirt und Jeansjacke bekleidet, erkennt man sie kaum. Doch sobald sie ihren Mund aufmacht, man ihre Stimme hört und ihr Lachen, klingelt es. Denn ihr Humor ist ihr Kapital. Normalerweise kennt man Ines Procter in Schürze, Crocs und mit dickem Band im Haar. Mit Putzeimer bewaffnet bringt die Leinacherin als fränkische "Putzfraa" besonders zur Faschingssession die Menschen zum Lachen. Doch wer steckt eigentlich in diesem Kostüm? Ein Gespräch über ein Leben fernab großer Bühnen und wie wichtig Humor besonders in der heutigen Zeit ist.
Ines Procter: Ich sag mal so, Ich würde mich wundern, wenn es verheiratete Mütter gibt, auf die das nicht zutrifft. Ich bin Mutter zweier Kinder und ich bin verheiratet. Natürlich ist alles was ich mach, überzogen, sonst wäre es ja auch nicht lustig. Man darf meine Witze nicht eins zu eins auf das echte Leben übertragen, aber da ist schon überall etwas Wahres dran.
Procter: Ganz ehrlich, wenn ich früh um sechs aufstehe, kann ich mir um halb 7 schon wieder einen Witz aufschreiben. Im Prinzip ist das Alles nur eine Beobachtungsgabe mit dem gewissen Hang zur Selbstironie. Für eine Mutter fängt das schon an, wenn sie morgens ihre Kinder weckt, alleine darüber könnte ich schon ein ganzes Programm schreiben. Wenn man zum richtigen Zeitpunkt aufpasst, hinschaut, Humor mit einfließen lässt und eben diese Selbstironie hat, entwickelt sich ein Programm. Die Ideen sind einfach aus dem echten Leben gegriffen.
Procter: Ich denke schon. Die Menschen sitzen da und können sich mit meinen Witzen identifizieren.
Procter: Mit 14 Jahren habe ich schon in der Bütt angefangen, mein Papa hat mir damals noch die Büttenreden geschrieben, er hat mir das quasi in die Wiege gelegt. Mit 19 habe ich dann meine erste eigene Rede geschrieben, allerdings noch in Reimform. Ich wollte aber schon immer weg von den Reimen und hin zu den Reden in Prosa, was allerdings auch um einiges schwerer ist, denn man hat keinen Zettel vor sich liegen, wodurch auch die Aufregung gleich viel größer ist. Auf der anderen Seite ist alles viel spontaner, ich kann Dinge einfließen lassen, die im Publikum gerade passieren. Es ist also ein zweischneidiges Schwert: zum einen stressiger, zum anderen macht es freier. Irgendwann hat sich dann ein befreundeter Faschingsverein bei mir gemeldet, ob ich Lust habe bei deren Weihnachtsfeier den Nikolaus zu spielen. Dort habe ich eine freie Rede dann zum ersten Mal ausprobiert und es kam super an. Die Putzfrau wurde im Anschluss geboren, als ich überlegt habe, welche Rolle ich mir zu Eigen machen kann. Sie sollte alles Mögliche erleben können und frei in der Thematik sein. Und ja, das trifft alles auf eine Putzfrau zu.
Procter: Eine ganz normale Ehefrau und Mutter. Die Fassade habe ich mir angeeignet, weil es zunächst schwierig für mich war, mit Witzen, die zum Teil ja auch wahr sind, in die Öffentlichkeit zu gehen. Da war es mir lieber, dass ich diesen Kittel anhabe und in diese Rolle schlüpfe. Mittlerweile sieht das aber anders aus. Ich habe nun auch mein eigenes Kabarett-Programm, bei dem ich zur Hälfte auch ohne Kostüm auf der Bühne stehe. Ich habe also eine gewisse Zeit gebraucht, um ohne "Fassade" über mein Leben in der Öffentlichkeit zu reden.
Procter: Nein, kein einziges Mal. Natürlich gibt es Tage - wie in jedem anderen Beruf auch - da möchte man am liebsten einfach nur im Bett liegen bleiben. Bin ich dann jedoch auch nur eine Minute auf der Bühne, schießt das Adrenalin durch meine Blutbahn und ich bin happy. Ich liebe es einfach die Menschen zum Lachen zu bringen und die viele positive Resonanz macht mich glücklich. Ich bin jeden Tag dankbar, das ausleben zu dürfen, was ich liebe und was mir Spaß macht.
Procter: Meine ganz große Leidenschaft ist das Motorradfahren. In den Stunden auf dem Bike habe ich oft Notizblock und Stift dabei, denn dann kann ich am besten meine Gedanken kreisen lassen. Da fällt mir viel ein.
Procter: Bei Frauen kommt das immer super an. Männer haben häufiger ein Problem damit.
Procter: Ich werde damit nicht direkt konfrontiert. Aber ich merke ab und zu im Publikum, dass die Frau beispielsweise herzhaft lacht und der Mann sie dann schräg von der Seite anschaut. Für mich persönlich ist das dann immer sehr amüsant. Es sind schließlich viele Wahrheiten, die jeder kennt, die aber nur ich ausspreche.
Procter: Relativ selten. Wenn ja, dann passiert das häufig beim Bäcker oder Metzger und zwar in den Momenten, in denen mich die Menschen nicht anschauen, sondern nur reden hören. Mich sprechen diese dann zwar meist nicht an, ich sehe es aber in deren Blicken, dass Sie meine Stimme erkannt haben.
Procter: Das Wichtigste! Wenn jeder nur ein Fünkchen Humor mit sich tragen würde, dann hätten wir viele Probleme weniger. Ich bin ein Verfechter des Humors! Er kann in vielen Bereichen wichtig sein, ja sogar lebenswichtig. Humor macht gesund und schärft den Verstand. Letztendlich ist es doch so, dass viele Probleme in unserer Gesellschaft darauf zurück zu führen sind, dass der Verstand nicht eingesetzt wird.