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Würzburg/Schweinfurt
So haben die Unterfranken gewählt: Es gibt Rekorde – und große regionale Unterschiede zwischen Stadt und Land
Das Ergebnis der Bundestagswahl 2025 zeigt für die Parteien in Unterfranken einige Auffälligkeiten – je nach Stimmbezirk. Und in einer Gemeinde wählten fast 100 Prozent.
Trotz der kurzen Fristen haben viele Wahlberechtigte in Deutschland am Sonntag per Briefwahl abgestimmt. Hier die Auszählung in einem Wahllokal.
Foto: Christophe Gateau, dpa | Trotz der kurzen Fristen haben viele Wahlberechtigte in Deutschland am Sonntag per Briefwahl abgestimmt. Hier die Auszählung in einem Wahllokal.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 01.03.2025 02:49 Uhr

In Unterfranken haben die Wählerinnen und Wähler an diesem Sonntag die bundesweite Richtung bestätigt: klarer Sieg für die CSU, eine doppelt so starke AfD wie bisher und abgestrafte Ampel-Parteien. Und doch zeigt der Blick auf Details bemerkenswerte Unterschiede und Besonderheiten in der Region.

Am wahlfreudigsten waren am Sonntag die Einwohner der Gemeinde Riedenheim (Lkr. Würzburg):  Mit einer Wahlbeteiligung von 95,1 Prozent lagen sie auf Platz eins vor Sommerach (Lkr. Kitzingen) mit 93,5 und Großeibstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) mit 93,4 Prozent. Unterfränkisches Schlusslicht bei der Wahlbeteiligung ist Bad Brückenau mit 75 Prozent. Bayernweit lag sie bei 84,5 Prozent.

Dorothee Bär: Bestes Erststimmen-Ergebnis in ganz Deutschland

Einen persönlichen Rekord hat die frühere CSU-Digitalministerin Dorothee Bär in ihrem Wahlkreis Bad Kissingen, zu dem auch die Landkreise Rhön-Grabfeld und Haßberge gehören, eingefahren. Bär schaffte mit 50,5 Prozent das deutschlandweit beste Erststimmen-Ergebnis und knackte überhaupt als Einzige die 50-Prozent-Marke. Dass die AfD in ihrem Wahlkreis keinen Direktkandidaten aufgestellt hatte, dürfte der CSU-Politikerin dabei geholfen haben.

Denn unterfrankenweit hat die in Teilen rechtsextreme Partei ihr Ergebnis wie im Bund etwa verdoppelt, wenngleich einige Prozentpunkte hinter noch höheren Werten im Osten Bayerns. Auf 23 Prozent kommt die AfD im Wahlkreis Bad Kissingen, auf 21,1 im Wahlkreis Schweinfurt-Kitzingen. In vier der fünf unterfränkischen Wahlkreise ist die AfD zweitstärkste Kraft. Am schwächsten schneidet sie mit 13,5 Prozent im Wahlkreis Würzburg (Stadt und Landkreis) ab, hier liegt sie gleichauf mit der SPD.

In einer einzigen Gemeinde wurde die AfD bei der Zweitstimme mit 34,2 Prozent sogar stärkste Kraft vor der CSU (30,0): in Willmars im Landkreis Rhön-Grabfeld. Aber auch in den großen Städten konnten die Rechten punkten: In der Industriestadt Schweinfurt kann die AfD ihr Ergebnis auf 25,6 Prozent mehr als verdoppeln und kommt der CSU (29,9) recht nahe. Die SPD stürzt dort auf 14,3 Prozent ab.

CSU und AfD stark auf dem Land, Grüne und Linke in der Stadt

In Würzburg wurde die AfD besonders dort gewählt, wo die meisten Menschen mit Migrationshintergrund leben: am Heuchelhof (29,7 Prozent) und in der Lindleinsmühle (21,8). Unterfrankenweit am schwächsten schneidet die AfD in den Gemeinden Sommerhausen (Lkr. Würzburg) mit 8,8 und Sommerach (Lkr. Kitzingen) mit 8,9 Prozent ab.

Generell zeigt sich in Unterfranken: Je ländlicher, desto stärker CSU und AfD – je städtischer, desto stärker Grüne und Linke. Die CSU hat im Wahlkreis Bad Kissingen mit 41,8 Prozent das zweitbeste Ergebnis aller 47 bayerischen Wahlkreise geholt. Fast überall liegt die Partei dort klar über 40 Prozent, teilweise über 50 Prozent der Zweitstimmen. Noch am schlechtesten lief es in Bad Brückenau mit 37,4 Prozent, gleichzeitig die AfD-Hochburg im Landkreis Bad Kissingen (27,4 Prozent).

Die Grünen bleiben in den drei nördlichen Landkreisen dagegen mit 7,4 Prozent ebenso einstellig wie die SPD (9,7). Trotz herber Verluste ist Würzburg bayernweit neben München, Nürnberg und Erlangen immer noch eine Grünen-Hochburg, die Partei kommt in der Stadt bei den Zweitstimmen auf Platz zwei (21,1 Prozent).

In einigen Würzburger Stadtteilen wurden die Grünen als stärkste Kraft von der CSU abgelöst. Vorne bleibt die Ex-Ampel-Partei in Altstadt, Grombühl und Sanderau. Konkurrenz bekamen die Ökos von den Linken, die sich in Würzburg auf 12,1 Prozent steigern – in einigen Stadtteilen noch deutlich darüber.

Wie heterogen sich die Wahlergebnisse zusammensetzen, zeigt ein Blick in den Landkreis Würzburg: Die CSU erzielt hier mit 56,5 Prozent in Sonderhofen einen Spitzenwert, in Gerbrunn kommt sie nur auf 32,2 Prozent. Die Grünen dagegen rangieren zwischen 6,7 Prozent im ländlichen Gelchsheim und 20 Prozent im stadtnahen Höchberg. In Main-Spessart kommt die AfD kommt in ihrer Hochburg Aura jetzt auf 30,6 Prozent, bleibt in Retzstadt dagegen einstellig (9,2).

Rekord-Gemeinde für die CSU: 56,9 Prozent

Ihren Unterfranken-Rekord schaffte die CSU in der Gemeinde Nordheim am Main (Lkr. Kitzingen) mit 56,9 Prozent der Zweitstimmen, die SPD sackte dort auf magere 5,5 Prozent ab – nahe am Negativrekord der Partei mit 4,1 Prozent in Riedenheim (Lkr. Würzburg). Die SPD kommt nirgends in Unterfranken mehr über die 20 Prozent, am nächsten noch in Sulzthal (Lkr. Bad Kissingen) mit 17,9 Prozent.

Selbst Bundestagsabgeordnete wie die wiedergewählten Bernd Rützel und Sabine Dittmar (SPD), Niklas Wagener (Grüne) oder die nun aus dem Bundestag scheidenden Karsten Klein und Andrew Ullmann (FDP) konnten nichts gegen den Negativtrend ihrer Parteien ausrichten. 

 
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  • Doris Hauptmann
    Weshalb so viele Wähler sich für Frau Bär entschieden haben, ist mir ein Rätsel. Sie hat doch bis jetzt keinerlei Ergebnisse vorzuweisen. Oder wählt man traditionell einfach die C-Partei, egal wer kandidiert??? Mir graut davor, sie evtl. in einem Ministeramt ertragen zu müssen.
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  • Lutz Saubert
    Schauen Sie sich die Arbeit in Ihrem Wahlkreis an, dann wissen Sie warum.
    Im übrigen mussten viele Frau Bärbock im wichtigen Außenamt "ertragen".
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  • Dietmar Eberth
    "Erfolge?"

    Die Wahrheit ist: "Die AfD stellte im Wahlkreis Bad Kissingen keinen Direktkandidaten auf – die Partei verpasste die Anmeldefrist."

    Dadurch verteilen sich die Erststimmen der AfD (9,9% bei der Bundestagswahl 2021) auf die Kandidaten der anderen Parteien. Bzw. die Gewichtung der Erststimmen ist für alle Parteien etwa 10% höher.

    Man kann sagen, Dorothee Bär wurde durch AfDs Gnaden zur Erststimmenkönigin.
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  • Albrecht Schnös
    Die Blase in der Würzburger Altstadt..., da muß man nichts mehr sagen... ist selbstsprechend.
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  • Walter Seubert
    Die ist ja auch fest in Studentenhand die Würzburg nach ein paar Jahren wieder verlassen und uns mit Klimabürgermeister etc. zurücklassen.
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  • Jürgen Huller
    Vielleicht haben Studenten aber auch einfach ein besseres Allgemeinwissen und Urteilsvermögen und lassen sich deswegen nicht jeden Scheiß von den Populisten der halbrechten und rechten Szene weismachen!

    Nicht umsonst werden in aufstrebenden Diktaturen immer zuerst die Universitäten und Professoren "gleichgeschaltet" und die Intellektuellen des Landes mundtot oder ganz tot gemacht. Das sind die Leute, von denen die Dummschwätzer mit den Stammtischparolen ausgelacht werden. Dem Pöbel kann man viel erzählen, die schlucken die "einfachen Lösungen" einfach, weil sie nichts davon verstehen.

    Ebenso gingen in der Vergangenheit Aufbegehren gegen solche Diktaturen immer von Studentenbewegungen aus. Aus den selben Gründen.

    Bildung ist der natürliche Feind von Populisten und Bauernfängern - und das beste Gegenmittel.

    Vielleicht lässt deswegen die CSU das bayerische Bildungswesen seit Jahren verkommen.....?
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Klingt schlüssig.
    👍🏻
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  • Lutz Saubert
    Das Bayerische Bildungswesen ist in Bayern führend, das sollte au h in Ihrer Blase angekommen sein.
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  • Jürgen Huller
    Gibt's noch ein anderes in Bayern? Wissen Sie da mehr?
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  • Karl Weikert
    Also ist jeder nicht Studierte ein Dummbatz und Pöbel der die Politik nicht versteht? Gleichzeitig aber jeder Student der Fokus eher auf Shuttle Parties hat der politische Durchsteiger?

    Interessante Sichtweise.
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  • Jürgen Huller
    Nein, genauso wenig wie auch nicht jeder Student ein Faulenzer ist der nur eine ruhige Kugel schieben will und "erst mal was schaff muss im Leben".

    Ansonsten stehe ich zu meiner Aussage, das höhere Bildung besser vor Bauernfängerei schützt, das Leute mit besserer Bildung tendenziell weniger anfällig sind.
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  • Manfred Englert
    Auf was das gute Abschneiden dieser Ideologie Truppe in unseren großen Städten zurückzuführen ist?
    Vermutlich der vielen Studenten wegen und den vielen Gutverdienenden, die sich teueren Klimaschutz leisten können.
    Aber dem Landkreis Würzburg vorschreiben wollen, wie der mit dem Wassereinzugsgebiet umzugehen hat
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  • Harry Amend
    Das ist auch meine Vermutung, darum gehören in solche Uni-Städte die Studenten mal extern aufgeführt um ein realeres Bild zu erhalten.
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  • Norbert Meyer
    Das Wichtigste : Die "Grünen" sind Geschichte - NIE wieder GRÜN !
    Habeck macht schon die Flatter u. Annalenchen wird niemand eine Träne nachweinen.
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  • Dietmar Eberth
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Stefan Fuchs
    Na dann bin ich ja gespannt wenn Sie als Glücksbringer unserer Republik präsentieren.
    Dobrinth, Bähr, Söder, Scheuer, Ramsauer,Merkel, Weisgerber?
    Oder doch die nette Frau aus der Schweiz, die nichtmal weiss wie viele Stimmberechtigte in ihrem Wahlkreis leben.
    Good morning Germany , Mr.Meyer
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  • Walter Seubert
    nicht zu vergessen der Bankkaufmann und ehemalige Gesundheitsminister Spahn, bin mal gespannt in welchem Ministeramt er diesmal landet.
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  • Stefan Fuchs
    Und Mr.Meyer, wenn Sie noch einen kleinen Bezug zur Realität haben, werden Sie erkennen das die Zeiten des hirnlosen Konsums vorbei sind.
    Wir haben den Ukraine Krieg vor der Haustüre stehen.Das wird richtig Geld kosten.
    Wollen Sie als aufrichtiger Deutscher das wie eines Tages ein Oblast von Russland werden?
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  • Harry Amend
    Stopp Herr Fuchs. Sie haben wohl vergessen das Frau Baerbock sich erst die Tage öffentlich rechtfertige warum Deutschland die Palästinenser mit unserem Geld unterstützt werden. Bevor man andere irgendetwas unterstellen möchte, sollte man erst einmal vor der eigene Türe fegen.
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  • Dietmar Eberth
    Wenn sie sich da mal nicht täuschen.

    Die Umfalleritis hat schon begonnen. Das hat vor der Wahl noch ganz anders gelautet:

    Merz hat auf der CDU-Pressekonferenz Gespräche über die Schuldenbremse nicht ausgeschlossen und sagte dazu: "Ob wir entscheiden sollen oder müssen, darüber werde ich mit den Parteien sprechen, die jetzt noch mit dem bestehenden Mandat ausgestattet sind"
    https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/schuldenbremse-merz-spd-gruene-alter-bundestag-100.html

    "...ob die Schuldenbremse noch mit der Mehrheit des alten Bundestages gelockert werden könnte. Söder sagte dazu, dies müsse man genau prüfen. Es gebe Argumente dafür und dagegen. «Ich bin da etwas zurückhaltend», sagte der CSU-Chef."
    https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/soeder-union-und-spd-muessen-sich-am-riemen-reissen-110319197.html

    Wird das schon das erste gebrochene Wahlversprechen (das auch noch die Stimmen der Ampel benötigt)?
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