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Würzburger Nachwuchspolitiker Aaron Valent zieht in den Bundestag ein: vom Azubi über Nacht zum Politiker
Mit nur 27 Jahren schafft es Aaron Valent für die Linken als Überraschungskandidat in den Bundestag einzuziehen. Wie er den Spagat zwischen Politik und Ausbildung meistern möchte.
Aaron Valent hat es geschafft: Völlig überraschend zieht der 27-jährige Würzburger für die Linken in den Bundestag ein. 
Foto: Silvia Gralla | Aaron Valent hat es geschafft: Völlig überraschend zieht der 27-jährige Würzburger für die Linken in den Bundestag ein. 
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 28.02.2025 02:39 Uhr

Als Aaron Valent am Montagmittag ans Telefon geht, sitzt er bereits im Zug nach Berlin. Noch vor wenigen Stunden stand er mitten in einer jubelnden Wahlparty, jetzt ist er unterwegs in ein völlig neues Kapitel seines Lebens: Mit gerade einmal 27 Jahren zieht der Würzburger Auszubildende  überraschend in den Bundestag ein. 

Im Interview spricht Valent über seine Gefühle nach der Wahl, die ersten Schritte als Bundestagsabgeordneter und darüber, wie er seine Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten mit dem neuen Mandat vereinbaren möchte. 

Frage: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem überraschenden Einzug in den Bundestag! Wann haben Sie erfahren, dass es für Sie geklappt hat und wie haben Sie gefeiert?

Aaron Valent: Dass ich sicher reinkomme, habe ich zwischen null und 1 Uhr in der Nacht erfahren, als dann klar war, dass das BSW rausfliegt. Gefeiert habe ich bei uns im Büro auf unserer Wahlparty mit ganz vielen Genossinnen und Genossen, Menschen, die im Wahlkampf geholfen haben, und sogar Menschen, die an dem Abend vorbeikamen, um spontan der Partei beizutreten. Das war total schön! 

Wie fühlen Sie sich nach Ihrem erfolgreichen Einzug?

Valent: Noch ein kleines bisschen unausgeschlafen, aber trotzdem bin ich natürlich guter Dinge und vor allem stolz auf das gute Ergebnis. Vor allem aber fühle ich Dankbarkeit gegenüber allen, die wählen gegangen sind und aktiv mitgeholfen haben. Ich habe das Wort "Danke" heute in vielen Nachrichten geschrieben. Ansonsten freue ich mich gleich, wenn ich in Nürnberg umsteige, denn dort treffe ich Agnes Conrad aus Schweinfurt, die jetzt auch neu in den Bundestag eingezogen ist. Wir fahren dann gemeinsam nach Berlin. 

Aaron Valent (links) schaute gespannt mit anderen Partei-Mitgliedern die Ergebnisse der Wahl im Linken-Büro in Grombühl. 
Foto: Christoph Sommer | Aaron Valent (links) schaute gespannt mit anderen Partei-Mitgliedern die Ergebnisse der Wahl im Linken-Büro in Grombühl. 
Sie sind derzeit noch in der Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten. Wie geht es nun weiter für Sie?

Valent: Ich werde natürlich alles daran setzen, dass ich die Ausbildung weitermachen darf, das muss jetzt vor allem noch mit der Schule und der Kammer geklärt werden. Mit meiner Ausbilderin habe ich schon gesprochen, die ist guter Dinge, dass wir das hinbekommen. Aber das alles wird sich erst in den nächsten Tagen ergeben. Der nächste konkrete Schritt ist erst einmal, mich morgen für die Schule zu entschuldigen, da ich da die erste Fraktionssitzung habe. 

Das geht ja alles ganz schön schnell. 

Valent: Ja, aber heutzutage ist das ja zum Glück kein Problem mehr. Ich hab kurzfristig ein Zugticket gebucht und los geht's. Und wie gesagt, mit meiner Chefin war das alles schon abgesprochen, dass das passieren kann. 

Was sind Ihre ersten Schritte und Prioritäten in den kommenden Wochen als frisch gewählter Bundestagsabgeordneter?

Valent: Neben dem Bundestag wird für mich ein großes Thema sein, die vielen neuen Mitglieder einzufangen und den jungen, motivierten Menschen einen guten Start in die Partei zu verschaffen. 

Wie haben Ihre Familie und Ihr Freundeskreis auf Ihren Einzug reagiert?

Valent: Mein Freundeskreis hat mich sehr lieb beglückwünscht und sich gleich darüber beschwert, dass ich ja jetzt noch weniger Zeit habe (lacht). Was mich sehr gefreut hat: Meine politischen Wurzeln liegen in einer Studierendenvertretung und meine damalige Vorsitzende hat mich heute Morgen gleich angerufen und mich beglückwünscht. Meine Familie ist auch begeistert und stolz, aber ich glaube, das muss erst einmal ein, zwei Tage sacken, bevor sie das ganz realisiert. 

Aaron Valent mit der Bundestagsabgeordneten Heidi Reichinnek am Linken-Infostand während des Wahlkampfs. 
Foto: Silvia Gralla | Aaron Valent mit der Bundestagsabgeordneten Heidi Reichinnek am Linken-Infostand während des Wahlkampfs. 
Sie werden nun mit vielen organisatorischen Dingen konfrontiert, werden ein eigenes Büro und eigene Mitarbeiter haben. Ihr Leben wird sich auf den Kopf stellen. Werden Sie sich Hilfe suchen?

Valent: Ja, auf jeden Fall. Ich hoffe einerseits, dass ich in der Fraktion Hilfestellung bekomme. Andererseits war die Chefin meiner Kanzlei, in der ich arbeite, schon für die SPD im Landtag gesessen und war für die Linke Landessprecherin. Ich hoffe also, dass ich da ein bisschen Unterstützung im guten Austausch holen kann. 

Werden Sie für Ihr Mandat nach Berlin ziehen oder weiterhin in Würzburg wohnen?

Valent: Wegen meiner Ausbildung werde ich in Würzburg wohnen bleiben und mir in Berlin eine kleine Wohnung suchen. Wie genau das ablaufen wird, kann ich noch nicht sagen, aber das ist die Idee. 

Wie gehen Sie mit der Verantwortung um, nun eine Stimme für so viele Menschen zu sein? Fühlen Sie mehr Vorfreude oder auch Druck?

Valent: Druck ist nicht das richtige Wort, eher Respekt. Ich möchte das ernst nehmen und weiß, dass ich mit beiden Beinen fest auf dem Wahlprogramm stehe und dass ich das dementsprechend vertreten kann. Aber natürlich ist das auch eine Situation, die ich noch nie im Leben hatte. Vorfreude ist selbstverständlich auch da. 

 
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  • Jutta Nöther
    Meinen herzlichen Glückwunsch dem jungen Mann, und viel Erfolg!
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  • Klaus B. Fiederling
    gebt doch auch jungen Leuten die Chance sich zu behaupten, aber bitte nicht bei den Linken.
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  • Barbara Fersch
    ach ja.... sollen die Menschen die lange Jahre Erfahrung haben alles den Jungen überlassen?
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  • Anton Müller
    ach ja...sollen die jungen Menschen, die noch eine Zukunft vor sich haben, alles den Alten überlassen?
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  • Dietmar Eberth
    Die Erfahrung hat ja super geklappt bei Bildung, Infrastruktur, Digitalisierung, Verteidigung, Klimawandel, Migration, Gesundheitssystem, Lebenshaltung/Wohnung. Bitte noch mehr davon?
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  • Martin Arold
    Die Linken haben den besten Wahlkampf von allen Parteien gemacht und ziehen deshalb verdient in den Bundestag ein. Glückwunsch an Heidi und Co.
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  • Lutz Saubert
    Links gibt es eben auch Populismus. Tiktok zieht.
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  • Dietmar Eberth
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Das sagen Sie mal dem BayMP, das Populismus auf tiktok etc. zieht.
    Der Erfolg der Propaganda zeigt sich im Wahlergebnis.
    Die Linke hat immerhin mit Fakten gearbeitet, die Unionen haben Angst geschürt und Panik verbreitet.
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  • Stefan Wolz
    Na mit 27 kann man ja auch mal anfangen richtig zu arbeiten.....aber es ist ja gut, dass er die Ausbildung fertig machen will. Politiker ohne Ausbildung gibt es ja schon genug...
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  • Dietmar Eberth
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in einen neuen Kommentar ein.
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  • Dietmar Eberth
    Da haben sie Recht. Weniger als 40% (286) der Abgeordneten des letzten Bundestages haben eine Ausbildung.

    https://www.humanresourcesmanager.de/content/die-beruflichen-qualifikationen-der-bundestagsabgeordneten/
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  • Roland Rösch
    Linke halt .
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  • Dietmar Eberth
    Nach der Begrenzung der Anzahl der Abgeordneten auf 630, sollte baldmöglichst eine Altersbegrenzung auf 60 oder besser gleich 55 Jahren im Bundestag beschlossen werden.
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  • Roland Rösch
    Merz plant wieder Erweiterung des Bundestags.
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  • Lutz Saubert
    Warum sollte man auf Erfahrungen und Können verzichten.
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  • Dietmar Eberth
    Hat ja gut geklappt die Erfahrung und das Können in den letzten Jahrzehnten bei der Bildung, Infrastruktur, Bundeswehr, Digitalisierung, Klimawandel, Migration. Bitte noch mehr Können davon?

    "Aufgrund der demografischen Übermacht werden auch nach dieser Wahl weiter ältere Politiker den Fokus auf die Bedürfnisse älterer Bürger legen. Kinder und Jugendliche haben keine Lobby. Das ist ein Fehler"
    https://www.nn.de/politik/vergessene-jugend-die-ignorante-politik-alter-menschen-fur-alte-menschen-1.14588611
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Die langjährige Regierungserfahrung des Fritz Merz schlägt ja jetzt schon voll durch.
    Glückwunsch!
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  • Herbert Stapff
    Ihr Vorschlag ist gut:
    Kein Abgeordneter sollte jünger als 45 sein und eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Studium haben.
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  • Dietmar Eberth
    Sie meinen man sollte Politikern wie Paul Ziemiak (Generalsekretär CDU) oder Philipp Amthor oder Joschka Fischer (Grüne) oder Sebastian Kurz (Kanzler Österreich) den Zugang zur Politik verwehren?

    Also mir sind andere Eigenschaften an einem Politiker wichtiger als eine Ausbildung oder Studium das vielleicht 30-40 Jahre zurückliegt. Zb ein breites Wissen über politische Themen, ein tiefgehendes Interesse an politischen Prozessen, Fähigkeiten wie Durchsetzungskraft,Ehrlichkeit, sich gut artikulieren können, hohes Maß an Empathie-Fähigkeit, logisch, zielführend, strategisch denken können. Uvm.
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