Weihrauch kündigt ihn an. Ebenso Glockenklang. Stephan Steger, Liturgiereferent der Diözese Würzburg, macht Handzeichen. Dann kommt er aus dem Kreuzgang. Als einfacher Priester, aber mit festlichem Messgewand, zieht Franz Jung mit großem Gefolge am Sonntag um 14 Uhr in den Würzburger Dom ein. Viele Menschen stehen Spalier, bis er den Mittelgang des Langhauses erreicht. In den Kirchenbänken sitzen die wenigsten. Alle wollen ihn sehen.
- Liveblog: So verlief die Bischofsweihe im Dom
Etwa eineinviertel Stunden später ist es so weit. Das Bistum Würzburg mit seinen rund 750.000 Gläubigen hat nach einer Zeit der Vakanz wieder einen Bischof.
Es ist erst knapp drei Monate her. Am 16. Februar erreichte Franz Jung in Speyer die Nachricht von Nuntius Nicola Eterovic, dass Papst Franziskus ihn zum Oberhirten von Würzburg ernannt hat. Der apostolische Vertreter hat das Ernennungsschreiben nach Würzburg mitgebracht. Es wird, nachdem Weihbischof Ulrich Boom Erzbischof Schick um die Weihe gebeten hat, von Domdekan Prälat Günter Putz verlesen und der versammelten Gemeinde präsentiert.
Zwei Mal gibt es Applaus
Zwei Mal gibt es während des Gottesdienstes Applaus: als Franz Jung durch den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick als Hauptkonsekrator sowie durch den Bischof von Speyer Karl-Heinz Wiesemann und Amtsvorgänger Bischof Friedhelm Hofmann geweiht ist. Ebenso, als der einstige Generalvikar von Speyer als Bischof Franz mit seinen Insignien – dem Brustkreuz, dem Ring und der Mitra sowie dem Kiliansstab der Diözese Würzburg – zur Kathedra, dem Bischofsstuhl, am Ende des Chores geht.
Kurz setzt sich der 52-Jährige hin. Das ist der Zeitpunkt, in dem der neue Bischof sein Bistum in Besitz nimmt. Es tönen Fanfaren. Ein berührender Moment, eine erhebende Stimmung. Es sind viele strahlende Gesichter im Dom zu sehen. Bei einigen glitzern Tränen in den Augen. Vergessen ist für einen Moment, dass es im Dom sehr heiß ist. Das Programmheft, das die Gemeinde durch die Bischofsweihe führt, dient vielen immer wieder als Fächer.
Menschen, mit denen sich Bischof Franz verbunden fühlt
Zu Beginn der Feier begleiten zwei Geistliche den 52-Jährigen auf seinem Weg durchs Mittelschiff in Richtung Altar: Klaus Metzl, der Generalvikar von Passau, und Bruder Jean-Tristan de Laportaliere, der Prior der Gemeinschaft von Jerusalem in Köln. Die beiden sogenannten assistierenden Priester der Bischofsweihe hat sich Franz Jung selbst ausgesucht. Es sind Freunde, Menschen, denen er sich seit vielen Jahren verbunden fühlt.
Einen Tag vor der Weihe haben die beiden mit Franz Jung auch die Generalprobe absolviert, damit am großen Tag beim genau festgelegten liturgischen Ablauf nichts schiefgeht – ebenso bei den Kameraeinstellungen des Bayerischen Rundfunks. Als assistierende Priester stehen sie auch einen Tag später neben ihm, als er vor dem Altar steht, kniet und am Boden liegt. Am Sonntag ist die Zeremonie ohne die profanen Zwischenpausen und Kurzbesprechungen während der Probe nur um einiges feierlicher.
Neun Schwestern und fünf Brüder aus Köln
Nicht nur der Prior, Bruder Jean-Tristan de Laportaliere, begleitet den gebürtigen Mannheimer. Neun Schwestern und vier weitere Brüder der Gemeinschaft von Jerusalem sind da. Sie sorgen für die besonderen Momente während der Weihe, als sie auf Wunsch des neuen Bischofs die Allerheiligenlitanei singen. Die Zeit scheint still zu stehen. Und die eigens für die Weihe von Jürgen Essl komponierte und am Sonntag uraufgeführte „Aria de spe“ versetzt in geradezu überirdische Sphären. Der Gesang für Solosopran und Streicher ist zum Friedensgruß zu hören.
Die freudigen Gesichter der Bischöfe, die ihrem neuen Mitbruder gratulieren und ihn umarmen, sehen jedoch die meisten Gäste im großen Gotteshaus nur über die vielen Monitore. Die Bildschirme sind an den Pfeilern angebracht. Aber durch sie ist die Festgemeinde ganz nah am Geschehen dabei. Ebenso die Menschen auf dem Kiliansplatz, in der Neumünsterkirche und auch zu Hause, wo die Feier live übertragen wird.
Zuletzt wurde im Dom Matthias Ehrenfried zum Bischof geweiht. Das war 1924. Damals waren Weihen noch nicht darauf ausgerichtet, dass die Anwesenden alles mitverfolgen konnten. Auch nicht 1957, als Josef Stangl im Neumünster geweiht wurde.
Die Familie war bei der Weihe dabei
Bischof Franz ist in Ludwigshafen aufgewachsen. Zu den Gästen im Dom gehören auch seine Angehörigen: Mutter Helga (79) und Vater Hans (82) sind aus Ludwigshafen angereist, ebenso seine drei Geschwister Elisabeth (53), Martin (49) und Ruth (42) mit ihren Familien.
Mutter Helga ist vom Weihegottesdienst sehr beeindruckt, sagt sie nach der Feier: „Das hat mich emotional sehr berührt.“ Dass Würzburg zu einer Heimat für ihren Sohn werden wird, kann sie sich gut vorstellen: „Würzburg ist eine sehr schöne Stadt“, sagt sie und schiebt leise – und mit einem Augenzwinkern – hinterher „viel schöner als Ludwigshafen.“
„Es ist ein schwieriges Amt“
Schwester Ruth sieht indes auch die Belastungen und Erwartungen, mit denen ihr Bruder künftig konfrontiert werden wird. „Es ist ein schwieriges Amt. Das sind sowohl kirchlich wie politisch bewegte Zeiten“, sagte sie, „aber wir werden ihn begleiten so gut es geht“.
Nach dem Auszug aus dem Dom in Richtung Neumünster und dem Gebet am Grab der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan wird noch weitergefeiert. Bis in den Abend hinein stehen die Würzburger auf dem Kiliansplatz und feiern mit Bier, Wein und Gebäck ihren neuen Bischof, der die Begegnung mit den Franken sichtlich genießt. Franz Jung ist ständig umringt von Menschen, die ihm die Hand schütteln und alles Gute wünschen wollen. Und klar: für ein Selfie ist der Bischof auch zu haben.
Vielleicht erst mal überlegen.
Eine große protzige Zurschaustellung wurde da veranstaltet.
Die Fotos dazu findet man auch sinngemäß unter "Partybilder"
Eine große protzige Zurschaustellung wurde da veranstaltet.
Die Fotos dazu findet man auch sinngemäß unter "Partybilder"
Aber ernsthaft ist das nicht ein bisschen viel Personenkult?Klar ist eine Begrüßung und ein festlicher Gottesdienst schön und würdig, aber ein Umzug? Fahnenschwenken? Und all die Burschenschaftler?