Edgar Büttner ist katholischer Priester. 1978 wurde der Kitzinger im Würzburger Dom geweiht - obwohl ihn das Versprechen der Ehelosigkeit damals schon verunsichert hatte. "Ich war jedoch zuversichtlich, etwaige Probleme bewältigen zu können", sagt Büttner. Wenige Jahre später verliebte er sich in eine Frau und bat um Dispens vom Zölibat, um heiraten zu können. Rom gewährte sie erst im zweiten Anlauf. Büttner hing jahrelang in der Luft. 2007 gründete er die Initiative "Priester im Dialog". Missbrauchstäter würden von der Kirche besser behandelt als verheiratete Priester, sagt Büttner. Wenn an diesem Donnerstag das Gesprächsforum "Synodaler Weg" in Frankfurt startet, würde der 67-Jährige gerne mitdiskutieren - damit man nicht über, sondern mit verheirateten Priestern spricht.
Edgar Büttner: Es ist bitter, dass die katholische Kirche ihre Priester, die sich für die Ehe entscheiden und ihre Kinder liebevoll aufziehen, schlechter behandelt als Priester, die Kindern und Jugendlichen sexualisierte Gewalt antun. Täter werden mit Samthandschuhen angefasst und alimentiert. Mit uns hatte man kein Mitleid - wie mit Missbrauchstätern. Der ehemalige Generalvikar von Münster und Erzbischof von Hamburg, Werner Thissen, hat kürzlich von einem Mitleidseffekt gegenüber beschuldigten Priestern gesprochen und Fehler eingeräumt. Wir dagegen wurden und werden sofort hart angepackt und in die Wüste geschickt.
Büttner: Bis 1978, dem Drei-Päpste-Jahr, in dem ich geweiht wurde, war das nicht so. Bis dahin konnte man problemlos kirchlich weiterbeschäftigt werden. Mit Johannes Paul II. änderte sich das. Wenn ein Priester heiraten wollte, dann sollte er bestraft werden - zur Abschreckung, weil das Zölibat für diesen Papst wesensmäßig zum Priester gehörte. Die Kirchenoberen in den Diözesen sind sich womöglich nicht darüber im Klaren - oder wollen es nicht sehen - dass die Aussicht, alles zu verlieren und ganz von vorne anfangen zu müssen, Angst macht.
Büttner: Ich kenne Priester, die deswegen heimlich mit einer Frau zusammenleben und nicht um Dispens bitten. Und dann werden wir auch noch mit der "Damnatio memoriae" bestraft, der Verdammung des Andenkens. Das heißt, viele werden an den Stätten, an denen sie gewirkt haben, nicht mehr erwähnt oder totgeschwiegen. Wir sollen an die Orte unseres Wirkens nicht mehr zurückkehren und die Diözese wechseln. Daran hält sich glücklicherweise kein Mensch, auch nicht die "Oberen".
Büttner: 1978 wurde ich geweiht. Wir waren damals vier. 2018 war mein 40. Priester-Jubiläum. Mein Name wurde bei den Personalmeldungen der Diözese nicht genannt.
Büttner: Ich war 30 Jahre alt, als ich zu Bischof Scheele ging und ihm gesagt habe, dass ich heiraten, aber weiterhin für die Kirche arbeiten möchte. Er gab mir Zeit zum Überlegen. Er wollte mich nach Südamerika, dann in ein Kloster schicken. Beides wollte ich nicht. Ich blieb bei meinem Entschluss. 1983 wurde ich suspendiert. Rom gewährte die Dispens 1989.
Büttner: Als ich bei meinem Abschiedsgespräch die Treppe des Würzburger Bischofspalais hinuntergegangen bin, da wusste ich: Jetzt bist du auf dich alleine gestellt. Du hast keine Unterstützung und keine Sympathie mehr. Ich war jahrelang arbeitslos, habe studiert. Meine Frau hat uns durchgebracht. Da ich ihren Namen bis zur Dispens verheimlicht habe, konnte sie weiter als Religionslehrerin arbeiten. Wir waren dennoch knapp bei Kasse. Später habe ich dann einen Beruf gefunden, der mir Spaß macht. Ich arbeite als selbstständiger Trainer und Coach für Führungskräfte und Teams.
Büttner: Egal, wie lange jemand Priester war: Mit der Dispens verliert er seine Bezüge und seinen Anteil an der Betriebsrente aus dem Emeritenfond des Bistums. Es gibt keine Beihilfe zur Krankenkasse. Wir dürfen nicht mehr im kirchlichen Dienst tätig sein, auch nicht als verbeamtete Religionslehrer. Wir fallen ins Bodenlose. Einige erhalten finanzielle Unterstützung, andere erhalten ein Darlehen. Wiederum andere erhalten nichts. Es ist kein System zu erkennen. Aufgrund der finanziellen Notlage und der fehlenden beruflichen Perspektive mussten sie sich etwa als Keyboard-Verkäufer, Nachtportier und Taxifahrer durchbringen. Die Kirchenleitung muss als Arbeitgeber substantiell ihren Teil der Verantwortung übernehmen.
Büttner: Wenn ein Priester zum Bischof sagt, er möchte heiraten, dann wird er suspendiert. Das heißt, er verliert alle Rechte eines Klerikers. Aber er ist nach wie vor Priester. Wenn er aus Rom die Dispens erhält, dann ist er nicht mehr an den Zölibat gebunden. Er kann heiraten.
Büttner: Wir sind keine Ex-Priester! Wir sind Kapläne, Pfarrer, Ordensleute. Wir können aber wegen einer Heirat unseren Beruf nicht mehr ausüben. Wenn ein Notfall eintritt, müssen wir jedoch priesterliche Aufgaben übernehmen, zum Beispiel, wenn jemand stirbt und beichten möchte.
Büttner: Sie könnten. Im Bistum Freiburg zum Beispiel hat kürzlich ein Priester eine Pastoralreferentin geheiratet. Beide arbeiten weiter im kirchlichen Bereich. Es gibt aber immer noch Bischöfe, die sagen: Wir müssen das Gemeinwohl und das Volk schützen.
Büttner: Viele Menschen stehen einer Lockerung des Zölibats aufgeschlossen gegenüber. Das merke ich immer wieder in Gesprächen. Es gibt auch Umfragen unter Priestern, bei denen herauskam, dass gut 50 Prozent den Zölibat nicht mehr wählen würden.
Büttner: Davon bin auch ich überzeugt. Lange wird es nicht mehr dauern. Zuerst im Amazonas-Gebiet, dann im deutschsprachigen Raum - also nicht überall gleichzeitig. Franziskus sieht das deutlich entspannter als seine Vorgänger.
Büttner: Wir fordern die sozialen Standards wie in der Zivilgesellschaft, wenn man die Arbeitsstelle wechselt. Eine Abfindung beispielsweise. Priester haben normalerweise ein beamtenähnliches Verhältnis. Unser Anliegen ist, wenn wir schon aus dem Priesterdienst ausscheiden müssen, also unsere Berufung nicht mehr ausüben können, weil wir heiraten möchten, dann sollen wir nicht noch am Hungertuch nagen und uns beruflich völlig neu orientieren müssen. Wir fordern Rechtssicherheit bezüglich einer beruflichen und finanziellen Unterstützung - und letztlich unsere Rehabilitation.
Büttner: Unsere Initiative wurde zwei Mal von Bischof Scheele abgelehnt. Erst als ich 2005 den dritten Anlauf nahm, unter Bischof Friedhelm Hofmann, meldete sich der damalige Generalvikar Karl Hillenbrand und hat ein Treffen vorgeschlagen. Er hat uns stark unterstützt. So kam "Priester im Dialog" auf den Weg - so etwas gab es bis dahin noch nicht. Seit 2007 treffen wir uns zwei Mal im Jahr, aktuell im Burkardushaus. Seit vier Jahren gibt es uns auch im Bistum München-Freising. In Würzburg sind wir zehn Priester, in München-Freising kommen bis zu 20 Teilnehmer nach Fürstenried. Diese Veranstaltungen werden von den Diözesen finanziert.
Büttner: Auch er hat ermöglicht, dass wir in Würzburg weitermachen können. Wir haben ihn zu unserem Treffen eingeladen, aber noch keine Zusage erhalten.
Büttner: Ich war überzeugt: Ja, ich werde den Zölibat leben. Auch wenn Schwierigkeiten auftauchen. Ich habe sogar noch weitergedacht: Wenn der Zölibat mal aufgehoben wird, dann hältst Du ihn trotzdem. Aber dann hat es sich doch glücklicherweise anders entwickelt - durch meine Frau. Ich bin nicht gegen den Zölibat, er hat auch Gutes bewirkt und ist für manche die richtige Lebensform. Wichtig wäre die Wahlfreiheit.
Büttner: Ich würde sofort wieder in den priesterlichen Dienst einsteigen.
Jeder, der sich anschickt, den Weg als Priester in der römischen Kirche (kath.) zu beschreiten, weiß auch ganz genau, auf welchen Arbeitgeber, auf welche Regeln er sich einlässt.
Und das ist ja auch nicht erst seit gestern so.
Oder anders formuliert:
Wer sich ein Leben ohne Schweinebraten nicht vorstellen kann, der soll nicht nach Saudi-Arabien ziehen.
Und Sie finden es richtig, dass diese Triebtäter in Soutane weiter versorgt werden und Menschen, die sich zu ihrer Familie bekennen möglichst auch noch finanziell ruiniert werden?
Ein schöner Christ sind Sie in meinen Augen.
Ich bin also ein schöner Christ in ihren Augen...
Aha.... Was ich richtig finde und was nicht, das haben sie leider nicht verstanden.
Schade.
Aber laut Bergpredigt besteht auch für Sie Aussicht, ins Himmelreich zu gelangen.
Aber um es zu verdeutlichen:
Jeder Einzelne, der aus irgendwelchen Gründen Priester der römischen Kirche wurde hat die systemischen Fehler dieser Organisation wie Doppelmoral, Vertuschung, Lügen, Abstreiten durch seinen beruflichen Werdegang mitzuverantworten.
Ein Priester der zu seinen Gefühlen als Mensch und Mann steht, erfährt nur Unbarmherzigkeit.
der katholischen Kirche ist doch unglaublich.
Missbrauchstäter werden noch jahrzehntelang voll versorgt und wurden meistens nur versetzt und konnten dann weitermachen, wie sie aufgehört hatten.
Verheiratete Priester unierter Kirchen werden geduldet, nur muss dort die potentielle Witwe um ihre Altersversorgung fürchten, d.h. dass sie möglicherweise keine Witwenpension bekommt.
Und beliebte Pfarrer, wie der ehemalige Hammelburger Pfarrer, der sich zu seiner Frau und Familie bekannte, wurden davon gejagt und bekamen in keiner kirchlichen oder der Kirche nahestehenden Institution eine Anstellung um ihre Familie ernähren zu können.
Man kann daraus ableiten, dass die katholisch verquirlte Sexualmoral die natürliche Liebe zwischen Mann und Frau als schlimmer empfindet als Missbrauch an Kindern und Jugendlichen.
Und so eine Institution ist als gemeinnützig eingestuft?