Normalerweise steht Bauchredner Sebastian Reich mit Nilpferd Amanda oder Glücksschwein Pig Nick rund 150 Mal im Jahr auf der Bühne. Nachdem dies in der Corona-Pandemie längere Zeit nicht mehr möglich war, freut sich der Höchberger nun endlich wieder live in lachende Gesichter blicken zu dürfen. Ein Gespräch über den Regelungs-Flickenteppich Deutschland, die Vorbereitung auf Fasching und warum in der Pandemie sogar Amanda-Fans in Südafrika auf ihre Kosten kamen.
Sebastian Reich: Ich spüre den Zauber immer noch. Man merkt, dass die Leute sich sehr freuen. Das sind ja alles Veranstaltungen, die verschoben wurden und jetzt stattfinden. Die Leute hatten ihre Tickets also schon. Eigentlich befänden wir uns schon seit längerem im Weihnachtsgeschäft für die Ticketkäufe für Auftritte im nächsten Jahr, aber hier sah es bislang noch sehr dürftig aus. Und das betrifft sämtliche Branchen, egal ob Kabarett, Musik oder Comedy.
Reich: Ja, es herrscht doch noch große Verunsicherung. Auch wenn sich dieser Tage die Tendenz in die richtige Richtung bemerkbar macht.
Reich: Ich habe verschiedene Veranstaltungen gemacht, bei der Maskenpflicht herrschte. Die Zuschauer haben damals alle gesagt, dass man sich mittlerweile daran gewöhnt habe. Vergangene Woche kam ja nun endlich der Beschluss, dass Kultur auch wieder ohne Maske und Abstand möglich ist. Als Künstler auf der Bühne in lachende Gesichter zu blicken, ist einfach viel schöner. Auch das Feedback der Zuschauer ist großartig und auch tatsächlich schon an der Ticketnachfrage spürbar.
Reich: Ja, es haben die Augen gestrahlt und der Stimmung hat es überraschenderweise keinen Abbruch getan. Das hatte ich anders erwartet. Aber ohne Maske ist es für beide Seiten natürlich ein schöneres Gefühl.
Reich: Die längste Phase war von Mitte Oktober 2020 bis Mitte Juni 2021. In dieser Zeit stand ich zwar vor der Kamera, hatte aber keinen öffentlichen Auftritt mit Zuschauern.
Reich: Definitiv! Das war in Zell am Main in der 'ausverkauften' Turnhalle mit 100 Leuten. Mehr waren nicht genehmigt. Das ist ein Bruchteil von dem, was wir sonst an Publikum haben. Dadurch war es ein bisschen wie früher, also back to the roots. Und trotzdem war es ein unbeschreibliches Glücksgefühl – auf beiden Seiten. Man hat da sehr deutlich gemerkt, was man die letzten Monate vermisst hat. Ich hatte in der Zeit ja viel Online gemacht, wie Backkurse und auch Online-Shows zu Ostern oder Weihnachten. Aber: Live ist live! Ich hoffe, dass ich so eine lange Zwangspause nicht mehr erleben muss.
Reich: Ja, es war ein absoluter Flickenteppich. Es ist nach wie vor traurig, dass es die Politik nicht schafft, bundesweit einheitliche Regelungen zu finden. Da gibt es ganz klar Nachholbedarf! Teilweise gab es sogar in einzelnen Orten dann noch einmal andere Regeln als sie im jeweiligen Bundesland herrschten, weil die Kreisverwaltungsbehörden noch einmal Sonderregelungen, die gar nicht in Zusammenhang mit der Inzidenz standen, eingeführt hatten. Hierbei besteht dann vor allen Dingen keinerlei Planungssicherheit für Veranstaltungen.
Reich: Ja. Bei den Oper-Air-Veranstaltungen im Sommer gab es Situationen, wo auf dem Veranstaltungsgelände im Biergartenbetrieb zehn Personen an einem Biertisch sitzen durften und als um 18 Uhr die Veranstaltung begonnen hat, plötzlich nur noch vier. Für unsere Branche hätten einige Lockerungen früher kommen können.
Reich: Ich würde mir wünschen, dass sich Politiker Veranstaltungen einmal vor Ort anschauen – und dann entscheiden, was zu tun ist. Wenn man nämlich aufgrund von Vorgaben zehn Personen mehr Personal gebraucht hat und dann aber nur die Hälfte der Menschen reinlassen durfte, kann sich jeder ausrechnen, dass das finanziell nicht funktioniert. Von einem Bürostuhl lassen sich solche Entscheidungen leicht treffen, aber es wäre sinnvoll, wenn die Entscheider auch einmal vor Ort dabei sind. Nun blicke ich mit meinem Team aber optimistisch nach vorne.
Reich: Das war aus der Not heraus geplant, aber ich möchte es auch nicht ausschließen, dass dies wiederkommt. Es war ein spannendes Projekt, das von den Leuten super angenommen wurde. Wir hatten ja auch Auswanderer als Teilnehmer, die in Südafrika, Österreich oder der Schweiz vor dem Laptop standen und mitgebacken haben. Fans, die normalerweise gar nicht die Möglichkeit haben, Amanda live zu erleben. Für die war das natürlich ein absolutes Highlight.
Reich: Fränkisches Bauernbrot. Es war lustig, weil sie gewisse Dinge wie Roggen oder Dinkelmehl in Südafrika erst einmal bekommen müssen. Das war dann für beide Seiten sehr spannend. Aber das Brot ist gut geworden.
Reich: Die Vorbereitungen laufen. Wir haben noch kein fixes Thema, aber inhaltlich bietet die aktuelle Zeit genug Stoff. Daran wird es nicht scheitern. Ich bin der festen Überzeugung, dass Fasching stattfinden wird, wenn auch nach wie vor in einer etwas anderen Form. Aber auf alle Fälle wieder größer und noch ein bisschen stimmungsvoller und närrischer als 2021.
Reich: Das schönste Erlebnis war das Feedback der Fans. Es ist normal, dass man nach Auftritten schönes Feedback bekommt, aber gerade in dieser Corona-Zeit kam dies von sehr vielen Menschen über Mails, Briefe oder Social Media-Nachrichten. Es haben sich so viele Menschen bedankt, dass Amanda auch in dieser eher unschönen Phase mit Social Media-Aktionen für gute Laune gesorgt hat. Das hat mich auch über diese Zeit getragen. Dass man auch weiß, für was man das macht.
Reich: Auf meine neue Tour, die 'Verrückte Zeit' heißt. Der Titel ist aber tatsächlich schon vor Corona entstanden. Ich freue mich tatsächlich auf die 'Verrückte Zeit' nach dieser verrückten Zeit.
Ggf. gefällt Ihnen Pat und Patachon besser. Geschmacksache! Ist eben so ...