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Höchberg
Sebastian Reich & Amanda: Endlich wieder live in lachende Gesichter blicken
Die Kulturbranche hat es in der Pandemie hart getroffen, nun kehrt der Alltag zurück. Bauchredner Sebastian Reich ist froh darüber – und hätte sich die Politiker vor Ort gewünscht.
Künstler Sebastian Reich freut sich, dass er nach den Lockerungen mit Amanda wieder vor Publikum auftreten darf. Das Foto zeigt das Duo bei Dreharbeiten in den Würzburger Weinbergen.
Foto: Sebastian Reich | Künstler Sebastian Reich freut sich, dass er nach den Lockerungen mit Amanda wieder vor Publikum auftreten darf. Das Foto zeigt das Duo bei Dreharbeiten in den Würzburger Weinbergen.
Julia Back
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:08 Uhr

Normalerweise steht Bauchredner Sebastian Reich mit Nilpferd Amanda oder Glücksschwein Pig Nick rund 150 Mal im Jahr auf der Bühne. Nachdem dies in der Corona-Pandemie längere Zeit nicht mehr möglich war, freut sich der Höchberger nun endlich wieder live in lachende Gesichter blicken zu dürfen. Ein Gespräch über den Regelungs-Flickenteppich Deutschland, die Vorbereitung auf Fasching und warum in der Pandemie sogar Amanda-Fans in Südafrika auf ihre Kosten kamen.

Frage: Mittlerweile dürfen Sie wieder vor mehr Publikum auftreten und haben deshalb kürzlich vom 'Zauber des Neuanfangs' gesprochen. Ist der Zauber noch gegenwärtig oder kam mittlerweile die Ernüchterung?

Sebastian Reich: Ich spüre den Zauber immer noch. Man merkt, dass die Leute sich sehr freuen. Das sind ja alles Veranstaltungen, die verschoben wurden und jetzt stattfinden. Die Leute hatten ihre Tickets also schon. Eigentlich befänden wir uns schon seit längerem im Weihnachtsgeschäft für die Ticketkäufe für Auftritte im nächsten Jahr, aber hier sah es bislang noch sehr dürftig aus. Und das betrifft sämtliche Branchen, egal ob Kabarett, Musik oder Comedy.

Die Menschen trauen dem Frieden noch nicht?

Reich: Ja, es herrscht doch noch große Verunsicherung. Auch wenn sich dieser Tage die Tendenz in die richtige Richtung bemerkbar macht.

Seit einigen Wochen sind kulturelle Veranstaltungen im größerem Rahmen wieder möglich. Ist die Normalität zurückgekehrt oder sind die Einschränkungen noch spürbar?

Reich: Ich habe verschiedene Veranstaltungen gemacht, bei der Maskenpflicht herrschte. Die Zuschauer haben damals alle gesagt, dass man sich mittlerweile daran gewöhnt habe. Vergangene Woche kam ja nun endlich der Beschluss, dass Kultur auch wieder ohne Maske und Abstand möglich ist. Als Künstler auf der Bühne in lachende Gesichter zu blicken, ist einfach viel schöner. Auch das Feedback der Zuschauer ist großartig und auch tatsächlich schon an der Ticketnachfrage spürbar.

Wie waren die Reaktionen mit Maske? Gibt es die berühmten lachenden Augen?

Reich: Ja, es haben die Augen gestrahlt und der Stimmung hat es überraschenderweise keinen Abbruch getan. Das hatte ich anders erwartet. Aber ohne Maske ist es für beide Seiten natürlich ein schöneres Gefühl.

Seit sie ein kleiner Junge waren, stehen sie auf der Bühne. Während der Pandemie ging das nun eine lange Zeit nicht mehr. Wissen Sie noch, wie lange Sie nicht auftreten konnten?

Reich: Die längste Phase war von Mitte Oktober 2020 bis Mitte Juni 2021. In dieser Zeit stand ich zwar vor der Kamera, hatte aber keinen öffentlichen Auftritt mit Zuschauern.

Bei ihrem ersten Auftritt nach der Corona bedingten Zwangspause Mitte Juni freuten sich Amanda und Sebastian Reich sichtlich über ihr Publikum in der 'ausverkauften' Turnhalle in Zell.
Foto: Sebastian Reich | Bei ihrem ersten Auftritt nach der Corona bedingten Zwangspause Mitte Juni freuten sich Amanda und Sebastian Reich sichtlich über ihr Publikum in der "ausverkauften" Turnhalle in Zell.
Können Sie sich an den Moment erinnern, als Sie wieder vor echten Menschen statt vor Kameralinsen gespielt haben?

Reich: Definitiv! Das war in Zell am Main in der 'ausverkauften' Turnhalle mit 100 Leuten. Mehr waren nicht genehmigt. Das ist ein Bruchteil von dem, was wir sonst an Publikum haben. Dadurch war es ein bisschen wie früher, also back to the roots. Und trotzdem war es ein unbeschreibliches Glücksgefühl – auf beiden Seiten. Man hat da sehr deutlich gemerkt, was man die letzten Monate vermisst hat. Ich hatte in der Zeit ja viel Online gemacht, wie Backkurse und auch Online-Shows zu Ostern oder Weihnachten. Aber: Live ist live! Ich hoffe, dass ich so eine lange Zwangspause nicht mehr erleben muss.

Sie waren im Sommer in ganz Deutschland unterwegs und jedes Mal mit anderen Regelungen konfrontiert. Verliert man irgendwann den Durchblick?

Reich: Ja, es war ein absoluter Flickenteppich. Es ist nach wie vor traurig, dass es die Politik nicht schafft, bundesweit einheitliche Regelungen zu finden. Da gibt es ganz klar Nachholbedarf! Teilweise gab es sogar in einzelnen Orten dann noch einmal andere Regeln als sie im jeweiligen Bundesland herrschten, weil die Kreisverwaltungsbehörden noch einmal Sonderregelungen, die gar nicht in Zusammenhang mit der Inzidenz standen, eingeführt hatten. Hierbei besteht dann vor allen Dingen keinerlei Planungssicherheit für Veranstaltungen.

Corona trifft also die Kunst- und Kulturbranche immer noch hart?

Reich: Ja. Bei den Oper-Air-Veranstaltungen im Sommer gab es Situationen, wo auf dem Veranstaltungsgelände im Biergartenbetrieb zehn Personen an einem Biertisch sitzen durften und als um 18 Uhr die Veranstaltung begonnen hat, plötzlich nur noch vier. Für unsere Branche hätten einige Lockerungen früher kommen können.

Haben Sie einen Appell an die Politik?

Reich: Ich würde mir wünschen, dass sich Politiker Veranstaltungen einmal vor Ort anschauen – und dann entscheiden, was zu tun ist. Wenn man nämlich aufgrund von Vorgaben zehn Personen mehr Personal gebraucht hat und dann aber nur die Hälfte der Menschen reinlassen durfte, kann sich jeder ausrechnen, dass das finanziell nicht funktioniert. Von einem Bürostuhl lassen sich solche Entscheidungen leicht treffen, aber es wäre sinnvoll, wenn die Entscheider auch einmal vor Ort dabei sind. Nun blicke ich mit meinem Team aber optimistisch nach vorne.

Wenn der Auftritt mit Amanda nicht auf der Bühne geht, dann eben vor der Kamera. Trotzdem hat Künstler Sebastian Reich sein Live-Publikum vermisst.
Foto: Sebastian Reich | Wenn der Auftritt mit Amanda nicht auf der Bühne geht, dann eben vor der Kamera. Trotzdem hat Künstler Sebastian Reich sein Live-Publikum vermisst.
Sie sind gelernter Bäcker und Konditor, die Corona-Zwangspause haben Sie mit Video-Backkursen aus der eigenen Küche überbrückt. Planen Sie solche Aktionen wieder oder war das aus der Not heraus?

Reich: Das war aus der Not heraus geplant, aber ich möchte es auch nicht ausschließen, dass dies wiederkommt. Es war ein spannendes Projekt, das von den Leuten super angenommen wurde. Wir hatten ja auch Auswanderer als Teilnehmer, die in Südafrika, Österreich oder der Schweiz vor dem Laptop standen und mitgebacken haben. Fans, die normalerweise gar nicht die Möglichkeit haben, Amanda live zu erleben. Für die war das natürlich ein absolutes Highlight.

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Was haben die Südafrikaner denn mitgebacken?

Reich: Fränkisches Bauernbrot. Es war lustig, weil sie gewisse Dinge wie Roggen oder Dinkelmehl in Südafrika erst einmal bekommen müssen. Das war dann für beide Seiten sehr spannend. Aber das Brot ist gut geworden.

Ein Thema, das die fränkische Seele bewegt, ist der Fasching – der ja stattfinden soll. Laufen die Vorbereitungen für Amandas Auftritt auf Hochtouren oder sind Sie da noch etwas zögerlich?

Reich: Die Vorbereitungen laufen. Wir haben noch kein fixes Thema, aber inhaltlich bietet die aktuelle Zeit genug Stoff. Daran wird es nicht scheitern. Ich bin der festen Überzeugung, dass Fasching stattfinden wird, wenn auch nach wie vor in einer etwas anderen Form. Aber auf alle Fälle wieder größer und noch ein bisschen stimmungsvoller und närrischer als 2021.

Trotz Corona – was war denn Ihr schönstes Erlebnis in diesem Jahr?

Reich: Das schönste Erlebnis war das Feedback der Fans. Es ist normal, dass man nach Auftritten schönes Feedback bekommt, aber gerade in dieser Corona-Zeit kam dies von sehr vielen Menschen über Mails, Briefe oder Social Media-Nachrichten. Es haben sich so viele Menschen bedankt, dass Amanda auch in dieser eher unschönen Phase mit Social Media-Aktionen für gute Laune gesorgt hat. Das hat mich auch über diese Zeit getragen. Dass man auch weiß, für was man das macht.

Auf was freuen Sie sich in der Zukunft?

Reich: Auf meine neue Tour, die 'Verrückte Zeit' heißt. Der Titel ist aber tatsächlich schon vor Corona entstanden. Ich freue mich tatsächlich auf die 'Verrückte Zeit' nach dieser verrückten Zeit.

Sebastian Reich

Seit 1990 steht Sebastian Reich (38) aus Höchberg im Landkreis Würzburg auf der Bühne, erst als Zauberer, seit 2002 als Bauchredner. Nilpferddame Amanda begleitet ihn seit 2008 vor das Publikum. Auf seiner Facebook-Seite "Sebastian Reich & Amanda" folgen ihm über 78 000 Nutzerinnen und Nutzer. Im November startet sein neues Tourprogramm "Verrückte Zeit".
Quelle: jsc
 
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Kommentare
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  • flyarcus@gmx.de
    Da freuen wir uns aber, endlich wieder das Hirn ausschalten zu können und zu versuchen die Stofftierkomik lustig zu finden….
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  • dbuettner0815@gmail.com
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Niemand ist gezwungen Reich und Amanda zu hören oder zu sehen.
    Ggf. gefällt Ihnen Pat und Patachon besser. Geschmacksache! Ist eben so ...
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