In einem schmucken Reihenhäuschen im Höchberger Ortsteil Hexenbruch liegt es: Amandas Reich. Oder eher: Amandas Garderobe. Denn mittlerweile kommt die Nilpferddame auf über 200 Kostüme. Egal ob Kochjacke, Dirndl oder Bikini - für jeden Anlass findet sich ein passendes Outfit.
Die Frau hinter Amandas Stil
Hüterin dieser Schätze ist Christa Reich, Sebastian Reichs Mutter und die Frau hinter Amandas Stil. "Ich habe von Anfang an die Kostüme genäht und angepasst", erzählt die Hobbyschneiderin, die sich alles selbst beigebracht hat.
Stolz zieht sie ein grünes Jackett mit farblich abgesetztem Revers aus dem Kleiderberg, der sich vor ihr auf dem Tisch türmt. "Das Merkel-Kostüm habe ich 2013 für Fastnacht in Franken genäht", erzählt sie. Eine Woche hat sie daran gearbeitet. "Der Kragen war für mich eine Herausforderung. Ich bin zu korrekt", sagt sie - während Sohn Sebastian mit einem Lachen "zu pingelig" ergänzt.
Pailletten, Tüll und ganz viel Glitzer
Eine Kommode und zwei komplette Boxen im Hobbykeller von Reichs Eltern sind gefüllt mit Amandas Kleidung und Accessoires. Öffnet man die Schubladen der rustikalen Bauernkommode quillen stapelweise Tüll und Pailletten heraus. "Ich versuche immer zu sortieren, dass ich weiß, wo alles liegt - bis Sebastian kommt und wieder etwas hineinstopft", sagt Mutter Christa.
In diesem Jahr ist Sebastian Reich mit seiner Amanda schon zum zehnten Mal bei Fastnacht in Franken in Veitshöchheim dabei. So kurz vor der Sendung steht natürlich bereits das Outfit fest. Doch zeigen will der 36-Jährige es noch nicht: "Ich kann sagen, dass es etwas Herzliches wird, da Valentinstag ist. Amanda in love also."
Welches Outfit für Amanda passend ist, entscheiden Mutter und Sohn zusammen, aber "den Segen gibt am Ende der Chef", sagt Christa Reich und blickt stolz zu ihrem Sohn. Der gleich schuldbewusst antwortet, dass seine Mutter doch oft sehr kurzfristig Hand anlegen muss: "Die besten Ideen kommen mir immer zum Schluss und die Mutter muss es dann ausführen."
Irritationen beim Shopping
Das Shoppen für die Nilpferddame übernimmt Sebastian Reich - und zwar ohne Puppe. Denn das führt auch ohne Amanda zu skurrilen Situationen. "Vor Jahren als ich noch nicht so bekannt war und ich mich in der Kinderabteilung umgeschaut habe, wurde ich von den Verkäuferinnen immer nach dem Alter des Kindes gefragt", erzählt Reich. "Als ich geantwortet habe, dass es für eine Puppe oder besser gesagt ein Nilpferd ist, wurde ich schon schräg angeschaut."
Wenn er unterwegs auf Tour ist, nutzt er die Chance Amandas Garderobe zu vergrößern: ein Dirndl stammt aus Österreich, ein Weihnachtsbaumkostüm aus Mallorca. Und auch im heimischen Würzburger Stoffladen weiß man genau, was Stammkundin Amanda braucht. "Es muss elastisch sein, damit es darüber passt. Amanda macht nicht so einfach mit beim Umziehen", so Reich.
Eine Kombination aus Kinder- und Damengröße
"Aber geändert werden muss fast alles", erklärt Christa Reich. "Oben herum hat Amanda Kindergröße 110 und unten herum eine 40er Damengröße. Der Bauch ist ja da." Doch das kann auch ein Vorteil sein, weiß Sebastian Reich: "Zumindest hat sie immer die gleiche Figur."
Auch wenn er viele Ideen für seine Puppe hat, Mutter Christa pocht auf ihr Mitspracherecht. "Beim Material muss ich mich durchsetzen", erklärt sie. "Sein Motto ist ja 'geht nicht, gibt's nicht' - aber wenn dann wegen des Stoffs dreimal die Nadel der Nähmaschine abbricht, geht es nicht." Mutter und Sohn sind sich dann auch wieder schnell einig: realisierbar muss die Kostümidee bleiben.
Pilot Reich und Stewardess Amanda
Die Stücke haben einen emotionalen Wert für den Bauchredner, denn jedes Teil erinnert ihn an einen Auftritt, wie Amandas erstes Touroutfit für die "Bauchlandung" Tournee 2012: eine Stewardessenuniform. Der Bauchredner war als Pilot auf der Bühne mit ihr auf dem Weg nach Rio de Janeiro.
Gekonnt demonstriert Christa Reich, wie das aufwendig genähte Stewardessenkostüm sich an der Rückseite komplett mit Klettverschlüssen öffnen lässt: "Sebastian musste es ja schnell mit einer Hand aufmachen können." Denn am Ende des Programms in Rio angekommen, kam gleich das teuerste Stück der Garderobe zum Einsatz: ein mit Swarovski-Steinen für 200 Euro besetzter Bikini.
Im Moment sind die Beiden in der heißen Planungsphase für die nächste Tour. "Die Frage, die uns beschäftigt ist: Wie kann Amanda ein Handy halten?", erklärt der Bauchredner. Immerhin gehe heutzutage nichts mehr ohne Smartphone - da braucht natürlich auch die Nilpferddame eines. Über die Umsetzung grübeln Mutter und Sohn noch. "Vielleicht wird ein Magnet eingearbeitet", überlegt Reich.
Im zehnten Jahr bei Fastnacht in Franken
Auch wenn Reich in diesem Jahr schon zum zehnten Mal bei Fastnacht in Franken dabei ist, nervös ist er trotzdem: "Das ist immer der Höhepunkt im Jahr. Man freut sich auch darauf, weil man mitbekommt, wie die Leute sich freuen. Das Schöne an der Sendung ist, dass es für die breite Masse ist. Kinder, Jugendliche, Omas und Opas - alle versammeln sich vor dem Fernseher."
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Was Amanda bei Fastnacht in Franken trägt, bestimmt der Künstler. Trotzdem muss es zum Fernsehen passen."Letztes Jahr hatten sie Angst, dass Amandas Brautkleid zu weiß für die Kameras ist. Deshalb hatten die Verantwortlichen vorgeschlagen, dass wir das fertige Kleid in Tee tauchen, damit es dunkler wird", erzählt der 36-Jährige. Soweit kam es jedoch nicht, die Farbabstimmung passte. Zum Glück - denn seine Mutter hatte sich geweigert das kostbare Kleid zu verfärben.
Von Kapstadt nach Veitshöchheim
Und bevor Reich am Freitagabend, 14. Februar, in der BR-Sendung in Veitshöchheim auf der Bühne zu sehen ist, können ihn die TV-Zuschauer schon am Nachmittag in der ARD bewundern. Er hat bei der Kreuzfahrt-Doku "Verrückt nach Meer" mitgewirkt und darin gemeinsam mit Amanda Südafrika bereist. "Um 16.10 Uhr bin ich in Kapstadt und pünktlich um 19 Uhr in Veitshöchheim", erzählt er.
Auch für diesen Auftritt hat Christa Reich in stundenlanger Arbeit ein Matrosenoutfit genäht. "Ich habe nach wie vor viel Spaß an der Sache, denn wenn man es nicht mit Liebe macht, geht es nicht", erzählt sie. Nur die letzte Hand legt immer der Künstler selbst an, sagt Sebastian Reich: "Der Eingriffschnitt am Rücken ist das einzige was ich mache." Das kostbare Kostüm am Ende zerschneiden? Das bringt Christa Reich nicht übers Herz.