
Nach ihrer Schließung befanden sich die Kindertagesstätten (Kitas) bis zu den Sommerferien im "eingeschränkten Regelbetrieb". Das bedeutete, dass Kinder ihre Einrichtung nicht besuchten durften, wenn sie akute Krankheitssymptome hatten. Das ändert sich ab 1. September. Die Kitas gehen in den Regelbetrieb über. Kinder mit milden Symptomen, wie leichter Schnupfen und ohne Fieber, dürfen wieder in die Kita. Bei Fieber, Durchfall, starken Bauchschmerzen, Hals- und Ohrenschmerzen oder starkem Husten seien sie jedoch "in keinem Fall" in die Kita zu bringen, teilt das Familienministerium mit.
Ab wann Kinder mit Schnupfen nicht mehr in die Kita dürfen
Grundlage ist der "Drei-Stufen-Plan", der sich an dem in Bayern geltenden Corona-Warnsystem orientiert. Welche Stufe gilt, entscheiden die Gesundheitsämter anhand der Infektionszahlen der vergangenen sieben Tage pro 100 000 Einwohner, der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz.
Stufe eins geht bis zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35, Stufe zwei bis 50. Solange dürfen auch Kinder mit milden Symptomen weiterhin in die Kita gehen, dort spielen und toben.
Stufe drei tritt ein, wenn es mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gibt. Als Folge wird die Anzahl der betreuten Kinder eingeschränkt. Wer schnieft, hustet oder niest, muss dann für den Kita-Besuch einen negativen Corona-Test haben.
Das kritisiert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern in einer Pressemitteilung scharf. Die neue Regelung sorge für "Unmut unter den Beschäftigten". Sie seien schließlich ohnehin "in einem der wenigen Arbeitsbereiche" tätig, in denen "ein wirksamer Arbeitsschutz derzeit noch kaum möglich" sei.
Auch der Erzieher und Sozialpädagoge Christian Gündling, Leiter der Würzburger Kita an der Löwenbrücke, in der es im Juli einen Corona-Fall ohne weitere Ansteckung gegeben hatte, befürchtet, dass die Erkältungswelle im Herbst Eltern, Mitarbeiter und Träger weiter belasten wird. Laut Jörg Nellen, kommissarischer Vorsitzender der GEW Unterfranken, hatten Kita-Beschäftigte die Sorge geäußert, dass bei der Arbeit ihre Sicherheit nicht gewährleistet sei.
Lügen und tricksen Eltern, um ihr Kind in die Kita zu bringen?
Eltern stünden unter dem Druck, arbeiten zu müssen, so dass sie auch ein krankes Kind in die Kita bringen würden, vermutet Nellen. Doch seiner Erfahrung nach könnten Kitas die Eltern "mit dem Hinweis auf die Gefahr der Totalschließung" überzeugen, ihr krankes Kind doch lieber für kurze Zeit zuhause zu betreuen.
Drastischer äußerte sich die GEW Bayern: "Kollegen werden teils belogen, es wird getrickst", um kranke Kinder in den Einrichtungen abgeben zu können. Ein Beispiel nennt die Gewerkschaft: "So sind beim mitgegebenen Essen schon mal Tabletten gegen Fieber dabei." Danach befragt, konnten Kita-Träger in Unterfranken allerdings keine derartigen Vorfälle berichten.
Der Caritasverband der Diözese Würzburg möchte die neue Regelung noch nicht bewerten. Mit rund 490 Einrichtungen, rund 6500 Mitarbeitern und 50 000 betreuten Kindern ist er der größte Träger in Unterfranken. "Wie sich die Situation in unseren Kitas nach dem 1. September darstellen wird, können wir nicht vorhersagen", teilt Kilian Martin, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, mit. Man verfolge die Entwicklung "aufmerksam und kritisch".
Mehr Klarheit: Elternverband begrüßt die neue Regelung
Für Annett Kießlich, Abteilungsleiterin für die Kitas des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) im Kreisverband Kitzingen, sei "alles gut vorbereitet". Zusätzlich zum Rahmenplan des Ministeriums habe "jedes Haus ein Hygiene-Schutzkonzept".
Zusätzlich lasse das BRK an diesem Montag alle Mitarbeiter testen. Die Lage in den Häusern schätzt sie als "entspannter als vor den Sommerferien" ein. Je länger der Umgang mit dem Virus andauere, umso besser kämen Mitarbeiter und Kinder mit den Abläufen zurecht. Wie die neue Regelung in der Praxis aussehen wird, müsse sich auch für Kießlich erst zeigen.
Monika Römer-Girbig, im Bayerischen Elternverband zuständig für Kitas, befürwortet die neue Regelung. Den Eltern würden dadurch Unsicherheiten genommen. Wie gut sich der Plan des Ministeriums umsetzen lasse, hänge für sie vom weiteren Infektionsgeschehen ab. Grundsätzlich brächten die drei Stufen mehr Klarheit für Eltern, die besorgt darüber waren, da ihre Kinder wegen einer "Schnupfennase" nicht in die Kita durften.
Nachrüstung: Häuser sind oft nicht in der Hand des Trägers
Für die GEW Bayern müsste es das Hin und Her zwischen Eltern und Erziehern gar nicht geben, wenn das Problem der Arbeitssicherheit gelöst worden sei. Umfangende Testungen seien eine Möglichkeit. Nachdem die Verbreitung der Coronaviren über Aerosole seit längerem bekannt sei, hätte man auch über Luftreinigungsanlagen nachdenken müssen: "Jetzt könnte es ein Beschaffungsproblem geben, das am Ende alle in den Kitas ausbaden müssen."
BRK-Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard weist darauf hin, dass einige neuere Gebäude solche Anlagen hätten, schwierig sei allerdings die Nachrüstung älterer Häuser: "Häufig sind die gar nicht in unserer Hand." Darüber müsste dann der Eigentümer entscheiden. Um für frische Luft zu sorgen, sieht der Hygiene-Plan des Ministeriums "stündliches Lüften" vor.
Um berufstätigen Eltern mehr Möglichkeiten zu geben, kranke Kinder zuhause betreuen zu können, einigte sich der Koalitionsausschuss darauf, für gesetzlich Versicherte die Anzahl der Kinderkrankentage in diesem Jahr zu erhöhen. Elternpaaren stehen jeweils 15 Tage (statt zehn), Alleinerziehenden 30 Tage (statt 20) zu, sofern es keine andere Betreuungsmöglichkeit gibt.
Wären Jobs so bezahlt, dass ein Einkommen den Familienunterhalt finanziert, würde sich (nicht nur) die Frage nach Betreuung im Krankheitsfall nicht ganz so häufig stellen.
Wären Zeiten für Kinderbetreuung und -erziehung voll anrechenbar auf den Rentenanspruch,genauso.
Oder Frauen werden wieder von Schulbildung und Ausbildung ausgeschlossen, lernen kochen, nähen, hauswirtschaften, und werden erst gar nicht mehr auf Idee gebracht, das Leben wäre mehr als Kinder, Küche, Gatte glücklich machen.
Oder Gebärverbot für Berufstätige?
Natürlich bräuchte D dann noch mehr Zuwanderer, die die Arbeit erledigen und die Renten erwirtschaften, bis die Kleinchen alt genug zum Geldverdienen sind.
Ironie aus.
Dass Kinder auf die Welt kommen und vernünftig versorgt und betreut sind, ist eben keine reine Privatsache. Staat und Gesellschaft sollten größtes Interesse daran haben, dass das gewährleistet werden kann!
1.Kollegen und Arbeitgeber Verständnis zeigen. wenn Eltern aus diesem Grund zuhause bleiben und
2.man als Betroffener so viele Kinderkrankheitstage zugestanden bekommt, wie man eben braucht.
KEINE OPTION für mich ist es, kranke Kinder in die KiTa oder Schule zu schicken, vor allem nachdem man jetzt weiß, dass die Virenlast im Rachen der Kinder höher ist, als bei Erwachsenen, die Kleinen aber meist symptomfrei bleiben oder nur leichte Symptome haben. Hizu kommt, dass es natürlich auch Eltern gibt, die ihrem Kind morgens den Fiebersaft geben und es in die entsprechende Einrichtung schicken. Ich habe persönlich so einen Fall gekannt, bin aber sicher, dass es das öfter gibt.
Die Regelung, wie im Artikel beschrieben, kommt für mich einem Experiment an Menschen gleich, beschlossen von Leuten, die nicht mit Kindern arbeiten.
Verständnis? Warum? Natürlich ist ein krankes Kind ein Problem, aber das der Eltern.
Kinder sind kein "Problem".
Kinder sind die Zukunft.
Erwachsene mit solch Kinderfeindlichen Einstellungen wie Sie, sind das Problem in der Gesellschaft.